Julian Grubert

Statt Autos und andere Fahrzeuge zu reparieren und zu warten, kümmert sich Julian Grubert um Kita-Kinder. „Ich habe zwar erst – da mein Bruder KFZ-Mechatroniker war – ein Praktikum in dem Bereich gemacht, aber es war relativ schnell klar, dass meine Stärken im sozialen Bereich liegen“, sagt der 27-Jährige mit einem Lachen im Gesicht. Als Erzieher gehört er allerdings auch 2024 zu einer immer noch kleinen Gruppe männlicher Kita-Fachkräfte. Die Quote steigt langsam. Lag der Männeranteil am pädagogischen Personal in Kindertageseinrichtungen 2012 bei 4,1 Prozent, waren es 2022, zehn Jahre später, 7,9 Prozent. „Ich finde es wichtig, dass Männer in sozialen Berufen präsent sind. Auch dort braucht es männliche Bezugspersonen. Das fehlt in unserer Gesellschaft enorm“, betont er mit Blick auf den Frauenanteil von gut 90 Prozent von der Kita bis Ende der vierten Grundschulklasse. „Bei uns in der Kita haben wir allerdings ein Luxus-Problem. Wir arbeiten hier in einem gemischten Team, zu dem zeitweise auch sechs Männer gehörten.“

Doch generell gilt: Männer fehlen in Kitas. Doch es ist nicht die Quote, die seine Berufswahl beeinflusst hat. „Es macht mir einfach Spaß, mit Kindern zu arbeiten, sie in der Entwicklung zu unterstützen und ihnen etwas mit auf den Weg zu geben“, erklärt der staatlich anerkannte Erzieher, der eine altersgemischte Gruppe von 2 bis 5 Jahren betreut und als Inklusionsfachkraft auch Kinder mit Logopädieoder Ergotherapiebedarf fördert. Dass er im sozialen Bereich gut aufgehoben ist und besser mit Menschen „kann“ als mit Schrauben, hat er schon früh gemerkt. Schon als 13-Jähriger trainierte er Jüngere beim Basketball. Das Engagement ist geblieben. „Nach der Arbeit geht’s direkt in die Turnhalle“, sagt der Bielefelder, der sich aktiv im Jugendvorstand beim BC Leopoldshöhe einbringt und inzwischen mit einigen, die er in den Kinder- und Jugendmannschaften trainierte, in der Herrenmannschaft spielt. Sein Weg in den Beruf begann 2016 mit einer dreijährigen Ausbildung. Er entschied sich für die fachtheoretische, schulische Vollzeit-Ausbildung mit Unterricht an fünf Wochentagen. Erst im dritten Ausbildungsjahr, dem Anerkennungsjahr, wechselte er in die Praxis. „Das Niveau war hoch, man lernt sehr viel. Alternativ hätte ich die Ausbildung auch praxisintegriert absolvieren können.

Das heißt mit zweieinhalb Tagen Theorie in der Schule und die restliche Woche in der Kindertagesstätte“, erklärt Julian Grubert, des pädagogischen Personals in Kitas waren 2022 Männer. 7,9 PROZENT Er ist passionierter Basketballer. Die Statur bringt er mit. Doch beruflich geht der fast zwei Meter große, tätowierte 27-Jährige gern in die Knie. Und zwar für die Kleinsten unserer Gesellschaft. Er ist Erzieher. der bereits sein Fachabi in Gesundheits- und Sozialwesen am AWO Berufskolleg abschloss. Von der anspruchsvollen Ausbildung profitiert er heute. Was es für den Beruf eines Erziehers oder einer Erzieherin braucht? „Neben dem Spaß an der Arbeit mit Kindern wirkliches Interesse an ihrer Entwicklung zu haben“, findet Julian Grubert. Empathie mitzubringen, zu zeigen und feinfühlig zu sein, sind für ihn weitere Aspekte. „Man muss sich in die Kinder hineinversetzen können“, so der 27-Jährige. Darüber hinaus braucht es Geduld, Flexibilität und viel Humor. Und: In einer Kita ist jeder Tag anders. „Das macht den Alltag in der Kita schön und spannend. Man muss ständig mitdenken und offen sein für die täglichen Herausforderungen – auch vor dem Hintergrund des Personalmangels.“

7,9 PROZENT

des pädagogischen Personals in Kitas
waren 2022 Männer.

Dass es überall dort, wo viele Kinder zusammen sind, nicht ganz still ist – auch das ist gut zu wissen. „Der Geräuschpegel, der sich entwickeln kann, ist schon enorm“, sagt Julian Grubert, der dann zur Klangschale greift. „Wenn ich die schlage, ist die Gruppe ruhig.“ Immer wieder ist sein pädagogisches Know-how gefragt. „Unterschiedliche Methoden und Ansätze werden während der Ausbildung vermittelt, aber man muss bereit sein, sich weiterzuentwickeln.“ Fester Bestandteil seines Berufsalltags sind auch Dokumentationen. Aufgeschlüsselt sind diese in neun Bildungsbereiche, wie Sprache, Motorik oder Sozial-emotionale Entwicklung. „Mit den Eltern sind wir über Entwicklungsgespräche regelmäßig im Austausch, denn wir wollen Kinder in ihrer Entwicklung nicht nur beobachten, sondern fördern. Das ist – von der Eingewöhnung bis zur Schule – ein unglaublicher Weg.“ Und sieht im Alltag spielerisch leicht aus und reicht von gemeinsamen Spielen über das Erkunden der Natur bis zum Sport in der Kita-Turnhalle. „Die Kinder finden sich immer wieder in unterschiedlichen Gruppen zusammen. Jeder ist anders, jeder bringt seine Persönlichkeit mit. Es geht darum, sich zu akzeptieren“, unterstreicht Julian Grubert, dem der faire Umgang der Kinder untereinander wichtig ist. Ihnen jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ist sein Ziel. ✔