Ehrenamt im Sport
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Amira Zambia
Spaß mit und für Kinder
In Bielefeld sind rund 80.000 Menschen, davon 27.000 Kinder und Jugendliche, in Sportvereinen organisiert. Aber auch für Kinder, die keinem Verein angehören, gibt es Angebote. Zum Beispiel den „Open Sunday“ – die off ene Sporthalle am Sonntag. Dieses Format wird in Bielefeld seit 2017 mit Sportvereinen organisiert. Jeweils vier Junior Coaches und zwei qualifi zierte Übungsleitungen, die über 18 Jahre alt sind, bringen die Kids in Bewegung.
Amira Zambia hat eine Sporthelfer-Ausbildung bei der Sportjugend absolviert und leitet seit Anfang Januar als Junior Coach bei den kostenfreien Open Sundays die Kinder an. Zum „offenen Sonntag“ muss man sich – wie der Name nahelegt – nicht vorher anmelden. „Bis zu 40 Kinder dürfen derzeit mitmachen“, skizziert die 16-Jährige den Ablauf. „Wir treffen uns um 12 Uhr und bauen unterschiedliche Spielstationen auf. Besonders beliebt ist ein Tunnel, durch den die Kids klettern können, und auch an der Schaukel ist immer viel los.“ Nach dem Begrüßungskreis um 13 Uhr können sich die Grundschulkinder zwei bis drei Stunden so richtig austoben. Zwischendurch gibt es eine gemeinsame Pause und zum Abschluss steht noch ein ruhiges Spiel auf dem Programm. Dass sie gut mit Kindern umgehen kann, hat Amira Zambia, die beim TuS Eintracht Fußball spielt, während ihres Praktikums an der Diesterwegschule gemerkt. „Es macht mir viel Spaß, den Kindern etwas beizubringen und zu sehen, wie sie dazulernen.“ Bis sich die 16-Jährige für ein Studium oder eine Ausbildung entscheiden muss, ist es noch etwas Zeit. Nach den Sommerferien will sie zunächst aufs Helmholtz-Gymnasium wechseln und ihr Abi machen.
“Ich finde es gut, dass ich jetzt schon durch das Ehrenamt Berufserfahrung sammele und mir ein bisschen Taschengeld dazuverdienen kann. Auf jeden Fall möchte ich später etwas mit Menschen machen.“ ♥
Wer sich bei einem der 12 Open Sunday Standorte in Bielefeld oder bei anderen Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten für Kinder engagieren möchte, kann sich bei der Koordinierungsstelle Open Sunday der Sportjugend Bielefeld melden.
www.sportbund-bielefeld.de
info@open-sunday-bielefeld.de
Tel. (05 21) 525 15 72
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Jürgen Zilke
Ehrenamt als Familienangelegenheit
Seit 25 Jahren ist der heuti ge Geschäft sführer Jürgen Zilke Mitglied beim ASV Atlas Bielefeld 1895 e.V. Er ist als ehrenamtlicher Kampfrichter beim Ringerverband NRW unterwegs, erledigt im Verein den ganzen Papierkram und hat sich zum Ehrenamtsmanager ausbilden lassen. Und wenn ein Übungsleiter – fast egal bei welcher Sport – ausfällt, springt der 41-Jährige ein. 1995 kam Jürgen Zilke mit seiner Familie von Russland nach Deutschland. „Ich war damals 15 und meine Brüder wollten gern ihren Boxsport auch in der neuen Heimat weiter betreiben. Eine Vereinsstruktur, wie sie in Deutschland besteht, kannten wir aus Russland nicht. Da gab es Sportzentren, wo man einfach hingehen konnte. In Deutschland standen wir zunächst oft vor verschlossenen Toren, weil die Sporthallen ja von unterschiedlichen Vereinen zu bestimmten Zeiten genutzt werden. Schließlich sind wir beim Krafttraining in der Sporthalle der Gesamtschule Schildesche gelandet. Und unser Trainer Johann Swierkot meinte, wir könnten es ja mal mit dem Ringen probieren. So kam ich zu der Sportart.“ Die Abteilung Ringen ist mit 150 Mitgliedern übrigens die größte beim ASV Atlas.
2014 hat Jürgen Zilke die Ausbildung zum Kampfrichter gemacht. Jeder Verein, der eine Mannschaft zu Wettkämpfen meldet, muss auch Kampfrichter stellen. „Weil wir bis dato niemanden hatten und dafür immer eine jährliche Strafe von 150 Euro zahlen mussten, habe ich gedacht: Das Geld können wir auch gut sparen“, lacht der begeisterte Ringer, dessen jüngster Bruder Alex fünffacher NRW-Landesmeister und Trainer mit C-Lizenz für Ringkampf ist und ebenfalls die Ausbildung zum Ehrenamtsmanager absolviert hat. Apropos: In der Familie Zilke sind alle engagiert. „Mein anderer Bruder, Alexander, ist 2. Vorsitzender und leitet die Aquafitness bei uns im Verein. Wir erarbeiten die meisten Pläne, Vorhaben, Aktionen zusammen mit dem Vorstand, den Übungsleitern und einigen engagierten Mitgliedern.
Meine Mutter wäscht immer mal Trikots und engagiert sich bei der Organisation von Sportfesten. Mein Vater hat zwar kein Ehrenamt, aber dafür immer einen guten Rat, wie man es besser machen könnte“, lacht der 41-Jährige. „Der Sport hat uns sehr geholfen, uns in Deutschland zu integrieren.
Wir haben dadurch schnell neue Freunde gefunden. Sport ist das wichtigste Mittel zur Integration. Unser Verein hat 330 Mitglieder aus 20 Nationen.“ Von August 2017 bis Dezember 2021 war der ASV Atlas vom Deutschen Olympischen Sportbund im Rahmen des Programms „Integration durch Sport“ offiziell anerkannter Stützpunktverein. Durch die auf fünf Jahre begrenzte Förderung konnten viele Projekte umgesetzt werden.
Jürgen Zilke, der neben seinem Beruf als Sicherheitsingenieur und Brandschutzbeauft ragter viel Zeit für sein Ehrenamt aufwendet, will den ASV Atlas weiterentwickeln. Er hat immer Ideen für neue Sportangebote und wie man neue Mitglieder und auch Übungsleiter gewinnen könnte. Dabei hat ihm die viertägige Ausbildung zum Ehrenamtsmanager geholfen. „Das würde ich jedem empfehlen, denn da lernt man, wie man das Thema Ehrenamt systematisch aufstellt und wie man Ehrenamtliche wertschätzt und bindet. Und das ist ganz wichtig: Denn ohne Ehrenamtliche würde unser Verein nicht existieren.“ ♥