Mit Korb oder Rucksack zum Einkaufen gehen und Plastiktüten links liegen lassen, gehört zu den leichteren Übungen. Doch wie kann es funktionieren, Plastikmüll eine komplette Absage zu erteilen? Susanne Schieffer, Schauspielerin am Theater Bielefeld, probiert es aus. Ein persönlicher Erfahrungsbericht.
Der Einstieg in ein Leben ohne Plastik wird einem besonders leicht gemacht, wenn man sich zwei Tage in der Woche nimmt, um seinen Wocheneinkauf zu erledigen. Das bedarf zwar einer kleinen organisatorischen Vorarbeit nebst Einkaufszettel schreiben, was man die kommenden Tage, für wie viele Personen kochen will und kann, bedeutet aber auch, man braucht sich im Grunde nur an zwei Tagen in der Woche eingehende Gedanken zu seinem Konsumverhalten zu machen. Das empfinde ich persönlich als absolut machbar. Zumal, wenn man bedenkt, dass man dadurch erheblich zum Erhalt der Umwelt beiträgt. Resümierend also: ein maximaler Output mit minimalem Aufwand. Zugegeben mit ein paar kleineren Abstrichen, aber dazu komme ich später!
Man geht also beispielsweise mittwochs mit „leer-gevesperten“, ausgewaschenen oder (vor der Arbeit) mitgebrachten Tupperdosen oder sonstigen Behältnissen ausgestattet auf den Siegfried-Markt und kauft sein Obst und Gemüse bei dem Bio- oder aber konventionellen regionalen Händler seines Vertrauens – das muss jede*r selbst für sich herausfinden und entscheiden. Zu dogmatisch sollte man an das gesamte Thema eh nicht heran gehen, denn das macht auf Dauer nur Frust und Zwang.
So, zurück zum Markt. Wenn man also erfolgreich sein frisches Obst und Gemüse erworben und den mitgebrachten Eierkarton mit regionalen Freilandeiern wieder befüllt hat, macht man einfach einen Abstecher in den „Losgelöst“-Unverpacktladen, der sich seit Oktober am Siegfriedplatz befindet. Hier kann man dann nach Herzenslust, und ohne einen weiteren Gedanken an Herkunft, Inhaltsstoffe oder Verpackungsmaterial verschwenden zu müssen, den Rest seines Einkaufes in Ruhe erledigen. Denn das Tolle ist: Hier haben sich die Inhaber des Ladens (Kathrin Kappelmann und Christian Focke) vorab schon die Mühe und die Gedanken darum gemacht und man kann sich sicher sein, dass hier alles mit einem nachhaltigen und vollwertigen Lebens- und Ernährungsstil konform geht.
Das Ganze wiederholt man am Ende der Woche wieder in der Kombination mit dem Wochenmarkt auf dem Siggi oder auf dem großen Kesselbrink-Markt. Hier auch frischen Fisch, Aufschnitt oder Käse nicht vergessen … Nehmen Sie doch hier auch mal Ihre Dosen von zu Hause mit! Schon mal ausprobiert, was passiert, wenn man am Antipasti-Stand steht mit einer leeren (frischgespülten) Dose, die man sich beispielsweise für einen Festbetrag von 15,00 € nach Wunsch oder Überraschung befüllen lässt?! Die Freude wird nicht nur auf einer Seite der Theke groß sein – versprochen! 😉
Was mir zudem immer wieder hilft, ist eine Art wiederkehrendes “Mantra”: “Danke, für mich KEIN Plastik.”
Was mir zudem immer wieder hilft, ist eine Art wiederkehrendes „Mantra“, denn nahezu automatisch wird einem gerade am Obst- oder Gemüsestand eine Plastiktüte gar nicht erst angeboten, sondern direkt befüllt … Dieser Vorgang lässt sich ganz wunderbar und ohne falsche Scham mit einem lächelnden „Danke, für mich KEIN Plastik“ unterbrechen.
Natürlich gibt es Momente bzw. Produkte, bei denen ich an meine persönlichen Grenzen stoße. Diese umfassen z. B. Hygieneartikel aller Art, etwa Toilettenpapier, das aus unerfindlichen Gründen immer noch in Plastik eingepackt ist, Zahncreme und Shampoo.
Kleine Fallen, die als solche kaum erkennbar sind bzw. Hürden oder besser gesagt Herausforderungen sind auch Geschenke aller Art, vor allem in Form der typischen kleinteilig (und leider) einzelverpackten Schokoladen-Aufmerksamkeiten, bequem bereits mit entsprechender Botschaft bedruckt. Hier kann man alternativ wunderbar eine Schnittblume, ein Stück Kuchen vom Bäcker, ein Glas Aufstrich/Marmelade, eine Flasche Wein oder Saft, eine Karte mit ein paar lieben Worten oder eine Einladung ins Theater 😉 verschenken, um nur ein paar Anreize zu schaffen!
Plastikfrei im Alltag
Neulich fiel mir auch auf, dass man bei Frühstücksbuffets in Hotels oder Restaurants statt der verpackten Portionen Marmelade/Honig/Butter/Wurst einfach die meist danebengelegene unverpackte Variante wählen und hiermit auch ein kleines Zeichen setzen kann. Müll, insbesondere Plastikvermeidung ist ja eine ortsungebundene Mission. Lassen Sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen und entscheiden Sie doch bitte lieber selbst, welche Menge an Aufstrich/-schnitt Sie essen wollen.
Oder was passiert, wenn man zur Pommesbude seiner Wahl einfach seine (ofenfeste) Glasdose mitbringt, um daraus zu essen und bei Bedarf: Deckel drauf und den Rest für später! Es ist nie verkehrt eine leere Dose, (wiederverwendbare) Plastik- oder Papiertüte und/oder eine Falt-Einkaufstasche am Schlüsselbund, im Auto, unter dem Fahrradsattel oder in der Manteltasche zu haben. Ist kein großer Aufwand, nicht schwer zu tragen und fällt, wenn wir das alle machen würden, umso mehr ins Gewicht. Dann ist doch auch nichts gegen einen spontanen Snack „auf die Hand“ auf dem täglichen Arbeitsweg oder dem Stadtbummel einzuwenden. Das ist für mich zum Beispiel tatsächlich eine kleine Form von Freiheit.
Generell frage ich: Warum ist uns nicht klar, dass Plastikverpackungen so absolut überflüssig sind und uns auch noch dazu veranlassen, unser mehr oder weniger mühsam erarbeitetes Geld zum Fenster hinaus zu werfen, indem wir es für etwas ausgeben, das „nur“ den Weg vom Erzeuger/der Fabrik über den kurzen Umweg „Supermarkt“ bis in die Mülleimer unserer Wohnungen sucht. Schluss – Stopp – Aus! Wir alle sind es, die dieses Zeichen setzen müssen. Gemeinsam. „Danke, für mich kein Plastik.“
Susanne Schieffer ist seit der Spielzeit 2017/18 festes Ensemblemitglied des Theaters Bielefeld. Ihre erste Rolle war die Elaine in „Arsen und Spitzenhäubchen“. Momentan steht sie u. a. in der Shakespeare-Komödie „Wie es Euch gefällt“ auf der Bühne.