TIERISCH GUT DRAUF
Reichlich Mist und Matsch und 60 tolle Tiere. So lässt sich unser Eindruck vom Dorf Sentana in Kurzform auf den Punkt bringen. Einige der Bewohner des Begegnungs- und Gnadenhofs in Bethel sind sogar so nett, dass sie für uns ihr Frühstück verschoben haben, weil wir erst um neun vor der Pforte stehen.
Das macht den Schweinen aber gar nichts, die schlafen einfach etwas länger“, beruhigt Mira unser schlechtes Gewissen. Bevor wir den Stall betreten dürfen, gibt uns die gelernte Landwirtin, die den Tierbereich leitet, aber erst einmal Überzieher für unsere Stiefel. Schließlich wollen wir keine gefährlichen Krankheiten wie die Schweinepest einschleppen. Tatsächlich ruhen die Mini- und Hängebauchschweine Karl, Kurt, Knut und Konrad sowie der riesige Eber Hans-Willy noch gemütlich im Stroh. Aber sobald meine Kolleginnen Julia und Caro das Futter verteilen, kommt Leben in die freundliche Bande. Für mich eine gute Gelegenheit, derweil den Mist einzusammeln und mich zu wundern, wie reinlich die Schweine sind: Ganz offensichtlich benutzen sie gezielt eine Ecke ihres Stalls als Toilette. Eine Angewohnheit, die Ponys nicht haben. Als wir bei unserer nächsten Station Pferdeäpfel einsammeln, gibt es daher mehr zu tun. Schnell sind zwei Schubkarren gefüllt und auf geht’s zum Misthaufen. Während wir unterwegs sind und später bei der Frühstückspause, erzählt uns Mira ein wenig von den Schicksalen der vierbeinigen Dorfbewohner. Hier hat jedes Tier nicht nur einen Namen, sondern auch eine besondere Geschichte. Kuh Elsa etwa ist es gelungen, dem Schlachthof zu entkommen. Statt ihr Leben für die Fleischproduktion zu geben, darf sie es jetzt auf dem Gnadenhof genießen. Das gilt auch für ihre Freundin Kimberly, die ebenso wie Hans-Willy ursprünglich aus der Landwirtschaft stammt. „Den Eber hat ein Mitarbeiter freigekauft, damit der nicht beim Schlachter landet“, erzählt Mira. Andere Tiere wie etwa die Ziegen sind Privatabgaben; manche Haustiere wie die Hunde auf dem Gnadenhof kommen von anderen Tierschutzvereinen wie dem Tierheim Bielefeld, wenn sie keine Vermittlungschancen haben. So ist von Hühnern bis zu Schafen, von Kaninchen bis zu Eseln seit der Eröffnung 2017 eine ziemlich bunte Truppe von Dorfbewohnern zusammengekommen. Wir lernen noch die Ziegen kennen, bei denen wir ausmisten und frisch einstreuen dürfen, ehe unser erlebnisreicher Einsatz auch schon zu Ende ist. Was wir mitnehmen, ist ein wenig Mist an den Stiefeln und ganz viel Bewunderung und Respekt für die Menschen, die hier mit viel Herzblut eine wunderbare Oase für Zwei- und Vierbeiner geschaffen haben.
DIE SENTANA STIFTUNG
… hilft Menschen und Tieren in schwierigen Lebenssituationen. Der Begegnungs- und Gnadenhof „Dorf Sentana“ bietet Tieren ohne andere Chance – etwa, weil sie alt oder krank sind – ein liebevolles und artgerechtes Zuhause. Gleichzeitig finden hier tiergestützte Projekte für Menschen mit Behinderung, psychischen Erkrankungen und Entwicklungsverzögerungen statt. „Wer anfängt, sich um andere zu kümmern, kann sich auch um sich selbst kümmern“, bringt Mira auf den Punkt, warum es so wertvoll ist, von Tieren gebraucht zu werden. Das Dorf ist außerdem ein Ort für Begegnung: zwischen Mensch und Tier, Menschen mit und ohne Behinderungen und zwischen Alt und Jung.
Wer die Arbeit der Stiftung unterstützen möchte, kann sich einerseits ehrenamtlich engagieren. Ca. 45 Menschen übernehmen hier derzeit verschiedenste Aufgaben. Gesucht werden gerade ehrenamtliche Hofbetreuer, die Fragen der Besucher*innen beantworten. Willkommen sind natürlich auch Spenden: Ob als Patenschaft für ein Tier, Mitgliedschaft im Freundeskreis oder für konkrete Projekte wie eine medizinische Behandlung. Nähere Infos dazu finden sich auf der Website.
www.sentana-stiftung.com
Öffnungszeiten
Mi. 10-12 UhrDo. & Fr. 15-17 Uhr
Sa. 13-18 Uhr (vom 1.11.-31.3. von 14-17 Uhr)
Der Kiosk ist seit März wieder geöffnet.