MARGARETE FIEDLER
Sie fährt mit ihrem i:SY vor. Die beiden leuchtend gelben Gepäckträgertaschen gehören zur ihrer Standardausrüstung, ebenso der gepolsterte Transportkoffer für ihre Klarinette, der oben auf dem Gepäckträger thront. Zweimal täglich radelt die Bassklarinettistin der Bielefelder Philharmoniker mit ihrem E-Bike die rund neun Kilometer pro Strecke von zuhause Richtung Theater hin und zurück. Radfahren ist ihre Leidenschaft. „Schon seit Kindertagen“, sagt Margarete Fiedler.
Der Tag, an dem sie ihr erstes Rad bekam, ist unvergessen. „Ich war 11 und es standen fünf Fahrräder – für mich und meine vier Geschwister, die übrigens alle Musik studiert haben – unterm Weihnachtsbaum“, erzählt die gebürtige Kasslerin. „Ein grünes Göricke mit Torpedo 3-Gang. Fortan habe ich damit die Stadt erkundet.“ Gleichzeitig ist es ihre erste Verbindung zu der Stadt, in der sie heute lebt und arbeitet. Denn die Maschinenfabrik August Göricke in Bielefeld, 1874 gegründet, war einer der bedeutendsten deutschen Fahrradhersteller. Das Radfahren hat Margarete Fiedler allerdings schon beherrscht, bevor sie ihr erstes eigenes Rad bekam. Bei einer befreundeten Familie, wo der Schuppen immer voller Räder stand. „Erst auf einem kleinen Rad mit Moped-Sattel, später habe ich dann alle Räder ausprobiert, die mir unter die Finger kamen.“ Und da sie für die Herrenräder mit Mittelstange damals noch zu klein war, fuhr sie einfach schräg geduckt unterhalb der Stange.
Mit dem ersten eigenen Rad erfüllte sich für sie – trotz der vielen Möglichkeiten Rad zu fahren – eine ganz große Sehnsucht. „Für mich bedeutete es Unabhängigkeit, Freiheit, Mobilität, aber auch, mit allen Sinnen unterwegs zu sein“, unterstreicht Margarete Fiedler. Den Wind in den Haaren zu spüren, die Jahreszeiten zu riechen, aber auch zu fühlen, wie es sich auf unterschiedlichen Untergründen fährt. Mit Reifendruck und Rollwiderstand beschäftigt sie sich heute. „2,1 bar sind für mich ideal“, erklärt Margarete Fiedler, die, wenn sie sich für etwas begeistert, immer in die Tiefe vorstößt. Dort, wo das Wesentliche klarer wird.
Für ihr Kompakt-Bike hat sie sich bewusst entschieden. „Es ist klein, wendig, verfügt über eine hohe Stabilität und ist mit guten Komponenten ausgestattet, wie einer Kettenschaltung, die die Kraft ohne Verluste überträgt“, fasst sie die für sie entscheidenden Merkmale zusammen. „Es gibt sogar so etwas wie eine i:SY-Gemeinde, man grüßt sich, wenn man sich auf der Straße trifft.“ Margarete Fiedler, die nach ihrer Ausbildung zur Musikalienhändlerin bei Steinway & Sons in Hamburg, ihr Klarinettenstudium in Düsseldorf aufnahm und ihr Diplom als Orchestermusikerin in Leipzig ablegte, nutzt ihr Rad bei (fast) jedem Wind und Wetter. Und so tritt sie auch schon mal mit Gummistiefeln in die Pedale oder montiert im Winter ihre Spike-Reifen. Auch Ketten- und Bremsbelagwechsel sind für sie Alltag. „Ich mag einfach mechanische Dinge und deren Funktionsweise“, stellt sie fest. Immer dabei hat sie – unabhängig vom Wetter – ihre gepolsterten Rad-Handschuhe. „Aus beruflicher Sicht möchte ich natürlich meine Hände schützen“, erklärt sie. Im Sommer greift sie ganz zweckmäßig zu fingerlosen Exemplaren. Ebenso sorgsam achtet sie auch auf ihre Instrumente, die stoßgeschützt im gepolsterten Koffer liegen. „Stöße würden sich auf die Funktionsfähigkeit der Klappen auswirken und auch den Temperaturwechsel muss ich im Blick haben. Wenn es zu kalt ist, plane ich, wann ich meine Instrumente mit nach Hause nehme.“ „Nachhaltig unterwegs zu sein, klappt für mich gut“, macht sie deutlich. Denn ihre Leidenschaft fürs Radfahren hat neben gesundheitlichen auch ökologische Gründe.
Ihre Alltagswege erledigt sie per Zweirad. Schon seit Jahren. „Ich merke, dass in Bielefeld das Radfahren inzwischen mitgedacht wird“, so Margarete Fiedler mit Blick auf erneuerte und gekennzeichnete Radwege sowie die Beschilderung, wie dem Knotenpunktsystem. Auch das Miteinander im Straßenverkehr empfindet sie positiver als noch vor einigen Jahren. „Statt gegeneinander gibt es ein Mehr an miteinander von Auto und Rad“, findet sie. Nadelöhre gibt es jedoch nach wie vor. Dass die Stapenhorststraße zur Zone 30 wurde, hat sich aus ihrer Sicht allerdings gelohnt. Unterwegs ist sie mit ihrem Rad zügig. Etwas unter dem, was ginge. „Es soll schließlich nichts passieren“, so die 56-Jährige, die mit ihrem anderen Rad – einem Mountainbike – vor einigen Jahren die Alpen überquert hat. „Ich hole es immer dann raus, wenn’s ins Gelände geht und ich Lust habe, sportlich im Wald Strecke zu machen“, erklärt Margarete Fiedler. Ein Hinweisschild auf dem Hermannsweg, dass sie kurz nach ihrem Umzug nach Bielefeld gesehen hat, ist ihr immer noch im Gedächtnis. Es zeigte einen Wanderer und einen Radfahrer. „‘Miteinander geht mehr‘ stand da drauf und da wusste ich, in Bielefeld bin ich richtig.”