TIERPARK OLDERDISSEN

Sie bewegen sich unbefangen und neugierig durchs Grün des Geheges. Zusammen mit den Silberfüchsen, die das Schweizer Doppel in Olderdissen komplettieren. Max, alteingesessen und ein Riesenkerl hat keinen direkten Kontakt zu Jojo und Flocon, den beiden neuen Bärinnen.

Das hat einen guten Grund. „Kaum ein Bär, vor allem kaum ein männlicher Bär, erreicht ein so hohes Alter wie Max. Er lebt seit 2000 in Bielefeld und sieht mit seinem dichten glatten Fell für sein Alter gut aus. Aber er ist ein ‚alter Herr‘, der mit zwei lebhaften ‚Teenies‘ völlig überfordert wäre. Schon allein der Zuzug von Jojo und Flocon sorgt für viel Abwechslung und Veränderung“, erklärt Tierparkleiter Dr. Benjamin Ibler.

Die felligen Schweizerinnen sind im Oktober letzten Jahres im Tierpark Olderdissen angekommen. Zwei echte Europäische Braunbären (Ursus arctos arctos), sechs Jahre alt, geboren im Juraparc Vallorbe auf über 1.000 Meter Höhe. Seit November können auch BielefelderInnen einen Blick auf die beiden Zugezogenen werfen. „Morgens um 9 Uhr kommen sie das erste Mal für drei Stunden ins große Gehege, wo sie sich gemeinsam mit den Füchsen das Terrain teilen. Danach nimmt Max wieder Besitz von dem Außengelände“, macht der Biologe auf den Schichtwechsel aufmerksam. Im Tierpark Olderdissen wurde den beiden Braunbärinnen bewusst Zeit zum Ankommen und Eingewöhnen eingeräumt. Sie sollten erst einmal lernen, die neue Gehegegänge zu passieren, das neue „Haus“ als sicher zu empfinden, aber auch Zeit zu haben, um die neuen TierpflegerInnen kennenzulernen.

„Wir haben uns die Entscheidung, das Angebot aus der Schweiz anzunehmen, nicht leicht gemacht. Die Planung lief über sechs Monate“, erklärt der 40-Jährige, der beruflich im Tiergarten Berlin und in Zoos in Dortmund und Köln Station machte, bevor er vor einem Jahr nach Bielefeld wechselte. „Es war ein Prozess.

Im Zuge dessen haben wir uns Jojo und Flocon auch in ihrem ursprünglichen Zuhause angesehen. Schließlich geht es um die nächste Generation Bären in Olderdissen. Sie werden im besten Fall die nächsten 30 Jahre hier leben.“ Das Höchstalter für Bären liegt zwischen 30 und 40 Jahren. Medizinisch werden die beiden Neuzugänge, wie auch Max, bestens betreut. Einen Gesundheitscheck haben sie bereits absolviert. „Tiermedizinisch gesehen, ist ein Bär ein großer Hund“, stellt Benjamin Ibler fest.

„Aber, man sollte nie vergessen: Bären sind Raubtiere. Sie schauen zwar kuschelig aus, sind es aber nicht – auch, wenn sie im wesentlichen Pflanzenfresser sind.“ Das Grün der Bärenanlage mit Linden, Ahorn, Eiche, Esche und Kastanie, aber auch mit für Bären interessanten Holundersträuchern, bietet eine natürliche Landschaft und Vegetation für die Nahrungssuche.

„Das Gehege der Bären verdanken wir der Sparkasse, die auch heute noch die Betriebskosten für die Anlage trägt“, unterstreicht Benjamin Ibler, der es genießt, die Bären zu beobachten. „Es sind faszinierende Tiere. Wüsten, Wälder, offene Landflächen und Berge – alles ist Bärenland.“ Denn heimisch sind Bären nicht nur in den Alpen, sondern u. a. auch in Spanien, der Mongolei und natürlich in Nordamerika. „Sie gehören zu den Tierarten, die in einigen Regionen überlebt haben. Früher waren Bären allerdings auch in Nordafrika zuhause“, erklärt der Tierparkleiter. Jojo und Flocon sind echte europäische Alpenbären, wie sie heute – wenn auch selten – noch im Alpenraum leben.

„Sie passen gut in unser Konzept, denn wir konzentrieren uns ja auf heimische Tiere“, unterstreicht er. Alle, die sich wie die Bären bei schlechtem Wetter lieber die Zeit drinnen vertreiben möchte, empfiehlt der Tierparkleiter einen Abstecher in die Tierpräparate Ausstellung. Dort wartet ein kleines museumspädagogisches Angebot. „Doch durch Olderdissen zu schlendern, vorbei an den unterschiedlichen Gehegen, lohnt sich eigentlich bei jedem Wetter“, findet er und hat einen weiteren Tipp parat:

„Den Tierparkbesuch kann man prima mit dem Grünfuchs-Pfad verbinden. Als Rundweg verläuft er ausgehend vom Tierpark einmal um den Kahlen Berg herum.“ (C. B.) ✔

Tipp: Die langen Öffnungszeiten (täglich 8 – 20 Uhr) für einen Besuch im Heimattierpark nutzen.
www.tierpark-olderdissen.de