Training für das wichtigste Organ
Radfahren ist für viele Menschen zu einer Herzensangelegenheit geworden. Als liebgewonnenes Hobby, als Transportmittel oder zu Fitnesszwecken – wer sich in den Sattel schwingt, tut nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch seiner Herzgesundheit. „Radfahren als klassischer Ausdauersport wirkt sich günstig auf die meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus“, bestätigt Privatdozent Dr. med. Carsten W. Israel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie, Nephrologie und Diabetologie am Evangelisches Klinikum Bethel.
Nicht wenige Menschen kämpfen gerade gegen ihre „Corona-Pfunde“. Was man schnell angefuttert hat, wird man – je nach Alter – leider nicht so rasch wieder los. Übergewicht und vor allem ein zu hoher Cholesterin-Wert machen dem Herzen zu schaffen. „Radfahren ist ein probates Mittel – am besten, wenn man deutlich unter dem Limit belastet. Das ist ideal für die Fettverbrennung und damit die Gewichtsreduktion“, sagt Dr. Carsten W. Israel. Bei hoher körperlicher Belastung werden nicht Fette, sondern Zucker verbrannt. „Gemütliches Radfahren, ohne dass man in Atemnot gerät, ist am besten geeignet“, so der Chefarzt. „Man sollte das Gefühl haben, dass man problemlos noch zwei Stunden so weiterfahren kann.“
Wer also vor Anstrengung nicht mehr genug Luft bekommt, ist über dem Limit. „Es ist wichtig, dass man ehrlich zu sich ist“, so der sympathische Mediziner. „Wer in der Corona-Zeit vielleicht zu viel gegessen und sich zu wenig bewegt hat, kann das nicht in einer Stunde wieder aufholen. Dann lieber einen Gang zurückschalten und sich nach Möglichkeit zwei Mal in der Woche für 30 Minuten sportlich betätigen.“ Durch regelmäßiges Training werden übrigens die Adern nicht nur weiter, sondern der Körper bildet zusätzliche. Das wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus. Denn das Blut kann entspannt fließen und muss nicht durch (zu) enge Adern gepresst werden.
Wer in die Pedalen tritt, sorgt bereits nach einigen Minuten Muskelarbeit dafür, dass der Zucker aus dem Blut in die Muskelzelle geliefert wird. Der Insulinbedarf sinkt und die Bauchspeicheldrüse, die Insulin zur Regulierung des Blutzuckerspiegels produziert, wird entlastet. Regelmäßiger Ausdauersport kann also einem Diabetes vorbeugen.
Apropos: Diabetes gehört wie u. a. Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen (hohes Cholesterin), Bluthochdruck, Stress, Depressionen, Angststörungen zu den Faktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und denen durch regelmäßige Bewegung vorgebeugt werden kann. 39 Prozent aller Sterbefälle in Deutschland gehen auf das Konto von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Am gefährlichsten wird es, wenn die Adern verstopft sind und das Herz nicht richtig durchblutet wird. Die chronische ischämische Herzkrankheit ist Todesverursacherin Nummer eins. Gefolgt vom frischen Herzinfarkt. Auf Platz 3 die Herzschwäche – eine schwere Erkrankung des Herzens, bei der es der Muskel nicht schafft, ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen. „Die Herzschwäche kommt schleichend“, erklärt der Kardiologe, der auf der FOCUS-Ärzteliste als bundesweiter Top-Mediziner für Rhythmologie und Herzschrittmacher geführt wird. „Auch hier ist Sport ein guter Gradmesser, um eine etwaige Abnahme der Leistungsfähigkeit einschätzen zu können und rechtzeitig zum Arzt zu gehen.