Na, braucht ihr noch einen guten Geschenk-Tipp. Der Trend geht zum Zweit-Buch. Wir haben da ein paar Ideen, was man so unter den Baum legen könnte.
Jane Gardam: Robinsons Tochter
Hanser Berlin, 24 €
In Deutschland wurde die Bestseller-Autorin vor allem mit ihrer großartigen Trilogie um Old Filth bekannt. Doch auch dieses frühe Werk, das im Original 1985 erschien, lässt bereits Jane Gardams erzählerische Meisterschaft erkennen. „In Robinsons Tochter steht alles drin, was ich zu sagen habe“, so die Autorin über ihren überbordenden Roman mit einer ganz besonderen Heldin. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Polly, die 1904 bei ihren frommen Tanten strandet. Der Beginn eines außerordentlichen Lebenswegs, der von Pollys Helden „Robinson Crusoe“ begleitet wird. Denn die Geschichte des einsam auf einer Insel Gestrandeten gibt ihr Halt. Die wiederholte Lektüre hilft ihr, zwei Weltkriege zu überstehen und zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Einfühlsam und humorvoll folgt der Roman fast ein ganzes Jahrhundert lang den Spuren seiner außergewöhnlichen Heldin. Manchmal hätte man allerdings gerne etwas mehr über Polly und die zahlreichen anderen Figuren erfahren. Lieber in die Tiefe, statt in die Weite geschaut. (S.G.)
Christoph Peters –Dorfroman
Luchterhand, 22 €
Aus der Sicht eines Jungen von 15 Jahren erzählt Christoph Peters die Geschichte eines Dorfes in der Nähe des niederrheinischen Calcar, das Ende der 70er Jahre durch das große Bauprojekt des Schnellen Brüters nachhaltig politisiert wurde. Geschickt fängt Peters den Zeitgeist ein, wie Urananreicherung und Kernspaltung auch gewachsene katholische und landwirtschaftlich geprägte Dorfstrukturen spalten und wie der Widerstand gegen die Atomkraft wächst. Gleichzeitig verschränkt er mit starkem autobiographischen Bezug einen Erzählstrang, der Pubertät, erste Liebe und erwachenden Protest in die Handlung einfließen lässt. Der opulente Roman liest sich flüssig, ist an manchen Stellen aber künstlich naiv und schlicht formuliert. (H.O.)
Amélie Nothomb: Die Passion
Diogenes, 20 €
„Ich wusste seit jeher, dass man mich zum Tode verurteilen würde. Der Vorteil dieser Gewissheit: Ich kann meine Aufmerksamkeit Dingen zuwenden, die es wert sind – den Details.“ Und genau diesen Details widmet sich die belgische Bestseller-Autorin und fühlt sich in die Gedanken- und Gefühlswelt Jesu am Vorabend seiner Kreuzigung ein. Da geht es um Wunder, die er vollbracht, aber nicht als Segen empfand, seine Beziehung zu seiner Mutter und natürlich zu Maria Magdalena. Das ist zutiefst menschlich, göttlich geschrieben und ein unbeschreibliches Lesevergnügen. (E.B.)
Sebastian Fitzek: Der Heimweg
Droemer, 22,99 €
Der Bestseller-Autor ist für seine Pageturner bekannt. Und auch „Der Heimweg“ bildet da keine Ausnahme. Jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger. Das ist vielleicht vorhersehbar, hält die Spannung aber auf den rund 400 Seiten absolut aufrecht. Fitzek bringt in seinem neuesten Psycho-Thriller so viele Wendungen und Ideen ein, dass es locker noch für einen zweiten oder dritten Thriller gereicht hätte. Aber zum Inhalt: Es ist Samstag, kurz nach 22.00 Uhr. Jules Tannberg sitzt am Begleittelefon. Ein ehrenamtlicher Telefonservice für Frauen, die zu später Stunde auf ihrem Heimweg Angst bekommen und sich einen telefonischen Begleiter wünschen, dessen beruhigende Stimme sie sicher durch die Nacht nach Hause führt – oder im Notfall Hilfe ruft. Noch nie gab es eine wirklich lebensgefährliche Situation. Bis heute, als Jules mit Klara spricht. Die junge Frau hat entsetzliche Angst. Sie glaubt, von einem Mann verfolgt zu werden, der sie schon einmal überfallen hat. Und außerdem hat Jules Tannberg auch noch seine eigene traumatische Geschichte. Kann er Klara retten? (E.B.)
Hilmar Klute – Oberkampf
Galiani Berlin, 22 €
Seltsamer Titel? Vielleicht. Aber es ist der Name einer Metrostation in Paris, der die Handlung verortet. Der junge Jonas Becker will in der französischen Metropole seinen Traum vom freien Schriftstellertum verwirklichen, im Gepäck hat er eine Auftragsarbeit: eine Biographie über den von ihm verehrten Schriftsteller Richard Stein zu schreiben, der dort lebt. Kaum dort angekommen, den eitlen Autor kennengelernt und die schöne, lebensfrohe Christine, geschieht das Attentat auf Charlie Hebdo und die savoir-vivre-Atmosphäre von Paris wird bedrohlich überlagert. Wie Hilmar Klute es gelingt, den islamistischen Terror als Passepartout auf den Plot zu legen und gleichzeitig die Personen und Orte lebendig werden zu lassen, ist fabelhaft. Das Ende des Romans nimmt einem geradezu den Atem. (H.O.)
Jürgen Reitemeier & Wolfram Tewes: Mies gezockt
Pendragon, 13,90 €
Die Schweden haben Maj Sjöwall und Per Wahlöö in ihrer Kriminalliteratur – die Lipper haben Reitemeier und Tewes. In ihrem mittlerweile 19. Krimi geht’s so richtig hoch her. Angefangen bei einem DFB-Pokalspiel der Dorfkicker aus Heidental gegen Arminia Bielefeld, gefolgt von Schüssen (dieses Mal sind es Kugeln, keine Fußbälle) in Heidenoldendorf. Direkt vor dem Obernkrug, der Dienststelle von Jupp Schulte und seinen in Ungnade gefallenen Kollegen. Schulte kennt den Mann, der gerade auf offener Straße angeschossen wurde, ein kleiner Gauner, der in Verbindung zu dubiosen Wettbüros steht. Eigentlich ist das ein Fall für die Kreispolizeibehörde in Detmold, doch Schulte pfeift darauf, ermittelt auf mutterseelenallein auf eigene Faust. Das rächt sich wie eine vergebene Torchance. Denn neben dem Platz kann so etwas gern auch mal Gefahr für Leib und Leben bedeuten, wenn man sich mit den falschen Leuten anlegt. Doch Schulte hat eine Idee … (E.B.)