Welttag des Buches

Am 23. April 2023 ist es wieder so weit: Deutschlandweit feiern Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken, Schulen und Lesebegeisterte am UNESCO-Welttag des Buches ein großes Lesefest. Bereits zum 27. Mal verteilen Buchhandlungen rund um diesen Tag das Welttagsbuch „Ich schenk dir eine Geschichte“ an eine Million Schüler*innen. Ein Angebot, das die Hellingskampschule in Bielefeld bereits seit einigen Jahre gerne annimmt. Karla Siemens wird mit ihrer 4. Klasse das erste Mal dabei sein.

Die Lust aufs Lesen weckt die Bielefelder Grundschule aber längst nicht nur an diesem einen Tag im Jahr. Seit 2015 hat sie am Standort Josefstraße einen Leseclub – eine eigene kleine gemütlich eingerichtete Bibliothek. Entstanden ist er in Zusammenarbeit mit dem Offenen Ganztag (Träger ist die AWO), der dort auch im Nachmittagsbereich Angebote ermöglicht. Lehrerinnen und Schülerinnen finden im Leseclub alles, was für das Medium Buch begeistert. Gut sortiert nach Lesefähigkeit bzw. Schwierigkeitsgrad und verschiedensten Themengebieten, vom Bilderbuch über Sachkunde bis zu zweisprachigen Büchern. Die Schüler*innen dürfen die Bücher auch ausleihen und gerade die ersten Klassen genießen die regelmäßigen Vorlesezeiten durch Ehrenamtliche.

Karla Siemens

Der Leseclub ist aber auch Bestandteil des Unterrichts. „Wir verbringen hier Deutschstunden und leiten zum freien, interessengeleiteten Lesen an. Dabei ist es wichtig, den Kindern Hilfestellung zu geben und zum Beispiel Fragen zum Wortschatz zu beantworten“, so Karla Siemens, die vor knapp einem Jahr an der Hellingskampschule ihre erste Stelle angetreten hat. „Unser Ziel ist es, einen einfachen Zugang zu Büchern zu schaffen“, unterstreicht die Klassenlehrerin einer 4. Klasse. „Wir bewegen uns hier in einem heterogenen sozialen Umfeld und für viele Kinder ist Deutsch nicht die Muttersprache. Zuhause stehen vielleicht keine vollen Bücherregale, aber hier können die Kinder am Lesen teilhaben. Wir versuchen alle mitzunehmen, und auf alle Interessen und Bedürfnisse einzugehen.“

Genau diese inklusive Herangehensweise gefällt der jungen Lehrerin auch an der Aktion zum „Welttag des Buches.“ „Die Bücher, die dafür geschrieben werden, sind so konzipiert, dass sie nicht typisch für Jungen oder Mädchen sind. Und durch die zahlreichen Illustrationen finden selbst Kinder, die noch nicht so gut mitlesen können, einen Zugang. Außerdem wird der gemeinsame Ausflug zur Buchhandlung bestimmt spannend.“

Ganz alltäglich ist dagegen der Besuch des Leseclubs. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin können die Schüler*innen hier herausfinden, was für ein Buch sie interessieren könnte und woran sie das erkennen. Am Titel, am Cover oder hilft der Klappentext weiter? „Der Renner sind Bücher, die einen Bezug zu Fernsehserien oder Computerspielen haben. Da verfügen die Kinder über Vorwissen und das erleichtert ihnen den Zugang. Außerdem lieben sie ‚Guiness World Record‘- Bücher‘“, verrät die Wahl-Bielefelderin, „und spielen die Rekorde manchmal auf dem Pausenhof nach. Sie mögen alles, wo sie selbst aktiv werden können.“

Deshalb arbeitet Karla Siemens gerne mit Lesekrimis, bei denen die Schüler*innen Kriminalfälle lösen. „Oft versuchen wir auch ‚alte‘ und neue Medien zu verbinden, zum Beispiel indem sich die Kinder beim Vorlesen filmen. Oder wir nutzen Lese – A pps, bei denen sie Fragen zum Buch beantworten, das schafft Abwechslung.“ Und noch etwas ist Karla Siemens und ihren Kolleg*innen wichtig: „Wir wählen Bücher aus, die uns selbst begeistern, denn das kann anstecken.“ Gerade hat sie für den Sexualkundeunterricht „Der Tag, an dem Papa ein heikles Gespräch führen wollte“ von Marc-Uwe Kling ausgesucht. „Ich liebe dieses Buch. Das wissen die Kinder und fragen oft, wann wir mein Lieblingsbuch weiterlesen“, lacht die Lehrerin

Aber warum ist Lesen eigentlich so wichtig? „Ich habe das Gefühl, dass es die Empathie fördert. Die Kinder lernen andere Welten kennen. Außerdem erweitern sie beim Lesen automatisch ihren Wortschatz. Sprachgebrauch und Rechtschreibung werden gefördert, und eigene Geschichten zu schreiben macht sie kreativer und fantasievoller.“ ✔

Große Leseförderungsaktion

„Ich schenk dir eine Geschichte“ ist eine gemeinsame Aktion von Stiftung Lesen, Stiftung Buchkultur und weiteren Partnern. Seit 1997 erhalten Schüler*innen der 4. und 5. Klassen rund um den UNESCO-Welttag des Buches ein Buchgeschenk. Ziel der Initiative ist es, Kinder jedes Jahr mit einer eigens für die Aktion geschriebenen Geschichte für das Lesen zu begeistern. Nachdem in den Vorjahren die Kombination aus Text und Comiczeichnungen bei den Teilnehmenden sehr gut ankam, gibt es auch dieses Jahr wieder einen Comicroman. So kann mit den unterhaltsamen Textpassagen und Illustrationen bei Kindern mit unterschiedlichen Leseniveaus die Leselust geweckt werden.

www.welttag-des-buches.de

Foto: Stefanie Gomoll, Stiftung Lesen/Alexander Sell