MITEINANDER IN
BEWEGUNG KOMMEN
„Komm, wir gehen spazieren“, heißt es jeden Dienstag um 14 Uhr auf dem Jöllenbecker Marktplatz. Hier treffen sich Seniorinnen und Senioren, um gemeinsam eine Stunde spazieren zu gehen. Am Treff punkt herrscht bei schönstem Sonnenschein eine fröhliche Stimmung und bei der Begrüßung gibt es ein großes Hallo.
Gegangen wird bei jedem Wetter. „Anmelden muss man sich nicht. Wer kommt, der kommt“, erzählt Petra Michelsen, die die Spaziergänge regelmäßig als Patin begleitet. „Ich bin von Haus aus Ergotherapeutin und der Grundgedanke der Ergotherapie ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Deshalb hat mich das vom Sportbund initiierte und vom AWO Kreisverband und der Kirchengemeinde in Jöllenbeck unterstützte Projekt gleich begeistert.“
Der gesundheitliche Aspekt spielt eine Rolle. Regelmäßige Bewegung bringt Herz und Kreislauf in Schwung, aktiviert das Immunsystem und trainiert Beine und Gehirn. Vielleicht noch wichtiger ist der gesellige Faktor. Die Spaziertreffs bieten älteren Menschen die Gelegenheit, sich auszutauschen und neue Leute kennenzulernen. Denn obwohl Jöllenbeck ein Stadtquartier mit dörflichem Charakter ist, kennen sich die Spaziergänger untereinander oftmals nicht. „Wenn alle kommen, sind wir 23 Frauen und 6 Männer“, so Petra Michelsen. „Seit dem Start im Mai 2021 ist unsere Gruppe ordentlich gewachsen“, ergänzt ihre Kollegin Karin Watermann.
Die Spaziergänge werden immer von zwei Patinnen begleitet, falls es Teilnehmerinnen gibt, die zügiger gehen und einige, die es langsamer angehen möchten. Das Begleit-Team in Jöllenbeck besteht aus insgesamt fünf Personen, die sich abwechseln. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe gebildet und stimmen so unsere Termine ab. Außerdem schreiben wir, welche Strecke wir gegangen sind, damit die Teilnehmenden immer mal wieder eine Abwechslung haben“, berichtet die gelernte Ergotherapeutin. „Wir haben allerdings die Erfahrung gemacht, dass die Strecke selbst gar nicht so entscheidend ist. Es ist die Unterhaltung, die für die Menschen wichtig ist. Wenn ich zu Beginn des Spaziergangs sehe, wie sich die Teilnehmenden aufeinander freuen, dann ist das für mich die größte Freude“, schildert Petra Michelsen die Motivation für ihr Ehrenamt. Und meist kehren alle Spaziergänger nach ihrer Runde in ein Café ein, wo der Schnack weitergehen kann.
SPAZIERTREFFS IM GESAMTEN STADTGEBIET
Aber nicht nur Jöllenbeck hat einen Spaziertreff: Über 50
Patinnen sorgen ehrenamtlich dafür, dass an den mittlerweile 15 Standorten in Bielefeld ein Mal in der Woche Spaziergänge stattfinden können – und das in allen 52 Wochen des Jahres. „Gerade an Feiertagen oder in der Weihnachtszeit war die Resonanz bei den Spaziertreffs besonders groß. Denn das sind Tage, an denen sich ältere Menschen oft einsam fühlen“, berichtet Sylvia Frommann vom Stadtsportbund Bielefeld, die die Treffs ins Leben gerufen hat. Die Idee dazu kam ihr, nachdem ihr Vater Witwer wurde und oft allein war. Die engagierte 58-Jährige nahm Kontakt zu den Stadtquartieren auf, suchte Mitstreiterinnen, wie z. B. AWO Kreisverband, Diakonie, Kirchengemeinden und Sportvereine, und etablierte nach und nach die Treffs im Stadtgebiet. Aktuell sind fünf weitere in der Planung: in Vilsendorf, Heepen, Brackwede, Altenhagen und Ummeln. Paten und Partner, die die Spaziertreffs unterstützen möchten, sind herzlich willkommen. „Wenn ich auf meinen Stadtplan schaue, der im Büro hängt, dann ist es mein Ziel, in jedem Quartier eine Nadel als Sinnbild für einen Treff zu setzen.“