Von Bielefeld nach London

900 Kilometer auf dem Bike. In zehn Tagen von Bielefeld nach London. „Ich fahre schon viel, bin bei der Tour aber auch an meine Grenzen gestoßen“, erzählt Frederick Tanton (links im Bild). Gemeinsam mit seinen Freunden Maximilian Heinrich und Mirko Skotzke machte er sich auf den Weg. Für ihn war es eine sehr persönlich gefärbte Reise. Die Suche nach den eigenen Wurzeln.

Mein Großvater ist durch einen Unfall ums Leben gekommen. Mein Vater hat seinen nie kennengelernt. Aufgewachsen ist mein Opa südlich von London und ich wollte immer schon wissen, ob es dort noch Verwandtschaft gibt“, erklärt er den Hintergrund der Reise. Der Wunsch, den familiären Verbindungen in Großbritannien nachzuspüren, war in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus geraten. Die einzige Verbindung: Eine alte Adresse, wo sein Großvater aufgewachsen war. „Das Ziel war damit schnell gefunden. Und natürlich hat es uns sehr gereizt, mit dem Rad eine solche Reise anzutreten.

Wir wollten auf diese Weise einfach gern Land und Leute kennenlernen“, betont Frederick Tanton, der in Kanada, aber auch schon in Neuseeland gelebt hat. Die Tour nach London war für ihn die zweite längere Radreise. Vor drei Jahren fuhr er mit seinem Gravel Bike bereits quer durch die Niederlande. Der Reiz des Radurlaubs liegt für Frederick Tanton ganz besonders in der Geschwindigkeit, mit der sich Landschaft erleben lässt. „Sich Zeit zu nehmen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, finde ich spannend“, sagt der Bielefelder Fotograf, der nicht ohne seine Kamera reist. Malerische Landschaften wie der Broadwater Forest, pittoreske Orte wie Ightham und eindrucksvolle Schlösser wie das Castle Hill in Rochester oder der durch London führende Cycleway Blackfriars/ Tower Hill sorgten für Abwechslung entlang der Strecke. Die 900 Kilometer führten über die Niederlande und Belgien, wo die drei Bielefelder mit der Fähre von Dünkirchen nach Dover übersetzten, in mehreren Etappen von Ramsgate, Canterbury und Rye über Chatham und Woolwich bis nach London.

„Die englischen Berge haben es in sich. In Dover ging es schon gleich los. Immer schön rauf und runter“, stellt er mit einem Schmunzeln fest. Bei der Planung einzelner Etappen empfiehlt es sich neben den möglichen Kilometern auch die Topografie im Blick zu haben. Ausreichend Zeit für die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten oder einen Tag zur Entspannung – auch das macht eine Radreise genussreicher.

Ganz entscheidend ist die eigene Ausstattung, die auch schlechtem Wetter standhalten sollte. „Regenfeste Kleidung gehört unbedingt dazu“, bilanziert der Bielefelder. „Und wer im Zelt nicht gut schlafen kann, sollte sich stattdessen ruhig ein Bed and Breakfast gönnen, um ausgeschlafen aufs Rad zu steigen.“ Wer wiederum nicht allein unterwegs ist, sondern in einer Gruppe, weiß – und das trifft nicht nur auf Radurlaube zu –, dass jedem etwas anderes wichtig ist.

„Das sollte man am besten im Vorfeld klären“, unterstreicht Frederick Tanton. Den Entschluss, diese Reise auf YouTube zu teilen, hat er nicht bereut. „Innerhalb kürzester Zeit hatten wir 13.000 Aufrufe und ein supertolles Feedback“, erzählt der 28-Jährige, der am Ziel angekommen, erfuhr, dass die Nichte seines Opas zwei Jahre zuvor verstorben war. „Ich war zu spät“, stellt er fest. Dass er seinem Gefühl gefolgt ist, bereut er nicht. „Ich trauere nicht der Tatsache hinterher, dass ich am Ende mit meiner Suche erfolglos war. Die Begegnungen mit vielen freundlichen Menschen und die schönen Routen haben nicht nur bleibende Erinnerungen hinterlassen, sondern auch den Wunsch als Nächstes Schweden oder Norwegen per Rad zu erkunden.“

Bis dahin steigt er regelmäßig in Bielefeld aufs Rad und ist mit der Bielefelder Radcommunity, den Cycling Bats (@cycling_bats), unterwegs. ✔
Link zur Reise: https://youtu.be/dnI-lzF6J98

IN 24 STUNDEN AUF DEM BIKE
VON BIELEFELD NACH KOPENHAGEN
Idee und mediale Dokumentation der Non-ProfitSpendenaktion stammen von Frederick Tanton,
FrameStory – mehr lesen unter mein-bielefelder.de
Zur Doku: https://youtu.be/wM15YmL9lEA