Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Für uns ein guter Grund, in dieser Ausgabe einmal genauer hinzuschauen, was Frauen in Bielefeld bewegen.

Prof. Barbara Schwarze (70)

Vorstandsvorsitzende des
Kompetenzzentrums TechnikDiversity-Chancengleichheit e. V. „Frauen im Ingenieurstudium“, „Girls‘ Day“ und das Bielefelder Kompetenzzentrum Technik Diversity-Chancengleichheit e.V. (kompetenzz) – das sind nur einige der Initiativen und Projekte, die Barbara Schwarze im Lauf ihrer langen und erfolgreichen Karriere entwickelt und umgesetzt hat. Im Zentrum stand und steht dabei in zahlreichen unterschiedlichen Facetten das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter in Ausbildung und Beruf. „Besonders hat mich schon früh das Thema ‚Menschen und Technik‘ interessiert“, sagt die Professorin, deren wissenschaftliche Karriere mit dem Studium der Soziologie, Pädagogik und Psychologie an der Universität Bielefeld begann. Bereits 1994 entwickelte Schwarze an der FH Bielefeld als wissenschaftliche Projektleiterin gemeinsam mit der damaligen Frauenbeauftragten und dem Fachbereich Maschinenbau den Bund-Länder-Modellversuch zum Thema „Frauen im Ingenieurstudium an Fachhochschulen“. „Die Forschung zu der Frage, welche Unterschiede, aber auch welche Gemeinsamkeiten zwischen den und innerhalb der Geschlechter auszumachen sind, hat mich immer schon besonders interessiert“, unterstreicht Barbara Schwarze. Für ihr jahrzehntelanges Streben für die Chancengleichheit zwischen Mädchen und Jungen sowie Frauen und Männern hat sie Ende letzten Jahres das Bundesverdienstkreuz erhalten.

NATURTRÜB KOLLEKTIV

Hinter dem ungewöhnlichen Namen – Schuld war eine Flasche Apfelsaft, die bei einem der ersten Treffen auf dem Tisch stand – verbirgt sich ein Zusammenschluss von über 20 interdisziplinären Texterinnen und Gestalterinnen mit Sitz im Kulturhaus Ostblock. „Wir verstehen uns als feministisches Kollektiv, das gemeinsam ein Magazin erarbeitet. Die Texterinnen* und Gestalterinnen* stammen aus diversen Disziplinen. Unsere künstlerischen und wissenschaftlichen Ausdrucksmittel reichen von Lyrik über Essays bis zu Illustrationen und gestalterischen Arbeiten. Wir möchten aus dieser Vielfalt und den verschiedenen Kompetenzen lernen und die Perspektiven der Frauen* wertschätzen und sichtbar machen“, so die Selbstbeschreibung. Zwei Magazine hat das Kollektiv mittlerweile herausgebracht. Die erste Ausgabe drehte sich um das Thema “Suchen & Finden“, die zweite stand unter dem Motto „Hunger“. Das gemeinsame Ziel, Öffentlichkeit für die Arbeit von Frauen zu schaffen und ein Netzwerk bilden, wird aber auch an anderer Stelle sichtbar. Im Januar ist das Naturtrüb Kollektiv mit einer visuellen Lesung bei der Kulturgala vertreten. Und für die Ausstellung „Frauenbewegt“ wurden zwei Aktivistinnen des Kollektivs zum Thema „Feminismus heute“ interviewt.
www.naturtrueb-magazin.de
TIPPS: Das Naturtrüb Kollektiv ist an der Kulturgala am 23.1. im Stadttheater & an der Ausstellung „Frauenbewegt“ im Historischen Museum (23.1.-30.4.) beteiligt.

Petra Kolip (60)

Autorin und Prof*in für Prävention und Gesundheitsförderung an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Uni Bielefeld Seit Kindertagen experimentiert sie in der Küche und schreibt Rezepte auf. Den ersten Lockdown hat sie jetzt genutzt, um ihr drittes Kochbuch zu schreiben. Die unscheinbaren und unterschätzten Lebensmittel haben es Petra Kolip besonders angetan: Nach Linsen und Kohl geht es jetzt in der Reihe „mandelbaums kleine gourmandisen“
um Sesam. „Sesam mochte ich schon immer. Als Studentin habe ich mir die Körner fürs Müsli angeröstet“, erzählt die 60-Jährige. So sind sie echte Aromabomben. Das ist so, als ob die Sonne aufgeht!“ Ein Urlaub in Griechenland war für sie die Initialzündung, sich diesem Lebensmittel zu widmen. „Mich fliegen die Themen meistens an“, stellt Petra Kolip fest, die an ihrem neuen Kochbuch die Mischung aus persönlichem Hintergrundwissen gepaart mit Rezepten mag. Und Sesam ist, auch das beweist sie mit ihrem neuen Kochbuch, vielfältiger als mancher vermutet. Statt sich auf dem klassischen Sesambrötchen dekorativ und geschmacklich niederzulassen, wachsen die aromatischen Körner auf Sesam-Heidesand-Plätzchen oder in Form von geröstetem Sesamöl in einem Dip mit Zucchini oder als Sesammus (Tahin) über sich hinaus. „Ungeschälter Sesam ist kräftiger als geschälter und neben dem weißen, gibt es auch schwarzen Sesam, nach dem man meist etwas suchen muss“, sagt Petra Kolip, die Gerichten mit wenigen Tropfen Sesamöl eine aromatische Note verleiht und das eigenwillige Lebensmittel schätzt, das im subtropischen Gürtel wächst.
BUCHTIPP: Sesam: mandelbaums kleine gourmandisen, erschienen im Mandelbaum
Verlag, 12 €

Raphaela Kula (57)

Künstlerin
Die Bielefelder Künstlerin hat schon viele parti zipati ve
Kunstprojekte in Bielefeld auf den Weg gebracht. Ob Malerei, Objekt, Installati on oder Performance – der niedrigschwellige Zugang zu Auseinandersetzung und Annäherung spielt in ihrem künstlerischen Prozess eine wesentliche Rolle.
Auch, wenn es um schwere Themen geht. So wie bei der
neuen Wanderausstellung des Studienkreises Deutscher
Widerstand 1933-1945, die vom 8.3.-10.4. in der Volkshochschule Bielefeld zu sehen ist. Sie zeigt die Lebensläufe von mutigen Frauen, die sich nicht mit Gleichschaltung und Terror abfinden wollten. Raphaela Kula ergänzt die Ausstellung durch ihre Installati on „Leben mit dem Lager“. „Es ist eine persönliche Annäherung an das Leben von Henryka Obidzinska und Zofia Zielezinska, die beide im Konzentrati onslager Ravensbrück inhaft iert waren“, sagt sie. Bereits im Frühjahr des letzten Jahres beschäft igte sie sich mit dem Thema „Lager“ und erinnerte mit einer Installati on in den Schauräumen am Kesselbrink an die Deportati on tausender von Juden in das deutsche Vernichtungslager in Polen. „Inge Dreyer wurde in Bielefeld geboren und starb, wie ihre Familie, in Sobibor. Jules Schelvis war der einzige Überlebende seines Transports und war bis zu seinem Tod 2016 mehrfach zu Gast in Bielefeld“, erzählt Raphaela Kula, die mit ihren Kunstprojekten neugierig machen möchte. Manchmal auch nur im Vorbeigehen, wie den „city walks“ oder „looking for a place“, die dem Augenblick geschuldet sind.
www.atelier-ostbahnhof.de

LENA NEDDERHOFF (29)

Master-Studentin am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld Für eine Tanzperformance im Rahmen des „Global Water Dance“ kreierte die Bielefelder Mode-Studentin gemeinsam mit Philipp Rupp, Professor für das Lehrgebiet Kollektionsgestaltung und Modedesign, 40 Kostüme. Die Kleidungsstücke entstanden am Fachbereich Gestaltung der FH Bielefeld in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz (HfMT) in Köln. Mit dem „Global Water Dance“ machen weltweit TänzerInnen auf
die Ressource Wasser aufmerksam. Das Kostümbild basiert auf dem Upcycling von Second-Hand-TShirts, die mit pflanzlicher Textilfarbe gefärbt werden. „Die T-Shirts wurden dafür an manchen Stellen aufgeschnitten, neu zusammengenäht und um Stücke ergänzt“, erzählt Lena Nedderhoff , die KommilitonInnen von der HfMT per Zoom anleitete und ihnen erklärte, was sie beim Färben und Nähen beachten müssen. Für die Second-Hand-T-Shirts haben sowohl Professor Rupp als auch die Modestudentin einen Spenden-Aufruf gestartet und fragten u. a. bei der Brockensammlung Bethel und dem Stadttheater an. „Beide Institutionen haben sich gefreut, uns mit Second-Hand-T-Shirts zu unterstützen“, erzählt die Master-Studentin, die nach ihrem Studium gern im Bereich Kostümbild
arbeiten würde. Für die Kostüme kamen übrigens
keine fixen Schnittmuster zum Einsatz. Die Verarbeitung der einzelnen T-Shirts passierte individuell und nach den eigenen kreativen Vorstellungen. „Mir hat an der Kooperation gefallen, mit Kreativen zusammenzuarbeiten, die aber eine andere Kunstform studieren“, erklärt Lena Nedderhoff , die auch bei den Proben zur Performance in Köln dabei war