Unsere Stadt ist ständig in Bewegung. Wird in puncto Mobilität nachhaltiger, am Campus der Universität geht es auf der Baustelle voran und auch für die Quartiere gibt es viel gute Ansätze, Bielefeld lebenswerter zu gestalten.

Das sind unsere Schwerpunktthemen der aktuellen Ausgabe. Außerdem haben wir Vertreter*innen von relevanten Institutionen gefragt, was aus ihrer Sicht die wichtigsten Entwicklungen für Bielefeld im Jahr 2025 sind.

HENRICH HARDIECK
PROKURIST WEGE – WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG FÜR BIELEFELD

„2025 ist es endlich so weit: Die Stadt übernimmt das Gelände der ehemaligen Rochdale-Kaserne. Auf fast 90.000 Quadratmetern mitten in der Innenstadt entsteht Platz für dringend benötigten Wohnraum und für unsere Wirtschaft – ein echter Meilenstein für unsere Stadtentwicklung!“

PASTOR ULRICH POHL
VORSTANDSVORSITZENDER V.
BODELSCHWINGHSCHE STIFTUNGEN

„Beruhigung der Verkehrssituation scheint
mit eins der wichtigsten Vorhaben im Jahr
2025 zu sein.“

MARTIN KNABENREICH
GESCHÄFTSFÜHRER
BIELEFELD MARKETING

„Die bevorstehende Kommunalwahl macht 2025 zu einem Jahr der Weichenstellung. Bereits im Wahlkampf wird es um die Zukunftsthemen gehen und ab September wissen wir dann: Welche Parteienkonstellation und welches Stadtoberhaupt bestimmen die künftige Entwicklung? Werden den Bielefelder Unternehmen Entwicklungsperspektiven geboten? Liegt ein Fokus auch auf der Erhöhung der Attraktivität der City und der Stadtteile? Kann weiter in wichtige Standortfaktoren wie Kultur, Natur, Bildung, Lebensqualität und Veranstaltungen investiert werden?“

CHRISTINA VÉGH
DIREKTORIN DER KUNSTHALLE BIELEFELD

„Zuversicht, Mut und Weitsicht – für eine Stadt, die sich positiv, zukunftsorientiert aufstellt, und darin investiert. Keine kurzfristigen schnellen Entscheidungen, sondern Visionen umsetzen, die sorgfältig und klug, nachhaltig für die kommenden Generationen die Stadt weiterentwickeln. Das eine geht nicht ohne das andere: Kultur, Bildung, Verkehr, Wissenschaft und Wirtschaft wie auch Sport sind Segmente, die erst im guten Zusammenspiel miteinander eine attraktive Stadt ausmachen.“

CAMPUS BIELEFELD

FIT FÜR DIE ZUKUNFT

Wer schon mal umgezogen ist weiß: Es geht schon lange vor dem großen Tag los. Zwischen gepackten Umzugskartons und zunehmendem, organisatorischem Chaos versucht man, den Alltag weiterhin möglichst reibungslos zu bewältigen. Ein Szenario, das für Angelin Haddenhorst und Volker Schürmann vom Dezernat Facility Management Alltag ist. Als Team organisieren sie seit der Modernisierung des ersten Bauabschnitts den Bezug der sanierten Flächen sowie den Freizug des zweiten Bauabschnitts. Wenn im Frühjahr dieses Jahres der zweite Bauabschnitt beginnt, suchen allein rund 830.000 Bücher der Universität Bielefeld ein neues Zuhause.

Der erste Bauabschnitt, bei dem es um die grundlegende Sanierung von etwa 75.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche des Hauptgebäudes ging – das entspricht ungefähr der Fläche von 500 Reihenhäusern – ist beendet. Bei den Arbeiten wurden die Gebäudeteile A, B, K, R, S und J des Hauptgebäudes vollständig entkernt und nach aktuellen Vorgaben neu errichtet. Dazu gehören neben dem Innenausbau auch die Erneuerung aller technischen Anlagen sowie die Dämmung der Gebäudehülle. Zu den besonderen Herausforderungen des hochkomplexes Großprojekts, das der BLB NRW für die Universität Bielefeld ausgeführt hat, zählte die Entfernung schadstoffbelasteten Baumaterials aus den 1970er Jahren, der Rückbau der ehemaligen Mensa sowie die Errichtung eines Neubaus auf der Fläche eines ehemaligen Parkplatzes. „Mit der Übergabe des ersten Bauabschnitts Ende August letzten Jahres hat die Universität jetzt bis ins Frühjahr Zeit, den frisch sanierten Gebäudeteil des Hauptgebäudes einzurichten und parallel den zweiten Bauabschnitt für die weitere Sanierung freizuziehen“, erklärt Angelin Haddenhorst das weitere Vorgehen. „Aktuell werden die neuen Flächen und Räume nach und nach ausgestattet und eröffnet.“

Eine zentrale Anlaufstelle für Studierende ist im Neubau jetzt das „Studierenden Service Center“ mit vielfältigen Beratungs- und Serviceangeboten. Neben Informations- und Unterstützungsangeboten der Universitätsbibliothek und des Bielefelder IT-Servicecenters (BITS) gibt es hier Lern-, Arbeits- und Aufenthaltsorte für Studierende.

Außerdem ziehen Service-, Beratungs- und Verwaltungseinheiten, das Rektorat sowie die Fakultäten Rechtswissenschaft und Gesundheitswissenschaften und das Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung in die sanierten Flächen. „Ziel ist es, zum Start des Sommersemesters 2025 mit alles Services für die Studierenden präsent zu sein“, unterstreicht Volker Schürmann mit Blick auf den zweiten Bauabschnitt. Er betrifft die Abschnitte T, L und C des Hauptgebäudes. Umziehen müssen u. a. die Fakultäten für Psychologie, Gesundheitswissenschaften sowie Literaturwissenschaft und Linguistik, zudem mehrere Dezernat und weitere zentrale Einrichtungen der Universität. Auch einige Hörsäle und Seminarräume in diesen Abschnitten sind, wie auch die Bibliothek mit einer Fläche von rund 8.000 m2, vom Umzug betroffen. Und damit rund 830.000 Bücher. Ein Interimsgebäude auf der Campuswiese zwischen Hauptgebäude und Gebäude X und weitere Interimsflächen im Hauptgebäude bieten den notwendigen Raum. Dadurch bleibt der Freihandbetrieb der Bibliothek während des zweiten Bauabschnitts gewährleistet.

„Der Bezug des ersten Bauabschnitts ist gleichzeitig auch der Freizug des zweiten Bauabschnitts“, weist Angelin Haddenhorst auf die äußerst komplexe Logistik hin. „Die einzelnen Umzüge müssen im Sinne eines ‚Ringtausches‘ zeitlich gestaffelt hintereinander erfolgen.“

Das heißt konkret: Die Rechtswissenschaftler*innen, die zum Beispiel vom H-Gebäude in den neuen Teil des Hauptgebäudes umgezogen sind, haben dort Platz für die Fakultät für Psychologie gemacht, die für den zweiten Bauabschnitt ihre jetzigen Räumlichkeiten verlassen müssen. Die Planung und Organisation stimmt das Facility Management direkt mit den umziehenden Bereichen ab. „Das entspricht mehreren hundert Drei-Zimmer-Wohnungen“, sagt Volker Schürmann. Um das Volumen zu bewältigen, leisten zwei parallel arbeitende Umzugsunternehmen tatkräftige Unterstützung. Schließlich müssen die betroffenen Gebäudeteile vor Beginn des zweiten Bauabschnitts vollständig geräumt und technisch vom Rest des Universitätshauptgebäudes abgekoppelt sein. Die Modernisierung des 40 Jahre alten Hauptgebäudes – bei dem es auf den modernsten Stand gebracht wird – erfolgt in sechs Bauabschnitten. Es ist ein Mammutprojekt, das die Uni fit für die Zukunft macht.

CAMPUS SÜD MEDIZINISCHE FAKULTÄT

Gleichzeitig geht es auf dem Campus Süd – südlich des Uni-Hauptgebäudes entlang Morgenbreede und Konsequenz – mit dem Ausbau der Medizinischen Fakultät voran. Sie wächst auf insgesamt acht Gebäude an – vom Umbau bestehender bis zum Neubau. Die drei Gebäude R4, R5 und R6 mit mehr als 12.000 Quadratmeter Nutzfläche für Lehre, Forschung, Büros und Gastronomie sollen im Laufe dieses Jahres fertiggestellt werden. Ebenso wie ein neues Gebäude für die Tierhaltung (R7). Ein weiteres zentrales Forschungsgebäude an Stelle des jetzigen Gebäudes der Verhaltensforschung befindet sich aktuell noch in Planung. Der Campus Bielefeld entwickelt und verändert sich und bietet neben den Gebäuden selbst auch Straßen und Plätze zum Verweilen.

75.000 M2
BRUTTOGRUNDFLÄCHE DES
HAUPTGEBÄUDES WURDEN IM ERSTEN BAUABSCHNITT SANIERT

PROF. DR. INGEBORG SCHRAMM-WÖLK
PRÄSIDENTIN DER HOCHSCHULE BIELEFELD

„Aus Hochschulsicht wird es auch im kommenden Jahr darauf ankommen, die große Bedeutung der HSBI und der Universität für die Stadt auf allen Ebenen im Blick zu behalten. Da geht es um die Interessen der Studierenden, die rund zehn Prozent der Stadtbevölkerung ausmachen – Stichworte hier sind Mobilität, Wohnraum und ein attraktives Freizeitangebot. Und es geht um gute Rahmenbedingungen für Forschung und Transfer – die neu eröffnete Wissenswerkstadt und das geplante BRIC-Gebäude können dafür spannende Orte werden, aber auch der Campus selbst hat einiges zu bieten und besitzt großes Entwicklungspotenzial.“

PETRA PIGERL-RADTKE
HAUPTGESCHÄFTSFÜHRERIN
DER IHK OSTWESTFALEN ZU BIELEFELD

„Die Belebung der Wirtschaft sollte 2025 für Bielefeld im Mittelpunkt stehen. Eine gezielte Bereitstellung von Gewerbeflächen, der Abbau bürokratischer Hemmnisse und der Ausbau lokaler Infrastruktur sind dabei zentrale Bausteine.

Ziel muss es auch sein, Energie zu wettbewerbsfähigen Kosten bereitzustellen. Unterm Strich werden verlässliche Rahmenbedingungen und ein konstruktives Miteinander von Politik, Wirtschaft und Verwaltung entscheidend sein, um Bielefeld voranzubringen.“

GUT AUFGESTELLT

Die Modernisierung des Uni-Hauptgebäudes ist ein Mammutprojekt. Warum das so ist und was dies bedeutet, erklärt Dr. Stephan Becker, Kanzler der Universität Bielefeld, im Gespräch mit dem BIELEFELDER.

Warum ist die erfolgreiche Entwicklung der Universität Bielefeld – anders als vielleicht bei anderen Hochschulen – so eng mit der Architektur und der Struktur des 1969 entwickelten Hauptgebäudes verknüpft?

An unserer Universität arbeiten rund 2.200 Wissenschaftler*innen und rund 24.000 Studierende aus 14 Fakultäten und der Bielefelder School of Education interdisziplinär zusammen. Das Hauptgebäude der Universität ist nicht nur eines der größten Gebäude in Europa. Seine architektonische Struktur mit den verschiedenen Zähnen und der gemeinsamen Uni-Halle verkörpert den Anspruch, mit dem die Universität Bielefeld damals gegründet wurde und den wir bis heute leben: Interdisziplinäre Zusammenarbeit überwindet Grenzen und erweitert Horizonte! Aus diesem Grund liegt uns die Sanierung des Hauptgebäudes – neben der parallel notwendigen Erweiterung des Campus – so sehr am Herzen.

Der erste Bauabschnitt ist beendet, der zweite beginnt in diesem Jahr. Was bedeutet dies für die nächsten Jahre?

Die Modernisierung des Universitätshauptgebäudes ist ein Mammutprojekt, das unsere Studierenden und Beschäftigten auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch begleiten wird. Die Sanierung des zweiten Bauabschnitts wird quer durch die Uni-Halle verlaufen und erfolgt erneut im laufenden Universitätsbetrieb – das ist schon eine große Herausforderung. Auch der dritte Bauabschnitt ist bereits in Planung. Dieser wird besonders spannend, da eine komplett neue Laborinfrastruktur für die naturwissenschaftlichen Fächer geschaffen werden muss, die modernen Anforderungen an Forschung und Lehre entspricht.

Sieben Bauvorhaben wurden bzw. werden allein für die Medizinische Fakultät realisiert. Warum war es für das Standortkonzept von Anfang an entscheidend, über die Planungen einzelner Gebäude hinauszudenken?

Der Ausbau des Campus Süd schafft die notwendige Infrastruktur für den Ausbau der Medizinischen Fakultät. Gleichzeitig soll er als Teil des Campus Bielefeld allen Studierenden und Beschäftigten der Universität Bielefeld zur Verfügung stehen. Das 2021 eröffnete Hörsaalgebäude Y ist ein gutes Beispiel dafür. Zudem war es uns wichtig, neben den Gebäuden auch attraktive Außenflächen mit Plätzen zum Verweilen und Gastronomie zu schaffen. Durch eine gute Anbindung möchten wir den Campus Süd so autofrei wie möglich gestalten. Als Präsenzuniversität ist es uns wichtig, dass sich Studierende und Beschäftigte vor Ort wohlfühlen. ✔

DOMINIK GROSS
CEO FOUNDERS FOUNDATION

„Die wichtigste Entwicklung für Bielefeld 2025 ist der Ausbau eines umfassenden Unterstützungsnetzwerks für Startups, das den Zugang zu Kapital erleichtert und Netzwerke stärkt. Durch die direkte Förderung von Startups kann die Wirtschaft nachhaltig stabilisiert und Arbeitsplätze im Technologiebereich mit Zukunftsperspektive geschaffen werden. Die Zusammenarbeit zwischen Unis, Startups, Unternehmen und internationalen Partnern zieht Fachkräfte an und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit lokaler Firmen. Diese Dynamik steigert die Lebensqualität und stärkt Bielefeld auch in schwierigen Zeiten als attraktiven Wirtschaftsstandort.“

THOMAS KUNZ
HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER
HANDELSVERBAND OSTWESTFALEN-LIPPE

„Für den Einzelhandel ist es von existenzieller Bedeutung, dass Bielefeld mit allen Verkehrsmitteln erreichbar bleibt. Wünschenswert ist auch, dass bei der Baustellenplanung auf die Belange der Innenstadtakteure Rücksicht genommen wird. Hierzu gehört ebenso eine Abstimmung zwischen Stadt und Straßen NRW, damit nicht überraschend Baustellen und Straßensperrungen in der umsatzstärksten Zeit eingerichtet werden.“