WAYAN RUMP

Wer schon so viel gereist ist wie Wayan Rump, der hat auch schon an sehr ungewöhnlichen Orten übernachtet.

Geboren wurde der 31-Jährige zwar in Bielefeld,
aufgewachsen ist er aber zum Teil auf Bali und auf
mehrmonatigen Reisen mit seinen Eltern. Sein Vater, Peter Rump, hat vor über 40 Jahren den ersten deutschsprachigen Reiseführer für Bali und Lombok als Globetrotter-Handbuch verfasst, das später die erste Veröffentlichung des Reise Know-How Verlags werden sollte. Reisen ist also fest in der DNA von Wayan Rump, der seit 2019 Geschäftsführer des Verlags ist, verankert. Mit Tansania verbindet er ein ganz besonderes Erlebnis. „Wir waren im Ruaha Nationalpark, der nicht so bekannt ist wie der Ngorongoro-Krater oder der Serengeti Nationalpark. Ich mag die Weitläufigkeit des Parks, der ungefähr halb so groß ist wie ganz Dänemark.

Hier gab es damals lediglich acht nicht eingezäunte kleine Camps zum Übernachten. Entsprechend wenige Touristen sind in dieser riesigen Buschlandschaft unterwegs. Das hat eine besondere Romantik, wenn man tagelang mit einem Guide durch den Park fährt und neben all den Elefantenherden, Gazellen, Zebras, Giraffen und Co. keine Menschen sieht. Entsprechend schwer ist allerdings auch die Sichtung von großen Raubkatzen, die im Busch hervorragend getarnt sind.“ In drei der acht Lodges hat Wayan Rump mit seiner Familie übernachtet. In der einen Lodge, die an einem ausgetrockneten Flussbett liegt, hielten Massai nachts Wache, damit nicht versehentlich Nilpferde durch das Camp liefen. Die so friedlich erscheinenden Dickhäuter zählen zu den gefährlichsten Tieren der Welt, insbesondere wenn man zwischen Mutter und Kind gerät. Ein tonnenschweres Nilpferd nimmt es locker mit einem Löwen oder Krokodil auf. Ein Erlebnis der ganz besonderen Art hielt das kleinste Camp, das nachts ohne Aufsicht auskam, für Wayan Rump bereit. „Wir waren die einzigen vier Gäste und schliefen in Zelten – mitten im Nirgendwo. Wer nachts zur Toilette muss, geht nur mit einer Taschenlampe, bewaffnet‘ in den stockfinsteren Busch hinaus zum Stillen Örtchen. Das überlegt man sich tatsächlich zwei Mal, ob es wirklich dringend ist“, lacht der Vielgereiste. „Aber manchmal muss es eben sein. Schnell raus und schnell zurück. Am nächsten Morgen fanden wir Leoparden-Spuren rund um mein Zelt. Da habe ich ein ganz mulmiges Gefühl bekommen.“ Dass es tatsächlich ein Leopard war, konnte der Besitzer des Camps – ein „positiv verrückter Natur-Enthusiast“, wie Wayan Rump sagt – bestätigen. „Von ihm und den Rangern habe ich super viel über die Tier- und Pflanzenwelt Ostafrikas gelernt. Zum Beispiel, dass Geparden, die Sprinter unter den Raubkatzen, ihre Krallen nicht einziehen können oder dass die Dikdiks, das sind Zwergantilopen, kaum größer als ein Hase, ihre Revierkämpfe mittels Kothaufen austragen. Wer den größten Haufen macht, markiert damit erfolgreich sein Territorium.

Im vergangenen Jahr war Wayan Rump das erste Mal auf dem nordamerikanischen Kontinent unterwegs. Kanada – das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde nach Russland – bereiste er von Ost nach West mit dem Zug, insgesamt sechs Tage und fünf Nächte dauerte die fast 4.500 km lange Fahrt von Toronto nach Vancouver. „Die Züge fahren wesentlich langsamer als in Deutschland. Das ist gut fürs Auge. Es ist faszinierend, wie man ganz gemächlich durch die verschiedenen Vegetationszonen fährt und abends mit Bäumen einschläft und man am nächsten Morgen in einer Seenlandschaft erwacht.“ Süd- und Mittelamerika steht als nächstes auf seinem Reiseplan.

In Asien war Wayan Rump bislang am häufigsten und hat sehr viele – ganz unterschiedliche – Erfahrungen mit Übernachtungsmöglichkeiten gemacht. In Kambodscha erlebte er eine Horror-Nacht mit Ratten – das Zimmer wurde noch in derselben Nacht verlassen – und fand in dem südostasiatischen Land aber auch ein kleines Paradies. Auf der noch recht einsamen Insel Koh Ta Kiev mit ihren palmengesäumten Stränden und dichtem Dschungel hat der Massentourismus noch keinen Einzug gehalten. Die wenigen Unterkünfte sind recht einfach – Holz-Bungalows ohne Fenster und Türen, aber mit Moskito-Netz – und Strom gibt es lediglich per Generator zwei Stunden am Tag. Wer Handy-Empfang braucht, muss zu einem bestimmten Ort auf der Insel „pilgern“. Ein Ort der Ruhe. Eigentlich. „Wir lagen gerade am Strand, als sich am Horizont ein Kriegsschiff näherte und urplötzlich Kanonen abfeuerte. Wir dachten, nun ist Krieg – wir hatten ja schon seit Tagen keine Nachrichten mehr empfangen – und liefen zurück zur Unterkunft. Dort sagte man uns, dass das Militär, das im Norden der Insel stationiert ist, wohl neue Waffen gekauft habe, die nun ausprobiert werden. An die Schüsse haben wir uns dann schließlich gewöhnt“, schmunzelt Wayan Rump. „Ist eben ein Paradies mit kleinen Fehlern.“ ✔