Siebdruck
An meine Batikversuche erinnere ich mich nur dunkel: viel Aufwand, viel Farbe, viel Wasser, wenig überzeugende Resultate. Inzwischen ist genug Zeit vergangen, um einen zweiten Versuch zu starten, Textil kreativ zu gestalten. Und so stehe ich an diesem Freitagnachmittag mit fünf anderen im Kreativ-Werk Textil der Wissenswerkstadt, wo regelmäßig Schnupperkurse für textilen Siebdruck stattfinden.

Rein in die Kittel, ran an den weichgepolsterten Arbeitstisch. Mit bunten Farben gefüllte Gläser wecken die Vorfreude, Rakel und Spatel liegen bereit und von der Decke baumeln zwei Föhne. Wofür man letztere braucht, erfahren wir später. Doch zunächst gruppieren wir uns um den Tisch, wo Farbspuren Geschichten vergangener Siebdruck-Kurse erzählen.
Die Hälfte des Kurses besteht aus Wiederholungstäterinnen. Doch nach der kurzen Einführung durch Jana Meyer, die den Kurs in der Wissenswerkstadt leitet, wissen auch alle Neulinge, was wann wie zu tun ist. Doch bevor es ernst wird und wir unsere mitgebrachten Leinenbeutel, Kissenhüllen und Sweatshirts in Unikate verwandeln, reicht Jana ein quadratisches Stück Stoff für einen ersten Probedruck herum. Der wird mit Stecknadeln straff gespannt auf dem Arbeitstisch befestigt, bevor sich jede von uns ein Sieb mit Motiv aussucht. Die Auswahl ist groß, reicht von floral, figürlich bis abstrakt. Auch Bielefeld-Fans kommen auf ihre Kosten. Sie können zwischen Heimatmotiven wie Leineweber, Sparrenburg und Rudolf-Oetker-Halle wählen oder sich dem Heimattierpark Olderdissen verbunden zeigen, indem sie sich für einen Flamingo oder den Fuchs aus der Zooschule Grünfuchs entscheiden.
„Bis zu fünf Textilien lassen sich, natürlich abhängig vom Aufwand, während eines Kurses gestalten“, weiß Jana, die an der HSBI am Fachbereich Gestaltung ihren Master in Modedesign absolviert hat. Für Siebdruck hat die 29-jährige Modedesignerin seit ihrem Studium ein ganz besonderes Faible. „Auch wenn Siebdruck laut und warm ist“, wie sie uns augenzwinkernd vorwarnt. Sie behält recht: Stille und Lärm wechseln sich an diesem Nachmittag taktvoll ab, während die Temperatur kontinuierlich steigt. Denn der immer wiederkehrende Kreislauf beim textilen Siebdruck lautet: drucken, waschen, föhnen, trocknen. Davor ist Konzentration gefragt, wenn die mit dem Spatel aufgetragene Farbe auf dem Sieb mit dem Rakel flächig über das Motiv gezogen wird.

Leicht geneigt, zweimal mit leichtem, beim dritten Mal mit mehr Druck. „Mehr rakeln ist nicht immer hilfreich“, erklärt sie mit Blick auf den Farbauftrag. Die Anspannung steigt als wir unsere Siebe – als hätten sie an einer Seite ein Scharnier – anheben und der Druck sichtbar wird. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Laut wird es erst wieder im Anschluss: Die Siebe werden nach dem Druck ausgewaschen und mit einem Nasssauger – die geschrumpfte Variante aus der Autowaschstraße lässt grüßen– für den nächsten Einsatz wieder fit gemacht während der Föhn auf Hochtouren läuft, um das Trocknen der wasserbasierten Farben zu beschleunigen.

Mit wachsender Routine entwickeln sich auch die Gespräche. Mal wird über die Auswahl der Farbe, das Motiv oder wo es platziert werden soll, diskutiert. Am Ende stolziert ein Flamingo auf den Ringeln eines T-Shirts, schmückt ein tropisches Blatt ein Sweatshirt, zieren Kreise einen Baby-Body, zarte Zweige ein Utensilo und eine Umhängetasche.
Jana Meyer kreist von einer zur anderen, steht mit Rat und Tat zur Seite und gleicht das Gefühl, nicht genug Hände zu haben, aus. Dafür, dass alle lange Freude an ihren bedruckten Textilien haben, sorgt übrigens am Ende die Hitzepresse. Hier werden die Motive, die eine Wäsche bei 30 Grad überstehen, fixiert.
Terminkasten:
Schnupperkurs Siebdruck – T-Shirt-Druck für Neulinge
4. April, 15 Uhr
5. April, 14 Uhr
2. Mai, 15 Uhr
3. Mai, 10 & 14 Uhr
5. Juni, 15 Uhr
7. Juni, 10 Uhr
Anmeldung: https://pretix.eu/wissenswerkstadt/503/