INTERNATIONALE KARRIERE FÖRDERN
Dr. Katja Simons leitet das New Yorker Verbindungsbüro Campus OWL, das im German House gegenüber den Vereinten Nationen sitzt und im Sommer 2019 eröff net wurde. Wie fest sie dabei mit Bielefeld und der Region verbunden ist, spiegelt ihre Aufgabe, aber auch ihr aktueller Besuch in Bielefeld wider. Die Marketingaktivitäten für die Studien-, Wissenschafts- und Wirtschaftsregion weiter auszubauen, ist ihr Ziel.
Und so treibt sie die Vernetzung vor Ort voran, baut Brücken zwischen den unterschiedlichsten Akteuren und hält Kontakte in die Heimat. Mit Vanessa Schaut vom International Office der Fachhochschule Bielefeld, die die Koordination des Verbindungsbüros für Campus OWL übernimmt, steht sie im regen Austausch. „Es gibt seit der Eröffnung zu aktuellen Themen einen wöchentlichen Jour fixe“, sagt Vanessa Schaut. Schließlich geht es inhaltlich und administrativ bei Campus OWL um ein breites Themenfeld.
Wenn man in New York erzählt, dass man für die Region OWL und damit auch für Bielefeld aktiv ist, wie reagieren die Menschen?
Simons: Zunächst erkläre ich, was OWL bedeutet und wo Ostwestfalen-Lippe in Nordrhein-Westfalen liegt. Und bringe es dann kurz und knapp mit „in the middle of Germany, in the heart of Europe“ auf den Punkt. Vor allem aber erläutere ich die Vernetzung der fünf Hochschulen zum Campus OWL und gehe auf die geballte Wirtschaftskraft und die Stärken der Region ein. Campus OWL ist – als Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft angesiedelt – eine Marke. Und die wirtschaftliche Stärke der Region gründet sich auf zahlreiche bekannte Unternehmen und „Hidden Champions“. Erstaunlich ist, dass zahlreiche Leute Bielefeld durch die ungewöhnliche Stadtmarketing Kampagne „#Bielefeldmillion – Das Ende einer Verschwörung“ kennen, bei der 1 Million Euro für den Beweis geboten wurde, dass es Bielefeld gar nicht gibt. Darüber haben Medien in den USA berichtet. Es gibt aber natürlich auch in New York und in ganz Nordamerika Alumni, die in Bielefeld studiert haben.
Wie wird das deutsche Hochschulwesen international wahrgenommen?
Simons: Das genießt einen sehr guten Ruf. Vor allem das Interesse an einem englischsprachigen Masterprogramm ist sehr groß. Auf der Graduate Fair, einer Messe für Masterund Promotionsprogramme im German House – wo übrigens auch andere Hochschulbüros sitzen – fällt das immer wieder auf. Die, die sich für einen Master interessieren, schätzen die hohe Qualität der Ausbildung in Deutschland und die „fast nicht“ vorhandenen Studiengebühren. Das ist viel günstiger als in den USA, denn beim Master oder der Promotion in Deutschland fallen lediglich die Semestergebühren sowie die Kosten für die Lebenshaltung an. Schaut: In Deutschland zu studieren, wird weltweit gut wahrgenommen. Vor allem auch unter Aspekten wie Teilhabe und Zugänglichkeit, da in der Regel bzw. in den meisten Bundesländern in Deutschland für internationale Studierende keine Studiengebühren anfallen. Das ist in vielen anderen Ländern und Hochschulen anders aufgrund verschiedener Studiengebührensysteme, teilweise auch mit großen Unterschieden zwischen EU-Studierenden und Nicht-EU-Studierenden. Mit den fünf Campus OWL Hochschulen bieten wir außerdem ein breitgefächertes Angebot.
Wie hat sich Ihre Arbeit seit der Eröffnung entwickelt?
Simons: Äußerst dynamisch! Inzwischen stecken wir mitten in der Durchführungsphase. Das heißt, wir realisieren bereits konkrete Projekte und bauen weiter Neues auf. Das ist ein laufender Prozess, denn Neues entsteht immer auch durch neue Netzwerke. Für Studierende aus OWL gibt es jetzt zum Beispiel ein Professional Experience Programm. Zehn Studierende aus den fünf Hochschulen können im Rahmen dieses Programms ein Praktikum in den USA machen. Dazu gehört auch ein Vorbereitungsseminar. So wird unter anderem von der Deutsch Amerikanischen Handelskammer in New York vermittelt, wie man sich im Rahmen eines „Elevator Pitches“ präsentiert. Es geht aber auch um Themen wie Vielfalt am Arbeitsplatz, und es gibt ein kulturelles Programm. Wir unterstützen natürlich bei der Vermittlung und nutzen dafür unser Netzwerk. Es bewerben sich mehr Studierende als genommen werden können. Schaut: Die Vermittlung geschieht vor Ort. Um es unter Studierenden bekannt zu machen, bewerben wir das Programm aber vom International Office in Bielefeld aus wie es auch unsere Kolleg*innen an den anderen Campus OWL-Hochschulen tun. Das Programm bietet tolle Möglichkeiten. Simons: Unsere Kontakte und Verbindungen beschränken sich nicht auf die USA. Wir pflegen auch Hochschulpartnerschaften nach Kanada, wie zum Beispiel mit Hochschulen in Edmonton in der Provinz Alberta. Während der Pandemie haben wir virtuelle Lehrprojekte unterstützt. Auch für die Themen Arbeit 4.0 und Künstliche Intelligenz – da gibt es jetzt mit SAIL ein hochschulübergreifendes Projekt – versuchen wir, Wissenschaftler*innen zusammenzubringen. Das funktioniert über Workshops mit amerikanischen Partnern und Einrichtungen wie dem Deutschen Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) in New York und San Francisco. Auf diese Weise können wir uns einbringen.
Studierende und Wissenschaftlerinnen sollen gleichermaßen von der Arbeit des Verbindungsbüros vom Campus OWL profitieren. Welche Beispiele gibt es dafür?
Simons: Es gibt Angebote für Gründerinnen in OWL und, wie gesagt, Programme mit Partnern wie dem DWIH und der Handelskammer. Diese ermöglichen Erfahrungen auf dem US-Markt und markieren einen Schritt in Richtung Internationalisierung. Die Bandbreite reicht dabei von Praktika über Forschungskooperationen bis hin zu Gründer*innen, die wir ansprechen wollen. Andersherum werben wir natürlich auch für Campus OWL und weisen auf hiesige Programme hin. Während der Pandemie haben wir außerdem andere Tools und Techniken genutzt, wie eine virtuelle „coffee hour“, um zu hören, wie Karrieren im Ausland verlaufen sind, und Alumni haben wiederum berichtet, wie man aus OWL nach Nordamerika kommt.
Wie wirkt sich Ihre Arbeit inzwischen für Bielefeld und die
Region konkret aus?
Simons: Wenn man Möglichkeiten schafft, bieten sich auch Chancen für Projekte. Das sieht man an den Studierenden und den Wissenschaftler*innen, die in New York oder anderen Städten in Nordamerika sind. Dadurch ergeben sich immer auch Optionen für Internationalisierungsprojekte. Schaut: Über die Zeit wächst das Netzwerk, die Verbindungen festigen sich und es entstehen Synergien. Ohne ein Programm hätten viele den Schritt ins Ausland nicht gewagt. Ein solcher Rahmen ist hilfreich. Simons: Wir suchen auch immer wieder weitere international tätige Unternehmen aus OWL, die in Nordamerika Praktikumsplätze für unsere Studierenden anbieten. Im Rahmen unserer Hochschulpartnerschaften sind auch Praktikumsplätze für nordamerikanische Studierende in OWL interessant. So können wir gemeinsam internationale Karrieren vorantreiben. Schön wäre es auch, wenn wir künftig im Rahmen unseres Praktikumsprogramms eine Public Private-Partnership eingehen und die Wirtschaft Stipendien für den Auslandsaufenthalt ermöglicht. Ich würde mich freuen, wenn wir Unternehmen und andere Förderer dafür gewinnen könnten. ✔