Tiere trösten
„Du bist immer bei dem, der dich am meisten braucht.“ Ein gemaltes Herz umrahmt diesen Satz aus bunten Buchstaben. „Eines der Kinder hat ihn aufgeschrieben“, erzählt Ingrid Littmann, Initiatorin des Vereins Laika – Trost auf vier Pfoten. Es ist ein Dankeschön an Kanela ihre 12-jährige Hündin. In der tiergestützten Trauerbegleitung hilft sie auf dem Mensch-Tier-Hof Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei, ihre Trauer besser zu verarbeiten.
Kanela bedeutet so viel wie Zimt. Manche nennen sie daher auch Zimtstern oder Zimtschnecke. Kinder trösten kann sie gut, aber auch mit ihnen unterwegs und fröhlich sein. Seit inzwischen sechs Jahren begleitet das Team des Vereins Kinder, Jugendliche und deren Familien mit seinem tiergestützten Therapieangebot. Und ist, wenn ein Elternteil, ein Geschwisterkind oder auch Großeltern eine Lücke hinterlassen, ein verlässlicher Begleiter. „Wir unterstützen aber auch schon in der Abschieds- und Sterbephase“, erklärt Ingrid Littmann, die seit drei Jahren von Monique Kluß professionell unterstützt wird. Die 28-Jährige ist, wie die 58-Jährige auch, Sozialpädagogin und hat sich auf die Kindertrauer-Begleitung spezialisiert. Dabei ist der Begegnungs-und Gnadenhof im Dorf Sentana, wo der Verein seit 2018 zuhause ist, ein Ort, wo Raum für Trauer ist. Ein kleines Bullerbü, wo Geborgenheit und Wohlfühlen an erster Stelle stehen. Schließlich haben einige der Kinder Schlimmes erlebt, kommen mit schweren Trauererfahrungen, beispielsweise dann, wenn ein Elternteil Suizid begangen hat. „Die Kinder merken, dass sie alle etwas gemeinsam haben – jeder hat jemand Liebes verloren“, macht Ingrid Littmann deutlich, deren inzwischen verstorbene Hündin Laika Namensgeberin des Vereins ist. Die Trauerbegleiterin und Fachkraft für tiergestützte Therapie und Pädagogik weiß um die heilenden Effekte ihrer ausgebildeten Hunde und der anderen Tiere vor Ort.
„Eine Riesenbereicherung, da sie das Thema Kunst und Natur verbindet und mit in unsere Arbeit einbringt, ist auch Susanne Jaene“, erzählt Ingrid Littmann. Die bildende Künstlerin ist im Vorstand aktiv, eine der acht Ehrenamtlichen und hat bereits Kunsttage in den Tiergehegen organisiert. „Das war total toll, da die Kinder darüber ihre Gefühle frei ausdrücken konnten“, so Ingrid Littmann, die im Laufe der Jahre immer wieder feststellt, dass vorwiegend Kinder kommen, deren Väter verstorben sind. „Mütter holen sich eher Hilfe“, lautet ihre Erfahrung. Doch generell gilt: Eltern schätzen ihre Kinder oft stabiler ein als sie es sind. „Kinder nehmen sich in ihren Gefühlen zurück und übernehmen eine andere Rolle und versuchen stark zu sein“, so die Dipl.-Sozialpädagogin. „Und so kümmern sich Kinder und jungen Erwachsene, die sich Sorgen um ihr Elternteil machen, auch noch häufig um jüngere Geschwister“, ergänzt Monique Kluß. „Kleinere Kinder machen dagegen oft den ‚Kasper‘. Hier ist der Ort zum Auftanken und der, um Trauer auszudrücken.“
Auch während der Pandemie hat der Verein weitergearbeitet. Eine anstrengende Zeit für alle. Ziel war es, in Kontakt zu bleiben. In der schlimmsten Zeit haben Ingrid Littmann und Monique Kluß Post verschickt, Kunsttaschen für die Kinder gepackt und Hausbesuche gemacht, die vor der Haustür im Garten stattfanden. „Kanela hat uns bei den Hausbesuchen, die wir künftig in unser Konzept integrieren wollen, sehr geholfen. Streicheln ging immer, auch in Corona-Zeiten. „Tiere sind eine absolute Brücke, denn es ist schwer sich zu öffnen“, betont Monique Kluß, die viel mit den Bauernhoftieren arbeitet. „Sie sind Herzensöffner. Im Kaninchengehege beim Tipi haben ich, wie im Laika-Tipi am Lagerfeuer, schon viele gute Gespräche geführt.“ Und der Einstieg ist leichter, da sich die Kinder und Jugendlichen für die Geschichten der Tiere interessieren. So, wie bei Liesel, ein behindertes Schaf, dessen Mutter gestorben ist. „Das berührt die Kinder“, so die Sozialpädagogin, die vor vier Jahren durch ihren Master nach Bielefeld kam. „Ein Teil der Familien schaffen sich sogar ein Tier an, weil sie merken, wie hilfreich dies trotz der Mehrarbeit ist“, so Ingrid Littmann. Auch mit dem Wissen, dass Trauerarbeit nicht ohne eine Art von Trost funktioniert. Und so entwickelt der Verein, der familienbezogen arbeitet, gerade einem Trostkoffer für Familien.
„Damit wir auch wir sicher in die Zukunft gehen können, benötigen wir neben regelmäßigen Spenden jetzt selbst Unterstützung. Perfekt wäre eine Stiftung, die uns hilft, uns weiterzuentwickeln“, erklärt Ingrid Littmann. Denn die Förderung von LAIKA – Trost auf vier Pfoten e.V. läuft Ende 2021 aus. „Eine Förderung für die nächsten drei Jahre wäre wunderbar.“
www.laika-trostaufvierpfoten.de
facebook: LAIKA-Trost auf vier Pfoten
Instagram: laika_trostaufvierpfotene.v.