Neue Schmiede
Attraktive gastronomische Angebote, spannende Kulturveranstaltungen sowie Räumlichkeiten für öffentliche und private Veranstaltungen zeichnen die Neue Schmiede als Ort der Begegnung aus. Doch die Neue Schmiede ist weit mehr: Freizeit- und Reiseangebote, Tagesgestaltung und Fahrdienst, die Beratungsstelle LebensLust, der Fanclub Arminenschmiede. Es lohnt ein zweiter Blick, um die Vielfalt zu erfassen. Denn als Arbeitgeber macht sie Diversität und Inklusion – auch im Arbeitsumfeld – erlebbar. Für unsere vielfältige Belegschaft Arbeitsmöglichkeiten in diesem Umfeld zu schaffen, steht für uns im Fokus“, erklären Anneke Berger und Christian Schütte, die seit drei Jahren als Doppelspitze der Neuen Schmiede zusammenarbeiten. Allein 26 Mitarbeitende zählt die Neue Schmiede im Bereich Gastronomie (Küche und Service) und Kultur.
„Insgesamt arbeiten hier 250 Menschen – angestellt wie ehrenamtlich – und leisten ihren Beitrag zur Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft“, erklärt Anneke Berger.
„Doch auch, wenn wir hier Inklusion leben, tun wir dies nicht aus einem besonderen Blickwinkel heraus. Wir fördern und fordern immer individuell. Das gilt für alle Beschäftigten.“ Und so arbeiten in der Neuen Schmiede Menschen mit und ohne Behinderung im Service, in der Küche und im Bereich Kultur ganz selbstverständlich Hand in Hand. „Aktuell beschäftigen wir in der Gastronomie zu 40 Prozent inklusive Mitarbeitende; zehn im Service, zwei in der Küche plus einen Praktikanten“, so Christian Schütte. Neue Mitarbeitende finden meist über die Werkstätten in Bethel ins Team der Neuen Schmiede. Während eines Praktikums – mal umfasst es einen Schnuppertag, reicht über vier Wochen oder dauert bis zu einem Jahr – geht es darum herauszufinden, ob potenzielle Mitarbeitende ins Team
passen und ob ihnen die Arbeit liegt. „Bedauerlicherweise wird inklusives Arbeiten in den wenigsten Unternehmen umgesetzt. Dabei kann man in jedem Berufszweig inklusiv arbeiten. Das ist ausbaufähig“, findet Anneke Berger. Und Christian Schütte ergänzt: „Es gibt vielfach noch Vorurteile. Dabei haben wir Inklusionsmitarbeitende, die ihren Job genauso gut oder besser machen als nicht inklusive.“
Die sichtbaren Aufgaben in der Neuen Schmiede liegen in den Bereichen Gastronomie und Kultur, aber es gibt auch weitere Tätigkeitsfelder: von der Pflege der Außenanlagen über den Bühnenaufbau bis hin zur Alltagsassistenz. Passende Arbeitsplätze zu schaffen, ist für die Doppelspitze der Neuen Schmiede eine Daueraufgabe. Sich mit Fragen zu beschäftigen, wie sich Teams organisieren, Aufgaben sich verteilen und welche Hilfsmittel gestellt werden müssen, ist das eine. „Es gibt immer eine Vielzahl struktureller und organisatorischer Aufgaben“, so Anneke Berger. „Gleichzeitig müssen wir schauen, was Mitarbeitende gern machen, was ihnen leichtfällt und ob sie gern Verantwortung übernehmen.“ Die Kunst jeden stärken- und kompetenzbasiert einzusetzen, treibt Anneke Berger und Christian Schütte um. „Das ist ebenso wichtig, wie die Gestaltung des Arbeitsumfeldes. Wir wollen niemanden über- bzw. unterfordern und keinen aus den Augen verlieren. Jeder leistet seinen Beitrag und wird als gleichwertiger Mitarbeitende an- und wahrgenommen“, macht Anneke Berger deutlich. Das spiegelt sich auch im Entgelt. Bezahlt werden die Inklusionsmitarbeitende nach Tarifen des ersten Arbeitsmarktes. „Wir bieten aber auch sogenannte betriebsintegrierte Arbeitsplätze“, fügt Christian Schütte hinzu.
In der Neuen Schmiede, eine Einrichtung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, finden Menschen mit unterschiedlicher Behinderung einen Arbeitsplatz. Die Vielfalt der Persönlichkeiten im Arbeitsumfeld ist gewollt und eine Bereicherung. Damit diese Form der Inklusion gelingen kann, unterstützt und berät das Leitungsteam der Neuen Schmiede einzelne Mitarbeitende und die Teams beim Abbau von Barrieren im Arbeitskontext. „Routinen sind ebenso wichtig wie feste Zuständigkeiten. Das reicht von festen Thekendiensten während unserer Veranstaltungen über das Reinigen der Tische bis hin zum Rausstellen der Mülltonnen“, sagt Christian Schütte, der immer wieder feststellt, dass Mitarbeitende mit ihren Aufgaben wachsen. Ein homogenes Team zusammenzustellen, darin besteht die Herausforderung. Teamfähigkeit und Toleranz sind die Voraussetzungen, damit die Zusammenarbeit stressfrei funktioniert.
“Natürlich muss man das auch wollen“, unterstreicht Anneke Berger. Voraussetzung dafür ist aus ihrer Sicht die Offenheit aller Beteiligten, aber auch das gegenseitige Vertrauen. „Man muss und darf Menschen mit Behinderung etwas zutrauen. Das Zeitinvest ist durch Begleitung, Beratungs- und Einzelgespräche höher, aber jeder wird schnell die Erfahrung machen, dass es sich lohnt.“ Vor allem aber verändert ein inklusives Arbeitsumfeld die Arbeitskultur. „Das ist etwas Besonderes und macht Spaß“, weiß Christian Schütte. So ist es in der Neuen Schmiede auch keine Seltenheit, per Handschlag begrüßt und zum Tisch gebracht zu werden. „Der Umgang miteinander ist familiärer. Allein, weil man viel mehr miteinander spricht. Aber natürlich gibt es auch mal andere Herausforderungen als in anderen Betrieben“, sagt Christian Schütte. Im Alltag sind dies oft Kleinigkeiten. So kann das Zapfen des Bieres in der Neuen Schmiede auch mal etwas länger dauern. Dass Fehler passieren, auch das ist normal und gehört dazu. „Daraus kann man lernen“, erklärt Anneke Berger, die anderen Unternehmen rät: „Man muss einfach machen.“ Vor allem, weil bislang nur etwa ein Drittel der schwerbehinderten Menschen im erwerbsfähigen Alter bei einem Unternehmen beschäftigt sind, also rund 1,1 Millionen. Sie sind – richtig eingesetzt – voll leistungsfähige Beschäftigte, die oft besonders motiviert ihre Aufgaben erfüllen. ✔