Solidarische Landwirtschaft Bielefeld
Bauer sucht Frau braucht in Bielefeld niemand. Stattdessen haben auf dem Engelingshof in Theesen zwei Partner zusammengefunden, die eines eint: die Idee von einer zukunftstauglichen, verantwortungsvollen Landwirtschaft. Im März an den Start gegangen, hat Bielefelds erste solidarische Landwirtschaft bereits „Früchte“ getragen. Zu bestaunen in den vielfältig bestückten Gemüsekisten, in denen unter anderem Mangold, Salat, Rucola und Radieschen auf die Abholer warten.
Neu ist das Konzept, das ErzeugerInnen und VerbraucherInnen direkt zusammenführt, nicht. Aber die Solawi erlebt gerade weltweit einen Boom. Schließlich wächst die Sehnsucht der Menschen nach einer bäuerlichen, nachhaltigen Landwirtschaft, die weder die Natur noch die Bauern selbst ausbeutet. „Ich möchte, dass sich etwas in den Köpfen verändert“, unterstreicht Landwirt Jobst Brockmeyer, der sich schon lange mit der Idee der Solawi beschäftigt hat. Für ihn die Chance auf eine „Agrarwende von unten“. Bei einem Vortrag von Transition Town lernte er dann genau die richtigen Menschen kennen, um gemeinsam die „Landwirtschaft for Future“ zu verwirklichen.
„Mein Bauchgefühl war, dass wir einfach nur anfangen müssen“, sagt Jobst Brockmeyer. Wer über den idyllischen Engelingshof schlendert, sieht auf Anhieb, wie recht er damit hatte. „Es ist phänomenal, wie schnell das angelaufen ist“, bestätig Holger Hüttemann vom Verein Transition Town beim Gang durch die 30 Meter langen Beete. In insgesamt 31 Reihen, geplant von dem Solawi-erfahrenen Gärtner Julian König, gedeihen hier unter anderem Möhren, Spinat, Petersilie, Dill, Kopfsalat, Kohlrabi, Zwiebeln, Schnittlauch, rote Beete und Pastinake. Dazu kommen noch ein Acker mit Pflanzkartoffeln sowie 5.000 Erdbeerpflanzen zum Selbstpflücken. Im neuen Folientunnel wachsen außerdem Tomaten, Paprika, Auberginen, Gurken und Stangenbohnen. Welche Vorteile die Mitglieder der Solawi Bielefeld genießen, erklärt sich angesichts dieser Fülle fast von selbst. „Es schmeckt gut und es fühlt sich gut an“, bringt es Holger Hüttemann auf den Punkt.
Immer freitags und samstags landet das morgens geerntete Gemüse ohne Verpackung direkt in den Gemüsekisten. Frischer und regionaler geht nicht. Da ist es kein Wunder, dass die insgesamt50 Ernteanteile für je 60 Euro im Monat schnell vergeben waren. Für den Landwirt bedeutet dieser feste Preis eine hohe Planungssicherheit. „Wir müssen nicht an den Märkten agieren, sondern können uns ganz auf die Konsumenten fokussieren“, so Jobst Brockmeyer.
Unter den Mitgliedern selbst ist der Preis aber durchaus verhandelbar. „Der solidarische Gedanke bedeutet für uns auch, dass wir schauen, ob jemand vielleicht mehr bezahlen kann, wenn ein anderer sich den Preis nicht leisten kann“, unterstreicht Holger Hüttemann. Überhaupt legt die Solawi Bielefeld großen Wert auf ein vertrauensvolles Miteinander. Bestimmt liegt es an dieser entspannten Atmosphäre, dass hier auch Menschen ohne Ernteanteile gerne mitmachen, beim Pfl anzen und Gießen helfen. „Einfach, weil sie Spaß haben draußen zu sein und das Projekt unterstützen wollen“, so Jobst Brockmeyer. Und vielleicht lassen sie sich ja schon auf die Warteliste für nächstes Jahr setzen, denn nachhaltiges Wachstum gehört bei der Solawi Bielefeld zum Konzept.
www.solawi-bielefeld.de