In einer quirligen Metropole triff t man auf spannende Menschen, die das Stadtleben durch ihr engagiertes Tun bereichern. Wir stellen einige von ihnen vor.
Ursula Hofmann, Jens Köhring, Matthias Goßmann
Lichtwerk-Geschäftsführung
Sie sind bekannte Gesichter im Lichtwerk und arbeiten bereits seit vielen Jahren in leitender Funktion für die Arthouse-Kinos Lichtwerk und Kamera. Neu ist, dass das Trio seit dem 1. August die Geschäftsführung inne hat. Jürgen Hillmer, der zu den fünf Gründern des Lichtwerk im Filmhaus Bielefeld gehört, geht nach 38 Jahren in den Ruhestand. „Unser Team-Spirit zeichnet uns aus“, betonen die drei Neuen, die sich schon lange kennen. „Die Dreier-Konstellation ist gut, wenn mal um den besten Weg gerungen wird“, sagt Ursula Hofmann, die seit vielen Jahren im Leitungsteam für die Büroorganisation, Personalschulung und Leitung des Serviceteams verantwortlich ist.
Matthias Goßmann kam als junger Filmemacher zum Filmhaus und agierte seit 2006 als Theaterleitung Lichtwerk und als Stellvertreter der Geschäftsführung. Jens Köhring, der wie Goßmann eine Ausbildung zum Filmtheater-Kaufmann absolvierte, verantwortete bisher die technische Leitung und organisierte Sonderveranstaltungen. „In der neuen Funktion rücken jetzt die Filmauswahl, der Austausch innerhalb der Branche und die Vernetzung mit der Stadtgesellschaft für uns stärker in den Vordergrund“, so die drei. Sie eint die Leidenschaft für den Film. „Dienstagnachmittags setze ich mich am liebsten ins Kino und gucke auch mal einen Sneak“, verrät Ursula Hofmann. „Terentino hat mich in den 90ern geprägt, aber eigentlich sind mir Regisseur und Genre egal, wenn es ein Film schafft, mich mitzunehmen“, sagt Matthias Goßmann. Dass die Arthouse-Kinos für viele ein Heimatort und ein Ankerplatz in der Stadt sind, weiß das Trio. „Dazu tragen natürlich auch unsere Sonderformate wie das KinderFilmFest bei“, so Jens Köhring. www.arthousekinos-bielefeld.de
Sabine Feldwieser (62 Jahre)
Gründerin Die Wortfinder e.V.
Mit großer Begeisterung fördert Sabine Feldwieser die literarischen Ausdrucksmöglichkeiten und das Kreative Schreiben von Menschen mit geistigen und psychischen Beeinträchtigungen. Dazu hat sie 2010 den gemeinnützigen Verein „Die Wortfinder e.V.“ ins Leben gerufen. Seither wird unter der Ägide der „Oberwortfinderin“, wie sie sich scherzhaft betitelt, ein liebevoll gestalteter literarischer Kalender herausgebracht.
Für dieses außerordentliche Engagement bekam sie im August 2023 den Kulturpreis der Stadt Bielefeld verliehen. „Der Wind bläst auch ins Glück“ – so der Titel des Wandkalenders 2024. Er versammelt die Werke der Preisträgerinnen des von dem gemeinnützigen Vereins ausgelobten Literaturwettbewerbs. Erstmals konnten hierbei auch dementiell erkrankte Menschen teilnehmen. In diesem Jahr hatten die Jurymitglieder unter dem Vorsitz von Sabine Feldwieser die herausfordernde Aufgabe, aus rund 1.250 Beiträgen von 750 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Gewinner zu küren. Bei der Sichtung der Texte erlebt die gebürtige Schwäbin häufi g Überraschendes und erfreut sich an der Kreativität der Autorinnen. „Ich bekomme Worte geschenkt“, sagt Sabine Feldwieser. Und die Autor*innen macht es glücklich, ihren Text gedruckt zu sehen, wahrgenommen und respektiert zu werden. ✔ www.diewortfi nder.com
Michael Plöger (67) Maler
„Wie ein Freibad im Winter“, so bringt der Bielefelder Künstler anschaulich auf den Punkt, wie er die Atmosphäre in den Räumlichkeiten seines verwaisten Elternhauses empfunden hat. „Wenn die Menschen, die dort gelebt und gefeiert haben, nicht mehr da sind und man diesen Ort begeht, dann spürt man eine eigentümliche Leere“, sagt Michael Plöger. „Etwas, das einmal belebt war, existiert in dieser Form nicht mehr.“ Was nicht mehr da ist, dennoch auf seine Bilder zu übertragen, darum ging es Michael Plöger mit seinem Projekt. „Ich war in jedem Raum und habe Fotos gemacht, vom Werkraum bis zur Kleidung.“
Die Fotos hat er für seine Malerei genutzt und versucht, die Energie, die einmal existiert hat, auf seinen Bildern wieder erscheinen zu lassen. „Ich habe mir ein Zeitbudget von zweieinhalb Jahren gesetzt und jede Woche zwei Bilder gemalt.“ So sind 270 Bilder entstanden und schließlich die Idee, ein Buch daraus zu machen. „Mehrere Menschen, die mich kennen, haben etwas zu dem Projekt und meiner Person geschrieben. Es war spannend, dabei etwas über mich selbst zu erfahren“, lacht Michael Plöger. Er selbst hat die Malerkollegen, Wegbegleiter und Freunde angesprochen, aber keinerlei Vorgaben gemacht. „Über die Texte habe ich mich sehr gefreut. Bei allen habe ich gespürt, dass sie einen schriftstellerischen Ansatz und Qualität haben. Aber natürlich“, fügt der Maler mit einem Schmunzeln hinzu, „habe ich auch Menschen gefragt, von denen ich genau das erwartet habe.“ ✔
Text: Eike Birck, Corinna Bokermann, Stefanie Gomoll