Stiftung Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut
Solidarität heißt für mich– gerade in dieser Krise – auch Nächstenliebe. Not trifft Menschen oft unverhofft. Jeder kennt jemanden, der mit Ein- und Rückschlägen zu kämpfen hat“, sagt Franz Schaible. Der Vorsitzende und Initiator der Stiftung Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut engagiert sich bereits seit gut 40 Jahren für Menschen in Not.
Hilfe ist jetzt notwendiger denn je. Und Vertrauen darauf, dass Solidarität greift und gelebt wird“, betont der 69-Jährige, der vor allem Menschen mit geringen Einkommen, wie Grundsicherungsempfänger im Blick hat. Positiv bewertet er, dass die Solidarität durch die Corona-Krise zurzeit rasant wächst. „Aber die Krise bringt gerade für sozial Schwache zusätzliche finanzielle Belastungen mit sich.“ Durch vergriffene günstige Lebensmittel und Hygieneprodukte steigen ihre Ausgaben. Auch das aktuelle „Homeschooling“ auf das Portemonnaie aus. „Bisher brauchten diese Familien beispielsweise keinen Drucker, doch jetzt schon“, erklärt Franz Schaible. Fakt ist auch, dass schulpflichtige Kinder, die im Offenen Ganztag bisher von den Leistungen aus Bildung und Teilhabe (BuT) profitiert haben und mit Essen versorgt wurden, jetzt wieder zuhause verpflegt werden. Dabei ist der Bedarf an gespendeten Lebensmitteln gestiegen, die zur Verfügung stehende Menge jedoch gesunken.
„Es gibt die Grundsicherung, aber kein Sonderprogramm, das in dieser Krise hilft“, betont Franz Schaible. „Da kneift es einfach.“ Mit diesem Wissen hat die Stiftung Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut den „Solidarpakt für das Solidarpaket“ ins Leben gerufen. Und schnürt kleine Solidarpakete in Höhe von 20 Euro, die direkt bei den Bedürftigen ankommen. Pro Haushalt stehen maximal drei Solidarpakete für Lebensmittel oder Hygieneprodukte zur Verfügung. Finanziert wird das Solidarpaket durch Spenden aus der Region für die Region. „3.000 Anträge sind bislang bei uns eingegangen. Dadurch, dass wir dies öffentlich machen, weisen wir auch auf Missstände hin“, unterstreicht der Vorsitzende. „Der Stärkere trage des Schwächeren Last“ versinnbildlicht aus seiner Sicht die jetzt notwendige solidarische Haltung.
Die Werte von Solidarität auszurufen und bundesweit bekannt zu machen, treibt den 69-Jährigen seit mehr als 40 Jahren an. „Arbeitslosigkeit ist ein zentrales Problem und die Hauptursache für Armut“, unterstreicht er. „Und diese führt zu sozialer Ausgrenzung, verringert Bildungschancen und Möglichkeiten, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.“ Um dem entgegenzuwirken gründete er – damals 29 Jahre jung – am 23. Mai 1980 die Arbeitslosenorganisation GAB. „Meine Eltern, die Küster waren, haben mich geprägt. Ebenso wie eigene Erfahrungen mit Armut“, erzählt der Dipl.-Soziologe, der während des Studiums Vater wurde und eine Familie gründete. Eine Situation, in der er damals Sozialhilfe beantragte. Doch er erhielt einen ablehnenden Bescheid. „Mir wurde damals gesagt, dass ich mich exmatrikulieren müsse, denn ich hätte ja eine abgeschlossene Ausbildung als Schlosser und könne meine Familie somit problemlos ernähren.“ Er hatte Glück. Die Direktorin der Uni, die durch Zufall von seiner Situation erfuhr, schaltete sich ein. Er konnte weiter studieren.
Den Traum von einer Stiftung realisierte er schließlich vor 21 Jahren gemeinsam mit engagierten Bielefelder Bürgerinnen und Bürgern. Seit dem 8. Juli 1999 ist die „Stiftung Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut“ als rechtlich eigenständige Stiftung anerkannt, unterstützt seitdem solidarisches Handeln in der Gesellschaft, leistet Hilfe zur Selbsthilfe, individuelle Hilfe in Notlagen und ermöglicht trotz Armut Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. „Natürlich weiß ich, dass der Traum von der Stiftung auch hätte scheitern können. Doch wenn man es nicht versucht, kann man auch nicht gewinnen. Wäre ich gescheitert, hätte ich mir wenigstens sagen können ‚ich habe es versucht‘. Und irgendwann – früher oder später – muss sich jeder die Sinnfrage stellen“, erklärt Franz Schaible. Für sich hat er die Antwort längst gefunden.