In einer quirligen Metropole triff t man auf spannende Menschen, die das Stadtleben durch ihr engagiertes Tun bereichern. Wir stellen einige von ihnen vor.

Lou Denès

Sopranistin
Die Liselotte Stockmeyer-Stiftung feiert in diesem Jahr den 10 0. Geburtstag ihrer Namensgeberin – und begeht das Jubiläum mit einer ganz besonderen Förderung: Für die Dauer eines Jahres ermöglicht sie das Engagement von Lou Denès als zusätzliches Ensemblemitglied am Theater Bielefeld. In der vergangenen Saison war die französische Sopranistin Mitglied des Bielefelder Studios, in dem sich drei junge Künstlerinnen jeweils eine Spielzeit lang in allen Sparten am Theater Bielefeld weiterbilden. Parallel dazu schloss sie ihr Musiktheater-Masterstudium an der Hochschule für Musik Würzburg ab. „Ich freue mich riesig, dass ich das Theater Bielefeld für eine weitere Spielzeit mein Zuhause nennen darf“, unterstreicht Lou Denès. „Ich habe hier schon so viel gelernt und wundervolle, inspirierende Kolleginnen getroffen, mit deren Unterstützung ich mich weiterentwickeln kann.“
Auch Nadja Loschky, künstlerische Leiterin des Musiktheaters, freut sich sehr über diesen echten Glücksfall: „Wir würden als Theater gerne mehr junge Talente fördern und sie behutsam wachsen lassen. Nur als Ensemblemitglied können Sänger*innen ihr individuelles Repertoire kontinuierlich ausbauen und wichtige praktische Erfahrungen sammeln, die ihnen auf ihrem weiteren Weg garantiert weiterhelfen werden.“

UNSER TIPP: In der aktuellen Spielzeit ist Lou Denès als Mieze in „Berlin Alexanderplatz“, als Adele in „Die Fledermaus“ sowie in Wagners „Parsifal“ zu erleben. Alle Termine auf www.theater-bielefeld.de

CARLOTTA (6)

Spendensammlerin
Als der Krieg in der Ukraine beginnt, besucht Carlotta noch den Kindergarten. Das Thema ist in den Medien allgegenwärtig, hin und wieder schaut sie mit ihren Eltern Nachrichten. Besonders die Bilder aus den Auffanglagern in Polen beschäftigen sie. Ihre Familie organisiert Alltagsgegenstände für eine ukrainische Mutter mit zwei Kindern, die bei einer Freundin untergekommen ist. „Carlotta wollte unbedingt etwas für die Kinder tun, damit sie etwas Schönes erleben können, wenn sie hier ein neues Zuhause gefunden haben“, berichtet Mutter Svenja Kleineschallau. Ihre Idee: Waffeln zu backen und zu verkaufen. An einem Samstag verkauft Carlotta 130 Waffeln in der Einfahrt ihres Elternhauses. Dabei kommen 700 Euro zusammen. Der Kontakt zur Unterkunft Rütli, die vom DRK betrieben wird, entsteht über eine Freundin der Familie. „Carlottas Wunsch war es, Kindern, die gerade alles verloren haben, eine Freude zu machen“, erzählt ihre Mutter. Gemeinsam mit Carlotta entscheidet das DRK: Das Geld ist für einen Ausflug ins Safariland bestimmt.
Die 50-köpfige Gruppe besteht aus Ukrainerinnen, aber auch einigen Bewohnerinnen aus anderen Herkunftsländern, die schon länger im Rütli leben. Betreuerinnen vom DRK sind ebenso dabei wie Carlotta samt Mutter und Freundin Sarah. Zusammen mit weiteren Spenderinnen hat die Sechsjährige mit ihrem
Engagement Geflüchteten einen unvergesslichen Tag beschert.

Arne Heger (49)

Hochzeits- und Trauerredner
Die Braut verspätete sich um 20 Minuten, der Bräutigam wurde langsam nervös. „Aber am Ende gab es ein Happy End“, erzählt Arne Heger, der die Hochzeitsrede für das Paar hielt. 23 Jahre arbeitete der 49-Jährige beim WDR als Hörfunkjournalist bevor er sich als Hochzeits- und Trauerredner selbstständig machte. „Ich war beim Radio glücklich. Die neue Aufgabe kam einfach zu mir“, stellt er noch rückblickend fest. Auslöser war keine Hochzeit, sondern ein Trauerfall. Vor zwölf Jahren verabschiedete sich Arne Heger von seinem Vater mit seinen Worten. Danach kam der Bestatter auf ihn zu. „Er fragte, ob ich mir vorstellen könnte, als Trauerredner zu arbeiten.“ Arne Heger hegte zunächst Zweifel. Inzwischen ist es seine Berufung.
„Mittlerweile ist das ganz wundervoll und ein ganz großes Geschenk“, sagt er. „Ich liebe es sehr, auf würdevolle, lebendige und fröhliche Weise Geschichten über Menschen erzählen zu können.“
Gut zuzuhören gehört dazu. Oft auch auf das, was nicht ausgesprochen wird. Der Journalist in ihm formt daraus Reden, mit denen er die Menschen mitnimmt, ihnen aber auch etwas mitgibt. Mit dem Wissen, dass weinen und lachen oft nah beieinanderliegen. Und zwar in den schönsten, aber auch in den traurigsten Augenblicken unseres Lebens. So wie bei Hochzeiten und Trauerfällen. „Auch, wenn die Beweggründe andere sind, die Emotionen sind die gleichen“, sagt Arne Heger. Die Resonanz auf das, was ich tue, ist viel direkter als im Radio.“ Aber genau das ist es auch, was ihn so glücklich macht.
Das größte Kompliment, dass man ihm machen kann, egal ob Trauerfeier oder Hochzeit, lautet übrigens: „Sie kannten die aber!“

Mechtild Borrmann (62)

Schriftstellerin
Es ist immer eine höchst spannende Angelegenheit, wenn in neuer Roman hinaus in die Welt geht. „Feldpost“ lautet der Titel von Mechtild Borrmanns neuntem (Kriminal-)Roman. Bücher, die im besten Sinne Spannungsliteratur sind. Es geht um Schuld, einen bitteren Verrat und eine unmögliche Liebe zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Für ihre Geschichten geht sie in die Tiefe, recherchiert vor Ort und verbringt Wochen in Archiven – das war während der Pandemie nicht möglich und verzögerte den Schreibprozess. Wo aber ist der Ausgangspunkt ihrer Geschichten? „Bevor ich einen Roman schreibe, muss ich mir ein Konzept überlegen. Ich muss das Gefühl haben, dass ich weiß, wohin ich mit der Geschichte will, um überhaupt anfangen zu können. Meist bleibt jedoch von der Ursprungsidee nichts übrig. Aber dann wird es ein gutes Buch“, lacht die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin. Mit „Wer das Schweigen bricht“ – ihr viertes Werk – schrieb sie einen Bestseller, der 2012 mit dem Deutschen Krimi Preis bedacht wurde. Für den „Geiger“ erhielt Mechtild Borrmann als erste deutsche Autorin den renommierten französischen Publikumspreis „Grand Prix des Lectrices“ der Zeitschrift Elle. Übersetzt wurden ihre Bücher bislang in insgesamt 12 Sprachen – u. a. ins Japanische.

WILHELM TEUBER (67)

Tontechniker und Weltenbummler
Es zieht ihn seit Jahrzehnten in die Ferne. 1993 startete der Bielefelder Wilhelm „Willi“ Teuber seine erste ,,offizielle“ Glücksreise zum Diani Beach auf der Insel „Chale Island“ vor der Küste Kenias. Seither begleitet ihn sein persönliches Motto „Akuna Matata“, was frei übersetzt so viel heißt wie „alles in bester Ordnung“.
Seine jüngste Fernreise, die ihn zurück zu seinen Reisewurzeln nach Afrika führte, hat der 67-jährige Tontechniker und Weltenbummler in einem rund zweistündigen Dokumentarfilm verwandelt. Aus Zanzibar, Mafi a Island, Tanzania und Kenia hat er professionelle (Luft-)Aufnahmen von Menschen, Natur und Tieren mitgebracht, unter anderem aus dem Tarangire und dem Serengeti Nationalpark, vom Volk der Massai oder von einem Rundflug um den Kilimandscharo. Entstanden aus 15 Stunden Videomaterial. „Nach der gelungenen Premiere im Freundeskreis folgte im September sogar erstmals eine öffentliche Vorstellung“, erzählt Willi Teuber, der seine Leidenschaft fürs Filmen von seinem Vater „geebert“ und mittlerweile rund 60 Länder bereist hat. „Eigentlich fliege ich überall nur einmal hin. „Es gibt überall nette Menschen. Kenia war eine Ausnahme, da meine Tochter gerade dort war“,
betont er. Als Reisesouvenir sammelt der Bielefelder seit einigen Jahren Flaggen-Pins und heftet sie an seinen Reisehut. „Es dürften rund 40 sein“, mutmaßt er. Und demnächst dürften weitere hinzukommen. Die Inseln im Pazifik locken den reiselustigen Bielefelder ebenso wie Südamerika.