STEIL GEHEN!

Bunt und hoch. Das ist unser erster Eindruck, als wir die nagelneue Kletter- und Boulderhalle, das DAV alpin zentrum BIELEFELD, betreten. 15,23 Meter sind es bis unters Dach. Das ist das Ziel. Da wollen wir hin. Zumindest wollen wir es versuchen. Der einen oder anderen wird es etwas mulmig, von gesundem Respekt bis zur Höhenangst reicht das emotionale Spektrum.

Bevor es losgehen kann, gibt es natürlich eine umfassende Einführung vom Betriebsleiter Daniel Buse, der mit uns die Schnupperpartie durchführt. Sicherheit ist das A und O. Die Kletterer müssen gesund, volljährig und nüchtern sein, dürfen keinen Schmuck, nichts in den Taschen und auch kein Kaugummi im Mund haben. Für die noch nicht so versierten Kletterer hängt ein Seil von oben herab, man klettert im Toprope. Die Fortgeschrittenen führen ihr Seil von unten mit und hängen es auf dem Weg nach oben in die Zwischensicherungen (Exen) ein. Damit wir auch alle zum Klettern kommen, übernimmt Daniel die Sicherung unseres „Ausprobiert“-Teams.

Vor dem Start gibt es einen Partnercheck. Nach dem Vier-Augen-Prinzip werden der Knoten, das Sicherungsgerät und Material gecheckt. Jetzt wird’s ernst, die Klettergurte sind angelegt und nochmals geprüft. Die Kommandos zwischen Kletterer und Sicherungsperson „zu“ (Das Seil wird straff gezogen, damit sich der Kletterer in den Gurt setzen kann.), „ab“ (Ich möchte runter.) und „weiter“ sind geklärt. Alicia macht den Anfang und bekämpft somit ganz tapfer ihre Höhenangst. Fit wie sie ist, hätte sie es locker nach oben geschafft, aber irgendwann schaltete sich der Kopf ein. Also lautet das Kommando an Daniel „ab“. Dazu nimmt man die Hände von den Griffen, was beim ersten Mal schon etwas Überwindung kostet, und stößt sich leicht mit den Füßen von der Wand ab, während die Sicherungsperson Leine lässt.

„Von unten sieht es gar nicht so hoch aus“, stellt Alicia fest. Jule hat sich alles genau angeguckt und folgt ihrer Vorgängerin auf der gelben Route. Knapp auf der Hälfte hat sie die Höhe erreicht, bei der sie sich noch wohlfühlt. Zurück auf dem Boden der Tatsachen zittern die Beine ein wenig. „Das ist das Adrenalin“, lacht sie. Als Dritte geht Elisa ins Rennen. Beherzt erstürmt sie die Wand. „Sie macht das richtig gut“, stellt Daniel anerkennend fest. „Elisa klettert schön aus den Beinen und nimmt die Hüfte gut mit.“ Bei so viel Elan konnte das nur eines bedeuten: Sie schafft es bis ganz nach oben. Trotz der Entfernung von knapp 15 Metern können wir alle noch sehr gut das Strahlen auf ihrem Gesicht sehen. „Das war voll klasse. Das muss ich unbedingt noch mal machen“, sagt sie anschließend begeistert.

Klettern ist nicht nur ausgezeichnet zur Steigerung der körperlichen, sondern auch der mentalen Fitness geeignet. Da man immer mit einem Partner unterwegs ist – einer klettert, der andere sichert –, hat der Sport auch viel mit Vertrauen und der Übernahme von Verantwortung zu tun. Während beim Klettern eher die Kraftausdauer im Fokus steht, ist beim Bouldern, das als Nächstes auf dem Programm steht, vorwiegend Beweglichkeit und Koordination gefragt. Ohne Seil und Gurt geht es längst nicht so hoch hinaus, der Boden ist weicher, da man nach Erreichen der Höhe einfach abspringt. Dazu absolviert man eine entsprechende Fallschule.

Das erst im Januar 2020 eingeweihte DAV alpin zentrum BIELEFELD bietet neben 110 Kletterrouten, wobei wöchentlich neue Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden geschraubt werden, auch Speedklettern an einer zu 5 Grad geneigten Wand an. Kletterkurse, Kindergeburtstage, Yoga für Kletterer und noch vieles mehr steht in der hochmodernen Anlage auf dem Programm. Die Räumlichkeiten können übrigens auch von Firmen oder Vereinen für Teambuilding-Maßnahmen gemietet werden. Und demnächst wird es an der Meisenstraße 65a auch eine Außenkletterwand geben.

FAZIT

Steil gehen – das muss man mal probiert haben!
www.alpinzentrum-bielefeld.de