LACHYOGA

Lachen ist ansteckend, ist Interaktion wie sozialer Klebstoff und häufig auch eine unbewusste Form der Kommunikation. So viel steht fest. Doch wie ist es, ganz ohne Grund zu lachen? Ich hege leichte Zweifel, ob ich das kann. Und dass, obwohl ich oft und gern lache. Meinen Kolleginnen Pia, Alicia und Lynn geht es ähnlich. Gespannt warten wir auf unsere erste Stunde Lachyoga mit Silvia Rößler.

Lebe dein Lachen“ steht auf ihrem Shirt während viele bunte Smileys auf ihrem Halstuch und ihren Socken ganz ohne Worte signalisieren, worum es heute geht: Lachen! Doch bevor wir loslegen, führt uns die Bielefelder Lachbotschafterin in die Geschichte des Lachyogas, auch Hasya-Yoga genannt, ein. Der Ursprung der Lachyogabewegung liegt in Indien. 1995 führte der indische Arzt Dr. Madan Kataria, der über den positiven Effekt des Lachens schreiben wollte, spontan „Feldversuche“ im Park von Mumbai durch. Mit ungeahnten Folgen: Von Mal zu Mal gesellten sich immer mehr Menschen zum gemeinsamen Lachen in den Park.

Dann wurden zunächst in der Stadt – später landesweit – Lach-Clubs gegründet. „Zuerst erzählten sich die Mitglieder Witze, doch das funktionierte nicht dauerhaft“, erzählt Silvia Rößler. „Im Austausch mit seiner Frau Madhuri Kataria, einer Yogalehrerin, entwickelte er schließlich ein Konzept aus Atem- und Dehnübungen.“ Mit diesen spielerisch abgewandelten Yoga-Übungen startet auch unsere kleine Runde in die Lachyoga Stunde.

Mit rhythmischem Klatschen, pantomimischen Übungen und verschiedenen Formen sich selbst und andere zu loben, führt uns Silvia Rößler in die Bausteine des Lachyogas ein. Und entlockt uns damit tatsächlich erstes zaghaftes Lachen. „Jeden Tag zehn Minuten zu lachen, tut gut“, weiß sie. „Lachen ist Lebensfreude, sorgt für mehr Energie, macht den Kopf frei und mindert Stress.“ Ein richtiger Lachanfall reduziert nachweislich die Menge der Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Darüber hinaus trainiert Lachen vom Kopf bis zum Bauch rund 300 Muskeln, davon allein 17 im Gesicht. Und richtiges Lachen geht mit ähnlich hohen Anforderungen wie im Leistungssport einher. Muskelkater inklusive. Das prophezeit uns auch Silvia Rößler mit Blick auf unser Zwerchfell. Aber mit dem Lachen stellt sich auch Wohlbefinden ein, denn es werden Glückshormone produziert.

Und so folgen wir immer beherzter ihren Übungen, nehmen die Lachcreme und verteilen sie mit streichenden Bewegungen im Gesicht, ziehen dabei die Mundwinkel nach oben und mixen uns völlig selbstverständlich einen imaginären Lach-Vitamin- Cocktail. Spätestens bei der Miesmuschel, einer Partnerübung, ist der Bann gebrochen. Hier nicht zu lachen, ist schier unmöglich. Silvia Rößler, die aus dem Stand heraus herzhaft lachen kann, baut uns immer wieder Brücken. Mit Übungen, die über das künstliche Lachen das echte Lachen herauskitzeln.

„Durch das Lachen können wir unsere innere Haltung beeinflussen und unsere Emotionen wandeln“, so Silvia Rößler, die uns mit weiteren Übungen wie „Basta!“ demonstriert, wie man sich auch Ärger von der Seele lachen kann. Auch über sich selbst lachen zu können, eröffnet neue Perspektiven. Spätestens als wir alle hemmungslos miteinander Kauderwelsch sprechen, dürfte diese Erkenntnis bei uns gereift sein. Und am Ende der Stunde verlassen wir – durch unsere Lachversuche mit ordentlich Gesprächsstoff versorgt – beschwingt den Raum. Lachen verbindet. ✔