Eine ungewöhnliche Karriere

Seine Bilder sind abstrakt, farbenfroh und satt mit Acrylfarbe gespachtelt. Großformatige Werke, die dem Betrachter Raum für eigene Interpretationen lassen. Vor rund zehn Jahren entdeckte Lukas Klünter, Arminias neuer Defensiv-Stratege, seine Leidenschaft fürs Malen. Zusammen mit zwei Freunden.
Sie ließen die Playstation Playstation sein und arbeiteten zusammen an einem Bild.

Kunst wurde folgerichtig sein drittes Abi-Fach. „An Acryl-Farben gefällt mir die Textur“, sagt Lukas Klünter. „Durch den Spachtel kann ich eine gewisse Dreidimensionalität reinbringen. Wenn die Farbe aufgetragen ist, wird es jedoch schwer, noch mal etwas zu verbessern.
Aber wenn es nicht funktioniert, probiere ich es einfach noch mal. Das sehe ich ganz entspannt, Musik an und los geht’s.“ Wenn der 26-Jährige, der seit August mit der Rückennummer 2 für den DSC aufläuft , an einem Bild arbeitet, malt er – wenn es die Zeit erlaubt – täglich, manchmal nur ein Mal in der Woche. In einem Berliner Café hängen einige seiner Bilder und jeweils ein Bild erhält einen festen Platz in der eigenen Wohnung. Die Versteigerung eines Werks zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr brachte für einen „echten Klünter“ knapp 5.000 Euro ein. Kreati vität, die Leidenschaft fürs Gestalten und ein Sinn für Ästhetik, Attribute, die den Fußballprofi auszeichnen. Fast hätt e sich Lukas Klünter für eine Karriere als Koch entschieden. Ein Praktikum in einem Sternerestaurant hatte ihn auf den Geschmack gebracht. „Auch ein Knochenjob“, wie er heute lachend feststellt.

Als einer der wenigen Fußballprofi s seiner Generation hat der sympathische Defensivspieler mit viel Speed zum Tor über die rechte Seite kein Nachwuchsleistungszentrum durchlaufen. „Ich glaube nicht, dass mir das geschadet hat“, stellt er rückblickend fest. „So konnte ich meine Kindheit und Jugend genießen und musste nicht von zu Hause wegziehen.“
Auf die Unterstützung seiner Eltern konnte und kann der Neu-Bielefelder immer bauen. „Mein Vater hat mich früher immer zum Training und zu den Spielen gebracht, auch wenn er als Polizist oft Nachtdienste hatte. Nur bei den Spielen live dabei sein, das kann er bis heute nicht. Er guckt sich die Aufzeichnung an, wenn er weiß, wie es ausgegangen ist.“

VOM RHEIN AN DIE SPREE – AN DIE LUTTER
Den Ball am Fuß hatte er schon als Dreijähriger. Obwohl der gebürtige Euskirchener immer schon in den Vereinen seiner Heimatregion kickte, hatte er nicht die Vision, eines Tages Profi zu werden. Ein Probetraining beim 1. FC Köln schlug der seinerzeit 15-Jährige aus. „Ich war dafür noch nicht bereit“, sagt er heute. „Das fühlte sich nicht richti g an.“ Aber mit 18 gab es eine zweite Chance. Im Alter von 19 Jahren unterschrieb Lukas Klünter seinen ersten Profi vertrag und wurde in die U19-Nati onalmannschaft berufen. Kurz vor seinem 20. Geburtstag gab er sein Bundesliga-Debüt in der Partie Köln gegen Hoffenheim. 2017 spielte er in der Europa League. Der 1:0-Sieg gegen den FC Arsenal eigenen Stadion zählt zu seinen besonderen Fußballmomenten. Auch an seinen ersten Bundesliga-Treff er im Rhein-Derby gegen Leverkusen nach Balleroberung in der eigenen Hälft e denkt er gern zurück. Während seiner Zeit in Köln begann Lukas Klünter ein Studium an der Sporthochschule, das durch seinen Wechsel 2018 zu Hertha BSC vorerst ruht. Auch in der Hauptstadt erlebte er turbulente Zeiten. Acht Trainerwechsel in vier Jahren und eine anstrengende letzte Saison. „Das waren einprägsame Erlebnisse: der Abstiegskampf, die Team-Quarantäne, dann die vielen Nachholspiele und letztlich den Klassenerhalt geschafft . Das hat uns als Mannschaft zusammengeschweißt.“ Anfang August 2022 kam die Anfrage von Arminia.
„Nur zwei Tage hat es gedauert, bis alles unter Dach und Fach war. Am dritten Tag war ich schon zum Medizin-Check in Bielefeld“, erzählt Lukas Klünter, der gemeinsam mit der Mannschaft alles daransetzen will, um eine erfolgreiche Saison zu spielen.