DIE UNI IST EIN JUWEL
Der Ort des Gesprächs – auf der Terrasse des Cafés oberhalb des Skulpturenparks der Kunsthalle – ist nicht zufällig gewählt. „Mir gefällt die Weite und der schöne Blick auf die Stadt. Hier können die Gedanken frei fliegen“, sagt Prof‘in Dr. Angelika Epple. Ab Oktober 2023 übernimmt die Historikerin die Leitung des Rektorats der Universität Bielefeld, die damit das erste Mal in ihrer 54-jährigen Geschichte von einer Rektorin.
Das Amt bedeutet für Angelika Epple nicht „nur“ einen Positions-, sondern einen Berufswechsel. Als Prorektorin – zwei Jahre für die Bereiche Forschung und Internationales, davor sechs Jahre für Internationales und Diversität – war sie fest in der Forschung verankert. Bis kurz vor ihrer Amtsübernahme hat sie an ihrem vorerst letzten Buch zur Globalen Mikrogeschichte gearbeitet, ein Thema, das sie bereits seit über 20 Jahren begleitet. Ihre Faszination für das Fach Geschichte liegt in ihrem tiefen Interesse für Menschen begründet. „Geschichte ist im Kern Menschen und ihr Handeln. Das führt zu der großen Frage nach globaler Gerechtigkeit beziehungsweise Ungerechtigkeit. Es geht darum, Kausalitäten zu verstehen und nicht darum, Jahreszahlen auswendig zu lernen.“ Berührungspunkte zu Bielefeld gab es schon früh. Als Doktorandin bewarb sie sich 1995 um die Aufnahme in ein Graduiertenkolleg an der Universität Bielefeld. „Ich wollte unbedingt nach Bielefeld, ,the place to be‘. Von hier gingen und gehen inspirierende Gedanken aus. Dass ich nun etliche Jahre später als Rektorin die Zukunft der Universität mitgestalten darf, hätte ich niemals gedacht.“ Studiert hat sie in Málaga, Freiburg und Berlin. Das akademische Nomadenleben führte sie u. a. nach Hamburg, Dresden, London, Washington und Guadalajara in Mexiko. Jeder Aufenthalt eine Bereicherung.
„Durch einen Ortswechsel und das Eintauchen in andere Kulturen verändert sich die Perspektive. Mit der Uni in Guadalajara haben wir als Universität Bielefeld heute eine enge Kooperation – nach Bielefelder Vorbild wurde dort zum Beispiel ein zweites ZiF aufgebaut“, berichtet sie begeistert. Interdisziplinäres Arbeiten ist ihr besonders wichtig. „Das haben wir in Bielefeld schon immer gemacht und sind in dieser Hinsicht mit unserer interdisziplinären Erfahrung anderen Hochschulen voraus. Wir brauchen das fächerübergreifende Arbeiten, um die drängenden Fragen der Zeit zu bearbeiten. Während der Corona Pandemie haben wir gemerkt, wie wichtig Interdisziplinarität ist, als Gesundheitswissenschaftlerinnen, Medizinerinnen, Gesellschaftswissenschaftler*innen und viele mehr zusammenarbeitet haben. Dasselbe gilt für die Herausforderungen rund um den Klimawandel.
EIN EXZELLENTER STANDORT
Die Universität ist für Angelika Epple ein Ort, an dem Menschen miteinander diskutieren und Konflikte produktiv lösen. Wo gemeinsam geforscht und gelehrt wird. Ein innovativer Lernort für die nächste Generation. Zur Lösung von Problemen beizutragen, das betrachtet sie als Aufgabe der Uni. Sowie die Stärkung der Brücken zur heimischen Wirtschaft und zur Stadtgesellschaft. Und denkt dabei an die teutolabs an der Uni, die Schülerinnen mit ihren Mitmach- und Experimentierlaboren für Naturwissenschaften begeistern. Oder an die WissensWerkStadt, die den Austausch im Sinne der Citizen Science fördern will. „Nicht zuletzt mit der Medizinischen Fakultät tun wir ganz konkret etwas für die Stadt und die Region. Die Zahl der Studierenden soll sich bis 2025 von 60 Studienanfängerinnen auf 300 pro Jahr erhöhen“, sagt Angelika Epple, die mit vielen Ideen und voller Elan ihr neues Amt angeht. Aber gemeinsam, als Team – das ist ihr wichtig. „Eine exzellente Uni hat auch eine exzellente Verwaltung“, betont sie. Die Uni soll ein exzellenter Standort für Studierende sein, die dort eine herausragende Ausbildung erhalten. Dabei setzt sie einen Fokus auf die Ausbildung von Lehramtsstudierenden und – nicht zuletzt – soll die Uni Bielefeld ein attraktiver Arbeitsplatz für die Mitarbeitenden sein. Eine Umfrage der Bielefeld Marketing ergab, dass die Bielefelderinnen stolz auf ihre Uni sind. „Daran möchten wir anknüpfen und unsere Sichtbarkeit auch im internationalen Kontext weiter erhöhen, um Forscherinnen und Studierende aus aller Welt nach Bielefeld zu holen. Wir haben mit der Uni ein Juwel, das wir noch mehr zum Leuchten bringen möchten.“ ✔