Die Corona-Pandemie ist ein Schock. Sie könnte zugleich die Chance sein, sich auf wichtige Werte zu besinnen.“ Der Gedanke, den Eberhard Sprenger von der Initiative für Gemeinwohl-Ökonomie formuliert, ist uns bei vielen Gesprächen für die aktuelle Ausgabe des BIELEFELDER begegnet. Schließlich haben wir alle in den letzten Monaten erlebt, wie viel Veränderung nötig, aber auch möglich ist, wenn es wirklich darauf ankommt.

Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir „maskiert“ in der Straßenbahn sitzen, um die Gesundheit unserer Mitmenschen zu schützen? Dass der Shutdown einen Digitalisierungsschub anstößt und immer mehr Menschen im Homeoffice arbeiten? Oder dass Urlaub in Deutschland auch ganz schön sein kann – für uns und für die CO2-Bilanz? Und wenn wir alle unser Verhalten so schnell ändern können, weil ein Virus es erfordert, warum dann nicht auch, weil die Vernunft es verlangt? Genau diesen Gedanken äußert Brigitte Meier, Prokuristin der WEGE mbH im Beirats-Interview: „Wir haben so viel gelernt, was möglich ist, wenn alle gemeinsam ein Ziel erreichen wollen. So wie wir die Corona-Pandemie bewältigen, sind auch Anstrengungen möglich, die unser Klima und damit unsere Lebensgrundlagen schützen.“


Eine Überzeugung, die viele Bielefelder*innen teilen. Deshalb war es auch ganz leicht, für die erste Ausgabe des BIELEFELDER im neuen Jahr Menschen zu finden, die uns erzählen, wie sie Bielefeld und die Welt fit für die Zukunft machen möchten. Mal ist es ihr Job wie bei Birgit Reher, die im Umweltamt der Stadt das Team für Klimaschutz und Nachhaltigkeit leitet. Mal engagieren sie sich in ihrer Freizeit für Bewegungen wie Fridays for Future oder organisieren die Klimawoche. Ihre Herangehensweise und ihr Fokus mögen unterschiedlich sein, aber sie alle eint die Überzeugung, dass Menschen etwas bewegen können, dass sich ihr Einsatz lohnt. Und eigentlich sogar, dass sie und wir alle zu diesem Einsatz verpflichtet sind. Doris Tormann, die bei Extinction Rebellion aktiv ist, formuliert es so: „Ich möchte noch in den Spiegel gucken können und unseren Enkeln eine Welt hinterlassen, in der sie leben können.“

Wenn Martin Knabenreich, Geschäftsführer der Bielefeld Marketing, sich wünscht, Bielefeld möge „für viele Themen durchaus auch mal eine Vorreiterrolle übernehmen und Vorbild für andere Städte sein“, dann sagen wir: Das klappt. Zum Beispiel, weil es in unserer Stadt das Start-up Algenium gibt, das mit heimischer Algenzucht einen erstaunlichen Beitrag zu aktivem Klimaschutz und der Ernährung der Zukunft leistet. Oder weil der Verein Tiny House Bielefeld e. V. eindrucksvoll vor Augen führt, wie wenig (Raum) wir eigentlich wirklich zum Leben brauchen. Mit einem zukunftsweisenden Wohnkonzept, das mit knappen Ressourcen wie Platz und Energie schonend umgeht. Klare Sache: Bielefeld macht Zukunft. Bielefelder*innen auch.