Franziska Fritz AK Asyl e. V.

Wenn sie aufzählt, mit welchen Traumata manche Geflüchtete zu kämpfen haben, klingt Franziska Fritz betont sachlich. Und doch wird schnell klar: Die Sozialarbeiterin bewegt sich in keinem alltäglichen Arbeitsumfeld. „Belastend ist es auf jeden Fall, wenn jemand sagt, er sei lebensmüde, von Vergewaltigungen berichtet oder wenn die Eltern Minderjähriger bei der Flucht umgekommen sind. Bei der Vorstellung kriege ich Gänsehaut. Es gehört viel Team-Support und Supervision dazu, das nicht mit nach Hause zu nehmen, und bei manchen Schicksalen fällt es schwerer als bei anderen.“

Die 32-Jährige, die auch eine Trauma-pädagogische Ausbildung gemacht hat, arbeitet seit Februar 2019 beim Psychosozialen Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge. Das PSZ besteht seit 2014 aus einer Kooperation zwischen dem AK Asyl e. V. und der Klinik für Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin des Evangelischen Klinikums Bethel. Der AK Asyl e. V. selbst berät und unterstützt bereits seit 2006 Geflüchtete in der Region Bielefeld, die keinen gesicherten Aufenthalt haben, bei aufenthalts- und sozialrechtlichen Fragen. „Wichtig ist dabei die Einbindung in ein großes Netzwerk, die Zusammenarbeit mit anderen Trägern wie dem MediNetz, mit Anwälten, Kliniken oder dem Jugendamt“, so Franziska Fritz. Der Verein lebt aber auch vom Engagement zahlreicher ehrenamtlicher MitarbeiterInnen. „Das reicht von Studierenden, die hier Praktika machen, über gelegentliche Hilfe etwa bei Umzügen oder das Dolmetschen bis zur regelmäßigen Unterstützung bei Behördengängen oder beim Lernen.“

Weitere ehrenamtliche Unterstützung ist stets willkommen. Nicht zuletzt deshalb, weil sich der kleine Verein ausschließlich über Fördergelder und Spenden finanziert. Letztere sind durch Corona zurückgegangen. Nicht das einzige Problem, das Covid-19 dem AK Asyl bereitet. Durch Corona war auch der persönliche Kontakt einige Monate stark eingeschränkt, die Begleitung zu Behördengängen nicht möglich. Und bei Menschen mit psychischen Traumata, die noch kein Deutsch sprechen, kann bereits die nötige Verlängerung eines Ausweises zum unüberwindbaren Hindernis werden und zu Ängsten vor einer drohenden Abschiebung führen.

Nur ein Auslöser von vielen, der eine Krisenintervention erforderlich machen kann. „Bei tagtäglichen Überforderungen, Depression, Suizidversuchen müssen wir zeitnah intervenieren und stabilisieren“, unterstreicht die Sozialarbeiterin. Ob Therapieangebot oder Begleitung im Asylverfahren – „es geht darum, den Menschen ein angemessenes Leben in Deutschland zu ermöglichen“, resümiert Franziska Fritz. Beeindruckt ist die Wahl-Bielefelderin immer wieder davon, wie viele Geflüchtete trotz der furchtbaren Belastung und schwierigen Lebenssituation diese Chance ergreifen; ihren Schulabschluss oder ihre Ausbildung schaffen und motiviert sind, sich eine positive Zukunft aufzubauen. „Dass sie so viele Ressourcen mitbringen, um sich trotzdem durchzuboxen, ist eine große Stärke.
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