Finn-Ole Heinrich
Sein Roman „Räuberhände“, die Trilogie „Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“ sowie das Kinderbuch „Frerk, du Zwerg!“, für das er 2012 den Deutschen Jugendliteraturpreis bekam, machten ihn bekannt. „Ich bin ein Geschichtenerzähler“, sagt Finn-Ole Heinrich über sich selbst. Mit „Bosco Rübe rast durchs Jahr“ eröffnet er am 9. April den diesjährigen Lesefrühling. Die Kinderliteraturtage holen bis zum 7. Mai großartige AutorInnen in die Bielefelder Stadtbibliothek.
Wer sich auf junge Protagonisten wie Bosco Rübe einlässt, gewinnt dazu – auch an Weitsicht“, findet der in Berlin und Frankreich lebende Autor. „Denn neben coolen Fragen bekommt man auch neue Ideen in den Kopf.“ An Ideen für Geschichten mangelt es ihm nicht. Weder für Bosco Rübe noch für andere Projekte. „Ich bin einer von denen, die immer zu viele auf einmal im Kopf haben“, diagnostiziert er sich selbst. Ein Geschenk, wie er findet. Aber eben auch eins, dass verwirrend und anstrengend sein kann. Die Vielzahl an Ideen zu organisieren, gehört ebenso dazu, wie Entscheidungen zu treffen, auszusortieren, zu verwerfen.
„Hinsetzen, nachdenken, Geschichten aufschreiben, die mich umtreiben“, bringt Finn-Ole Heinrich seinen Schreibprozess schließlich auf den Punkt. Was er zum Schreiben braucht? „Noise Cancelling Kopfhörer“, lautet die pragmatische Antwort eines Vaters. Schließlich nutzt er jede Lücke, um zu schreiben. „Früher habe ich länger gebraucht, um Dinge anzugehen. Inzwischen arbeite ich viel effizienter“, stellt er fest. Gemeinsam mit seiner Frau schreibt er gerade ein Theaterstück und arbeitet an einem Roman. „Ich habe gerade nach 1.000 Seiten wieder bei Null angefangen, weil es nicht so war, wie ich es wollte“, erzählt er. Schonungslos direkt räumt er mit der Illusion eines von der Muse geküssten Autors auf. Überhaupt: Finn-Ole Heinrich in eine Kategorie zu pressen, ist fatal. Er navigiert zwischen Coming-of-Age-Roman und Kindertheater, zwischen skurriler Erzählung, illustriertem Kinderbuch und theatraler Performance, zwischen existentiellen Themen und komischer Sprache. Die Welt zu untersuchen, sich spielerisch, aber auch ganz ernsthaft damit auseinanderzusetzen – das ist sein Ding. Dabei zeichnet ihn sein genauer wie feiner Blick fürs Zwischenmenschliche aus. Aufgewachsen in einer „trostlosen, kleinen, norddeutschen Kleinstadt“ – gemeint ist Cuxhaven – sorgten Filme für Input und einen bleibenden Eindruck. „Sie waren so etwas wie ein ‚kulturelles Erweckungserlebnis‘“, stellt er fest. Mit 15, 16 fing er mit Theater spielen an. „Mit 17 habe ich das erste Mal freiwillig ein Buch gelesen und angefangen Filme zu drehen.“
Schließlich studierte er in Hannover Filmregie. „Fürs Filmen braucht es allerdings neben dem Know-how viel Equipment – ganz im Gegensatz zum Schreiben“, erklärt er. Sich in den Kopf eines kleinen Menschen zu versetzen, bietet aus Sicht Heinrichs viel Spielraum, Neues zu entdecken. „Ich habe einen kleinen Typen zuhause, dem ich einiges ablauschen kann“, verrät er. „Er ist ein ganz schöner Goldschatz und ein kleiner Wirbelwind mit viel Lust, Kraft und einer lustigen Sicht auf Dinge – unverstellt und lebensfroh.“ So wie Bosco Rübe. Er zeichnet sich durch seinen anarchischen Charme aus und steckt bis oben voll mit Ideen, Quatsch und Energie. „Die Geschichten selbst enden oft an ungewöhnlichen Stellen“, verrät Finn-Ole Heinrich, „und neigen sich in Richtung kindlicher Welterfahrung.“ So wie der vierte Geburtstag, der beste Tag des Jahres, auf den sich Bosco Rübe schon wie verrückt freut. ✔