Synctive treibt Innovationen im Maschinenbau voran

Zusammen und miteinander haben Albert Gorlick, Alexander Wunder und Manuel Rüsing schon viel erlebt. „Mit Manuel habe ich seit der 5. Klasse die Schulbank gedrückt und im gleichen Fußballverein gekickt. Alex habe ich während des Studiums in Paderborn kennengelernt“, erzählt Albert Gorlick. Inzwischen hat das Trio der gemeinsamen Geschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Ende 2021 gründete es die Synctive GmbH. Mit seiner IoT-Plattform für Service-Geschäftsmodelle versetzt es Maschinen- und Anlagenhersteller in die Lage, einen proaktiven Service anzubieten und neue Geschäftsmodelle wie Equipment-as-a-Service zu entwickeln.

Von Netflix bis Laserschneidmaschine: Ohne Abo läuft fast nichts mehr. Die Subscription-Economy liegt voll im Trend und gilt als Erfolgsfaktor vieler innovativer Geschäftsmodelle. Die Idee „abonnieren statt kaufen“ treibt auch das Bielefelder Start-up Synctive an. Die drei Gründer haben eine IoT-basierte Plattform entwickelt, die die Überwachung von Maschinennutzung- und zustand ebenso ermöglicht, wie eine Ferndiagnose bei Fehlern oder eine nutzungsbasierte Abrechnung à la “Pay-per-Use”. Mit dieser Lösung spricht das Team gezielt mittelständische Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau an. „Unsere Lösung bündelt sämtliche Informationen und Geschäftsprozesse rund um den Maschinenservice zentral an einem Ort. Wir sind in der Lage, jede Art von Maschine an die Plattform anzubinden – von Laserschneidmaschinen über Verpackungsmaschinen bis hin zu Maschinen für die Lebensmittelverarbeitung. Damit bieten sich dem mittelständisch aufgestellten Maschinenbau sowohl neue Möglichkeiten im proaktiven Service als auch neue flexible Geschäftsmodelle. Statt seine Maschinen zu verkaufen, vermietet er diese im Abo-Modell und bietet zusätzlich Serviceleistungen an“, erklärt Albert Gorlick. „So wird aus einem linearen ein zirkuläres Geschäftsmodell.“

Um ihr Abo-Modell effektiv zu managen, benötigen Maschinenhersteller ein System, das die Prozesse und die Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen unterstützt. „Denn das Abo-Modell stellt die Prozess- und IT-Landschaft vor große Herausforderungen“, macht Albert Gorlick deutlich, der Wirtschaftsinformatik studiert hat. „Wir nehmen die Komplexität und helfen bei der Steuerung und Automatisierung wesentlicher Prozesse.“ Servitization und Equipment-as-a-Service lauten die alternativen Geschäftsmodelle, auf die sich die drei Freunde fokussieren und mit dem sie Transformationsprozesse in kleinen und mittelständischen Unternehmen beschleunigen wollen. Mit seiner Lösung baut das Start-up, das mit 1,5 Millionen Euro vom Frühphasen-Investor Capnamic unterstützt wurde, die entsprechende Brücke. Von der Lösung profitieren sowohl Maschinenhersteller als auch Maschinenbetreiber, denn sie erhalten einen genauen Überblick über Performance und Wartungsintervalle ihrer verliehenen Maschinen. „Die Maschinenhersteller entwickeln sich so von reinen Produktherstellern hin zu Serviceorganisationen und stärken dadurch langfristig ihre Kundenbeziehungen“, betont Albert Gorlick.

Die ersten Ideen für dieses Geschäftsmodell keimten während eines Uni-Projekts und wurden in der Gründerwerkstatt Garage33 in Paderborn vorangetrieben. „Wir haben uns mit der Kombination verschiedener Technologien befasst und geguckt, ob da was geht, wo Probleme liegen und was für den Servicebereich interessant sein könnte“, so der 29-Jährige.

Schnell rückte der Maschinenbau ins Visier der drei Freunde, die durch ihre Kontakte zu Unternehmen erkannten, dass sich dieser im Transformationsprozess befindet. Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen schon in dieser Phase und den Kontakt zum OWL Maschinenbau erhielt das Trio tiefere Einblicke und wertvolles Feedback. „Wir sind sehr erfolgskritisch an das Thema herangegangen, um herauszufinden, ob unsere Idee überhaupt tragfähig ist. Aber auch, um die eigene Zielrichtung und Idee zu konkretisieren“, betont Albert Gorlick. Mit dem Innovationspotenzial vor Augen trieben die drei ihre Vision für den Maschinenbau schließlich ambitioniert voran.

Das Gründerstipendium.NRW half, um das Start-up parallel zum Studium und Werkstudentenjob aufzuziehen. Zuletzt in der Start-up Schmiede der Bielefelder Founders Foundation. „Die Start-upSchool konnten wir überspringen und sind mit einem Vertrauensvorschuss ins LAB gestartet. Später haben wir das Accelerator-Programm durchlaufen“, skizziert Albert Gorlick die einzelnen Stationen bis zur Gründung. Den Arbeitsplatz in der Founders Foundation wissen die drei Freunde ebenso zu schätzen, wie den Zugang zum Netzwerk mit seinen Expert*innen oder die letzte Hinterland of Things Conference, wo das Team wertvolle Kontakte knüpfte.

„Viele kleine und mittelständische Unternehmen sind offen für eine Zusammenarbeit mit Start-ups wie uns“, lautet ihr Resümee. „Viele können sich selbst noch erinnern, wie es in den Anfängen ihrer Gründung war und bringen eine besondere Aufgeschlossenheit mit.“ Wie schnell es manchmal gehen kann, überrascht die drei dann doch. So stand vier Wochen nach dem ersten Treffen die Zusammenarbeit mit JACOB Rohrsysteme. „Das Thema Internet of Things war für uns völliges Neuland, deswegen haben wir nach einem Partner Ausschau gehalten, der uns dahingehend berät. Dank Synctive haben wir eine komplett neue Steuerung für unsere Maschine entwickelt, mit Anbindung an Plattformen, Gateways usw. Für uns wäre es undenkbar gewesen, diese Steuerung alleine zu entwickeln. Unsere Kompetenz liegt darin, Maschinen zu konstruieren, aber eben nicht bei IoT, Elektronik und Steuerung. Mit Synctive haben wir das sehr erfolgreich gemeistert. Angefangen bei der Produktentwicklung über den Aufbau von Geschäftsmodellen bis zu den Funktionen der Plattform“, betont Kai Gradert, Director Global Sales & Engineering, der Vertrieb, Technik und Produktentwicklung verantwortet. Das entgegengebrachte Vertrauen schätzen die drei Founder ebenso wie die Zusammenarbeit auf Augenhöhe. „Als Start-up ist man natürlich oft ungeduldig und möchte Prozesse beschleunigen“, erklärt Albert Gorlick, der die Zusammenarbeit mit Maschinenherstellern in unterschiedlichen Dimensionen denkt und den Spirit wie den Willen zur Veränderung in OWL überall spürt. Dazu trage OWL Maschinenbau ebenso bei wie Open Innovation City oder die Founders Foundation. „Offen mit Innovationen umzugehen, für Probleme Lösungen zu suchen und Start-ups wie uns einzubinden, ist der richtige Weg“, stellt Albert Gorlick fest, der immer wieder positive Erfahrungen im Miteinander erlebt.✔