In einer quirligen Metropole trifft man auf spannende Menschen, die das Stadtleben durch ihr engagiertes Tun bereichern. Wir stellen einige von ihnen vor.

Elena Berz (38)

Freie Autorin & Journalistin
Als ihre Großmutter vor drei Jahren starb, stand Elena Berz vor dem Problem: Wie mache ich es meinen Kindern begreiflich, dass die Oma nicht mehr da ist? Aber nicht umsonst ist die Mutter von zwei Kindern schließlich Autorin. Den Wunsch, ein Buch zu schreiben, hatte die gebürtige Hannoveranerin, die zum Studium (Geschichte, Literatur und Interdisziplinäre Medienwissenschaft) nach Bielefeld kam, schon länger. „Zu dem Zeitpunkt hat dann einfach alles gepasst, die Geschichte kam mir Stück für Stück in den Sinn.“ Und schließlich hat sie die richtigen Worte gefunden und – liebevoll illustriert von Marine Ludin – in die kindgerechte Geschichte „Opa hat seinen Hut vergessen“ verpackt. Das Kinderbuch handelt von Ida, die am allerliebsten jeden Tag mit ihrem Großvater Heinz schaukeln geht. Doch eines Tages stirbt Opa Heinz und Idas Eltern sind sehr traurig.
Nun hat Ida viele Fragen zum noch immer tabuisierten Thema Tod und allem, was damit zusammenhängt. In dem im Windy Verlag erschienenen Buch werden diese Fragen ehrlich, offen und einfühlsam beantwortet. Und Ida findet letztlich Trost und lernt, dass Sterben zum Leben gehört.
Die Liebe zum Schreiben kam bei Elena Berz über das Lesen. Schon als Kind hat sie Bücher verschlungen und wählte Deutsch als Leistungskurs. Nach ihrem Studium, Praktikum beim Tips-Verlag und dem Volontariat an der Uni Bielefeld wagte sie erfolgreich den Weg in die Selbstständigkeit. Und ein neues Buch-Projekt schwirrt ihr auch schon wieder durch den Kopf. Wir sind gespannt.

SIMONE NETTINGSMEIER (55)

Autorin
Sie ist mit Pixi-Büchern, wie den Geschichten vom Kleinen Kater Schnurr, groß geworden. Heute schreibt sie selbst für die bekannte Buchreihe aus dem Carlsen Verlag. Über 100 Pixi-Bücher hat sie in den letzten 20 Jahren auf den Weg gebracht. „Die Kindermedien sind mein Schmankerl“, erzählt die Bielefelderin, die in der Agentur Die Lutterlotsen für Konzeption, Texte, Videos, Podcasts und Kindermedien zuständig ist, diese begleitet und betreut. Durch einen „glücklichen Zufall“, wie sie es formuliert, wurde sie zur Pixi-Buch-Autorin. Damals war sie im Bereich Film und Fernsehen unterwegs und in den Käpt‘n Blaubär Club involviert. Ganz besonders freut sie sich jetzt darüber, dass ein Pixi-Buch aus ihrer Feder ins Ukrainische übersetzt wurde.
„Mit der Übersetzung von ‘Pixi bekommt Besuch‘ hat der Verlag – und zwar als einer der ersten – geflüchteten ukrainischen Kindern in ihrer aktuellen Lebenssituation ein kleines Vorleseerlebnis und damit ein Stück Heimat ermöglicht. Nicht nur durch die Übersetzung, auch durch die Geschichte selbst, bei der es ja um das Ankommen, das Suchen und Finden einer neuen Heimat und neuen Freunden geht“, sagt Simone Nettingsmeier. Über den lokalen Buchhandel wurden die 30.000 Pixi-Bücher an Hilfsprojekte verteilt, die sich für die Versorgung geflüchteter Kinder und ihrer Mütter engagieren. Die Geschichte für „Pixi bekommt Besuch“ hat die Bielefelderin übrigens schon vor zwei Jahren geschrieben und damit Pixis Freundeskreis um Wilma Wildkatze erweitert. „Die Illustrationen für die Marken-Pixis, also auch von ‚Pixi bekommt Besuch‘ stammen übrigens von Dorothea Tust aus Köln, die das immer sehr liebevoll macht“, erzählt sie.

Jochen Vahle (53)

Randale
Endlich wieder live ein neues Album vorstellen.
Pünktlich zum 18. Band-Geburtstag präsentiert die Kinderrockband „Randale“ ihren neuen Tonträger „Sandkastenrocker“. Sehr zur Freude der Kids und ihrer Musikerziehungsberechtigten. Denn die Musiker um Sänger Jochen Vahle sind fleißig unterwegs. „Wir spielen dieses Jahr 120 Auftritte, so viele wie nie“, erzählt der Bielefelder, der für alle Randale-Texte verantwortlich zeichnet. Für den mittlerweile 12. Longplayer haben die Musiker aus 40 Texten die besten 13 ausgewählt und in bewährter wie gekonnter Manier vertont. „Kinder hören genau zu“, weiß der Sänger, „und dann stellt man sich schon ab und an die bange Frage, ob uns noch etwas Neues einfällt.“ Eine unbegründete Sorge. Neben locker-flockigen Songs findet sich auch Nachdenkliches auf der neuen CD, wie „Hasenparadies“. Hier geht es um Tod, Sterben und Abschiednehmen. Bewusst wurden dazu keine leisen Klänge angeschlagen, sondern es ist das kräftigste und härteste Stück des Albums – im besten Punk-Stil à la Bad Religion. Aktuell sind die Musiker viel in OWL unterwegs und lernen viele Städtchen kennen. Ein Höhepunkt des Jahres wird sicherlich der Gig beim Lollapalooza. Bis zu 100.000 Besucher*innen werden bei dem Festival mit diversen Bühnen rund um das Olympiastadion Berlin erwartet.



Randale in Bielefeld: 3.8.2022, 16 Uhr, Kesselbrink/24.8.2022, 18 Uhr, Marktplatz Jöllenbeck/3.9.2022, 16:30 Uhr, Fest der Freien Scholle
Weitere Termine unter www.randale-musik.de

Mina Richman (24)

Singer-Songwriterin
„Bielefeld ist perfekt! Absolut zentral gelegen, man kommt von hier überall schnell hin. Egal, ob nach Berlin, Hamburg oder Köln. Als Musiker*in ist das echt praktisch“, sagt Mina Schelpmeier alias Mina Richman – ganz ohne ironischen Unterton.
Die Singer-Songwriterin muss es wissen. Sie stammt aus Berlin, wuchs im beschaulichen Bad Salzuflen auf und lebt seit einigen Jahren in Bielefeld. Vor allem aber schätzt Mina Richman, die mit 16 Jahren ihre Gesangsausbildung begann, Gitarre lernte und nach ersten Auftritten Hunger auf mehr bekam, die intime Kulturszene der Stadt. „Ob Bunker Ulmenwall, Extra Blues Bar, TAM, Nr.z. P. oder die renommierten Kunsthalle – alle kennen sich und es entstehen immer wieder neue Querverbindungen“, schwärmt die 24-Jährige. Ihr Künstlername „Richman” entstammt übrigens dem bekannten Cher-Zitat „Mom, I am a rich man” und spiegelt ihren Drang nach Unabhängigkeit ebenso wie ihre kritische Haltung gegenüber klassischen Geschlechterrollen – beides findet sich in ihren Texten wieder. Mit ihrer kraftvollen Stimme singt die Deutsch-Iranerin über das Leben als junge Frau, übers Lieben und Entlieben oder gar nicht erst zum Lieben kommen. Der Song, der ihrem vor kurzem releasten Album „Jaywalker“ als Namensgeber diente, ist auch einer ihrer Lieblingssongs. „Das Video dazu haben wir in Bad Salzuflen gedreht“, verrät sie. Der Supermarkt, in dem sie früher eingekauft hat, ist ebenso zu sehen, wie eine bekannte Pommesbude, die es dort seit Ewigkeiten gibt. Mit ihrer Band, das sind Friedrich Schnorr von Carolsfeld (E-Gitarre), Alexander Mau (Bass) und Leon Brames (Drums) freut sie sich jetzt auf ein Heimspiel auf dem Kesselbrink.

EMAN HELAL

FH-Fotografie-Studentin
Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Diese Fragen beschäftigen jeden von uns. Aber wie ist das eigentlich, wenn die Eltern aus unterschiedlichen Ländern kommen und die Muttersprache des Vaters eine andere ist als die eigene? Auf der Suche nach Antworten hat Eman Helal, Fotografie-Studentin am Fachbereich Gestaltung der FH Bielefeld, gemeinsam mit zwei weiteren Studentinnen im europäischen Netzwerkprojekt Cultures d’Avenir einen Kurzfilm produziert.
„Als ich bei unserem ersten Zusammentreff en in Paris mit der Studentin Badrieh ins Gespräch kam und sie mir erzählte, dass ihre Mutter Deutsche und ihr Vater Syrer ist, wusste ich sofort: Darüber möchte ich mehr erfahren“, erklärt Helal den Entstehungsprozess der Projektidee. Schließlich kam noch Carla aus Spanien dazu, deren Vater ursprünglich aus Argentinien stammt. Nach vielen Gesprächen über ihre Erfahrungen stand fest: Die drei Kreativen werden einen Kurzfilm drehen, in dem Badrieh ihren Vater zu den Themen Heimat, kulturelle Identität und Zugehörigkeit interviewt. Während des emotionalen Interviews klingen „Problemzonen“ wie das Gefühl des „In between“-Seins an. Helal betont, dass der Film keine fertigen Antworten liefert, wie mit einer solchen Situation umzugehen ist. „Wir haben versucht, das Gefühl einzufangen, das viele Kinder aus Mixed Marriages empfinden. Das Gefühl der Zerrissenheit, der Zugehörigkeit zu beiden Ländern und gleichzeitig zu keinem.
Das Gefühl, die Erwartungen anderer nicht bedienen zu können. Es ist ein wirklich komplexes Thema, bei dem viele verschiedene Aspekte eine Rolle spielen.“