Es grünt. Und uns zieht es raus. Nicht nur ins heimische Grün. Auch, wenn Bielefeld in dieser Hinsicht sicher punkten kann. Uns locken die grünen Inseln La Palma, die Azoren und auch Schottland mit ihrem satten Grün.

Azoren
EIN HOCH AUF

Wie Wellen aus grünen Blättern erscheinen sie am Horizont. An der Nordküste von São Miguel, der Ilha Verde und größten der neun Azoren-Inseln, befinden sich inmitten einer üppig grünen Vegetation die beiden einzigen industriell genutzten Teeplantagen Europas. Mitten im Atlantik. Mal abgesehen von vereinzelten Teefeldern, die es (tatsächlich!) in Großbritannien gibt. Porto Formoso und Chá Gorreana bieten spannende Einblicke in den Teeanbau und die Produktion. Und nach einer Teeverköstigung lockt auf Chá Gorreana außerdem ein Rundwanderweg, der auf einer Länge von dreieinhalb Kilometern durch die grün bewachsenen Hügel führt.

Schließlich profitieren die Azoren von einer konstant hohen Luftfeuchtigkeit, die für (tägliche) Regenschauer sorgt. Und so erstrahlt die majestätische Landschaft in einer ganzen Palette satter Grüntöne. Hier treffen üppige Wälder mit tropischer Fauna auf heiße Quellen und türkisfarbene Seen. Sowohl die heißen Quellen als auch die kesselförmigen Krater zeugen vom vulkanischen Ursprung des portugiesischen Archipels.

Im schönen Tal von Furnas ist das ebenso offensichtlich wie in der Lavahöhle Gruta do Carvão oder dem Kratersee Lagoa de Santiago nahe der Hauptstadt Ponta Delgada. Wer die Abwechslung liebt, sollte sich aber nicht nur auf São Miguel beschränken – wo neben Tee auch Ananas angebaut werden – denn jede der Azoren-Inseln ist eine Welt für sich. So wie die Ilha das Flores, die Insel der Blumen ist eine wilde Schönheit und wie ihre große „grüne Schwester“ ein wahres Wanderparadies. Übrigens: 2007 wurden die Azoren vom National Geographic zur zweitschönsten Inselgruppe der Welt gewählt. ✔

La Palma
VULKANE & MEER

Sie ist die wasserreichste und grünste Kanareninsel – La Isla Bonita. Und sicherlich eines der entspanntesten Urlaubsziele zum Wandern. Eine Schnellstraße, um von A nach B zu kommen, sucht man hier zum Glück vergebens. Gewundene Straßen mit Haarnadelkurven sorgen automatisch für Entschleunigung. Aber das ist auch gut so, so bleibt mehr Zeit für die Betrachtung der wunderschönen und abwechslungsreichen Landschaft.

Ein Gebirgsgrat verläuft vom Norden zum Süden hin und trennt die Insel in unterschiedliche Klimazonen samt Vegetation. So finden sich Kiefern, Farne, Lorbeerwälder und eine Vielzahl von Drachenbäumen, Sukkulenten und vielen Blühpflanzen. Das von Schluchten (barrancos) zerklüftete vulkanische Gebirge führt bis in Höhen von über 2.400 m und damit weit über die Baumgrenze hinaus. Atemberaubend ist der Blick vom 2.426 Meter hohen Roque de los Muchachos. Ist das Wetter in den Niederungen mies, kann es sein, dass man oben im schönsten Sonnenschein einfach über den Wolken steht. Aufgrund der sauberen Luft und der geringen Lichtverschmutzung befindet sich unterhalb des Gipfels mit dem Observatorium eine der bedeutendsten Sternwarten der Erde. Das Gran Telescopio Canarias ist mit einem Durchmesser von 10,4 Metern sogar das weltweit größte Spiegelteleskop. Aber La Palma kann nicht „nur“ grün, sondern auch karg – zum Beispiel auf der Vulkan-Route. Hier wandert man zum Teil auf uralten Lavafeldern. Neu hingegen ist der Vulkan Tajogaite, der im September 2021 ausbrach und mehr als 1.300 Häuser zerstörte. Zum Glück starb bei diesem jüngsten Ausbruch niemand. Aber egal, wo man wandert: Es geht immer zackig hoch und runter. Bei Untrainierten ist der Muskelkater vorprogrammiert. Aber die Anstrengungen lohnen sich – versprochen! ✔

Schottland
SANFTE HÜGEL, GRÜNE GÄRTEN

Grüne Landschaften, atemberaubende Seen, eine bewegte Geschichte und eine lange Gartentradition prägen das eigenwillige und kontrastreiche Land mit allein 709 Inseln, über 130 verschiedenen Whisky-Sorten, unzähligen Golfplätzen, Männern in Schottenröcken mit Dudelsäcken und einem berühmt-berüchtigten Seeungeheuer.

Eine Reise durch die Berg- und Hügellandschaft der Southern Uplands bis Glasgow, dann weiter durch das mittelschottische Flachland, durch die Central Lowlands in die Literaturstadt Edinburgh bis ins schottische Hochland, den Highlands, bietet Zeit und Raum in die Vielfalt und das (Garten-)Grün des Landes einzutauchen. Saftig grüne Hügelketten und Wälder, romantische Ortschaften und alte Klosterruinen, stattliche Landsitze und Burgen prägen die Scottish Borders.

In der Grenzregion zu England, sie war im Hoch- und Spätmittelalter heftig umkämpft, liegt der eindrucksvolle Baumpark Dawyck Botanic Garden. Eingebettet in die samtig grüne und hügelige Flusslandschaft des Tweed lockt er Natur- und Gartenliebhaber gleichermaßen. Auch in den Argyll Bergen warten aufregende Waldgarten-Paradiese, wie Glenarn Woodland Garden. Gilt der Royal Botanic Garden in Edinburgh als einer der besten Botanischen Gärten der Welt, setzt der Cambo Walled Garden als einer der besten schottischen Küchengärten Akzente. Er stammt aus viktorianischer Zeit und vereint heute gekonnt Tradition und Moderne. Auch der ummauerte Garten von Crathes Castle – einer typisch schottischen Burg mit imposantem Turmhaus – bezaubert mit atemberaubenden Staudenrabatten und feinen Rasenflächen. In den Highlands sorgen die Gordon Castle Gardens – ein traditionelles Herrenhaus samt Küchengarten – für Inspirationen. Die Vielzahl schottischer Gärten, die zwischen Hügeln und Seen, Flüssen und weiten Wiesen liegen, ist schier unerschöpflich. Und so reicht eine Reise ins grüne Schottland wohl kaum, um sie zu erkunden.

TIPP: Eine Fahrt mit dem Royal Scotsman steht bei National Geographic übrigens auf der Liste Best of the World 2024. Wer Schottland auf diese Weise erkunden will, sollte schnell zusteigen. ✔