Tülay Güreli, vom Aushilfsjob zur Betriebsleiterin

Tülay Güreli

Erst Aushilfe, dann Teilzeitkraft und heute Betriebsleiterin. Tülay Güreli ist in die Gastronomie als 18-Jährige hineingerutscht. „Ich habe damals – ganz klassisch – als Aushilfe gejobbt“, erzählt die Bielefelderin, die seit September letzten Jahres als Betriebsleiterin das traditionsreiche Bielefelder Brauhaus verantwortet. Eine Aufgabe, in die sie seit 2011 als stellvertretende Betriebsleiterin hineingewachsen ist. Nicht ohne sich vorher zu qualifizieren. Anlass dafür waren ihre Kinder. „Sie haben mich irgendwann gefragt, was ich gelernt habe“, erinnert sich Tülay Güreli, die daraufhin ins Überlegen kam, ihren beruflichen Werdegang reflektierte und aktiv wurde. „Auch, weil mir bewusst wurde, das ich zwar über jahrelange Berufserfahrung verfüge, aber dennoch nicht wirklich etwas in der Hand hatte.“ Etwas nachweisen können, war der damals 32-Jährigen wichtig. Schließlich hatte sie auch nach der Kinderpause als Teilzeitkraft wieder den Einstieg in den Beruf geschafft. Im Oktober 2009 begann sie ihre Ausbildung zur Fachkraft für Systemgastronomie, konnte die Ausbildung auf 19 Monate verkürzen und hatte die gewünschte Qualifikation. „Eine gute Portion Berufserfahrung hat mir geholfen, ebenso das Bewusstsein, die Ausbildung ganz gezielt für mich zu absolvieren“, betont Tülay Güreli. Wissenzuwächse inklusive. „Durch die Ausbildung erwirbt man weiteres kaufmännisches Wissen und entwickelt Verständnis für Zusammenhänge“, macht die Betriebsleiterin des Brauhauses deutlich, die damit auch ihre Aufstiegsmöglichkeiten in der Gastronomie voranbrachte. Und als ausgebildete Fachfrau für Systemgastronomie über die Praxis hinaus ihr Können bewiesen hat.

Elisa Klötzer, eine Frau kocht

Ihr Praktikum in einem Münsteraner Restaurant ist für Elisa Klötzer auch rückblickend ein echter Glücksgriff. „Nach dem Abi wusste ich nicht so genau, wohin es beruflich gehen sollte und bin dann eher zufällig in der Gastronomie gelandet“, sagt die 21-Jährige. Da ihr das Praktikum sehr viel Spaß gemacht hatte, fällte sie eine spontane Entscheidung: „Ich habe mich hingesetzt und Bewerbungen geschrieben.“ Im Tomatissimo hat sie ihr Handwerk von der Pike auf gelernt. „Schon während der Ausbildung fühlte ich mich von Anfang in meiner Berufswahl bestätigt, war aber eigentlich überrascht, wie viel Spaß mir die Ausbildung tatsächlich macht“, stellt Elisa Klötzer fest, die jetzt Ende Juni ihre Prüfung absolvierte. Mit dem Thema Food hat sich die Bielefelderin allerdings schon vor ihrer Ausbildung – und zwar als Bloggerin – beschäftigt. „Entstanden ist der Blog als ich mit meiner Mutter eine vegane Woche ausprobiert habe“, erzählt Elisa Klötzer, die auf elisakloetzer.de neben ihren Lieblingsrezepten auch kulinarische Reise-Eindrücke teilt.

Elisa Klötzer

Ihre Liebe zum Essen spiegelt sich aber nicht nur in der virtuellen Welt, sondern offenbart sich auf dem Teller. Elisa Klötzer behauptete sich nämlich erst kürzlich auf Landes- und dann auf Bundesebene beim Achenbach-Wettbewerb und holte nach dem ersten auch noch den dritten Platz. Davor hatte sie als einzige Frau im Feld schon beim lokalen Carolinen-Pokal, der sich an Azubis im dritten Lehrjahr richtet, abgeräumt. „Jetzt läuft noch der Dehoga Wettbewerb“, so Eliza Klötzer, die sich beim Vorentscheid den zweiten Platz sicherte und im Juli dann beim NRW-Entscheid mit dabei sein wird. Von dem Erfolg war sie selbst überrascht. „Ich bin ohne Erwartungshaltung in die Wettbewerbe gegangen“, sagt die sympathische junge Frau. Für sie mehr als nur eine großartige Erfahrung. „Es ist sinnvoll als Azubi daran teilzunehmen, weil es eine super Übung für die Abschlussprüfung ist.“ Allerdings: Während sie bei den Wettbewerben ein Vier Gang-Menü innerhalb eines festgelegten Zeitraums schreiben und kochen musste, waren es bei der Gesellenprüfung „nur“ drei Gänge, die sie auf den Tisch bringen musste.

Besonders schätzt sie, dass in ihrem Beruf Handwerk und Kreativität gefragt sind. Das einzige Manko: Wenn sie arbeitet, haben die meisten ihrer Freundinnen und Freunde frei. „Auf Freundschaften verzichten muss ich aber nicht“, betont sie. „Das ist anfangs zwar gewöhnungsbedürftig, lässt sich aber händeln“, so Elisa Klötzer, die einfach später zu Verabredungen dazu stößt. Ihr Vorteil: Am nächsten Tag kann sie ausschlafen während die anderen schon raus müssen.
Und der Berufsalltag macht vieles wett. Die junge Bielefelderin schätzt die Teamarbeit in der Küche. Auch, wenn es mal stressiger wird. „Wir arbeiten hier Hand in Hand und hochkonzentriert, das beflügelt“, unterstreicht Elisa Klötzer. Langeweile kennt sie nicht. „Die Zeit vergeht immer wie im Flug. Ich frage mich eher, wo die Zeit geblieben ist“, stellt sie fest. Ein Grund dafür ist aus ihrer Sicht die extrem abwechslungsreiche Arbeit in der Küche. „Man ist immer sehr aktiv und viel unterwegs. Und da wir häufiger die Posten in der Küche wechseln, lernt man immer wieder dazu“, lautet ihr Fazit. Selbst der Umgangston, der in vielen Küchen häufig bemängelt wird, ist für die Bielefelderin nicht der Rede wert. „Der ist bei uns super“, macht sie deutlich und fügt hinzu: „Auch da findet ein Wandel statt.“ Eher traditionell, präsentiert sich dagegen das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Auszubildenden. In ihrer Berufsschulklasse überwog der Anteil männlicher Auszubildender.
Und für die Zukunft? Da könnte sich die junge Köchin durchaus noch ein Studium vorstellen, aber auch der Meister wäre ein Option. „Wege gibt es viele“, sagt sie mit einem Lachen.

JEDES JAHR werden die besten Nachwuchskräfte Deutschlands aufgefordert, sich am Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks zu beteiligen. In der Vergangenheit haben es junge Spitzenkräfte aus der Region sogar bis zum Berufsweltmeistertitel gebracht.

Dennis Sträter

Nein, ein familiäres Muss war es sicher nicht, dass Dennis Sträter jetzt mit 33 Jahren noch eine Ausbildung zum Koch macht. „Aber nachdem ich in eine gastronomische Familie eingeheiratet habe, war schon der Gedanke bei mir da, wie es beruflich für mich weitergehen könnte“, sagt der Bielefelder, der familiär im Brackweder Hof zuhause ist. Dadurch hatte er im Vorfeld seiner Entscheidung natürlich die Möglichkeit, in die unterschiedlichen Bereiche – von Gastronomie bis Verwaltung – hineinzuschnuppern. „Das war auf jeden Fall optimal“, betont Dennis Sträter, der diesen Vorteil durchaus zu schätzen weiß. Ebenso wie die Tatsache, dass ihn keiner aus dem familiengeführten Gastronomiebetrieb in eine bestimmte Richtung gedrängt hat. „Ganz im Gegenteil, der Tenor lautete, such dir etwas aus!‘. Die Entscheidung lag bei mir“, stellt er fest.

Dennis Sträter

Drei Jahre dauert die Ausbildung, verkürzen lässt sie sich auf zweieinhalb. Seit Februar dieses Jahres ist der dreifache Familienvater wieder Auszubildender. Sein Handwerk lernt er im Bielefelder Hof. „Die Entscheidung für ein Haus mit Hotelanbindung hat er mit Blick auf künftige Aufgaben im Brackweder Hof sehr bewusst getroffen. „Auch hier geht es nicht nur um das à la Carte Geschäft“, so Dennis Sträter. In die Rolle des Azubis zu schlüpfen, ist für den 33-Jährige kein Thema. „Das spielt in der Küche selbst keine Rolle. Und natürlich weiß ich sehr genau, wo meine fachlichen Grenzen sind“, stellt er fest. Spannend findet er beim Kochen sowohl die Produktvielfalt als auch die zahlreichen Verarbeitungsmöglichkeiten. „Das ist einfach faszinierend“, so der Bielefelder, der sich als Jugendlicher im Anschluss an die Schule erst für eine Ausbildung zum Schornsteinfeger entschied, später sein Fachabi nachholte und dann jahrelang bei der Post arbeitete.
Heute drückt er – mit wesentlich jüngeren Azubis – erneut die Schulbank. „Das ist schon anders als früher“, stellt er fest. „Ich habe ein Ziel vor Augen.“ Nicht nur aus diesem Grund möchte er seine Ausbildung so gut wie möglich abschließen. Der Ehrgeiz ist da. Die Disziplin auch. „Und ja, man muss sich anders organisieren als die Jüngeren“, so der Familienvater. Zeit zum Lernen nimmt er sich bewusst. Vormittags, wenn die Kinder in der Kita oder abends, wenn sie im Bett verschwunden sind. Diskussionen über die Arbeitszeiten in der Gastronomie gibt es bei ihm zuhause nicht. „Das kennen wir und von daher ist das keine Umstellung“, betont Dennis Sträter.