Britta Wend

Gerade erst ist Britta Wend zurück aus der Türkei. Beim World Team Cup (WTC) in Antalya hat sie zusammen mit Katharina Krüger für das deutsche Rollstuhltennis-Team den Klassenerhalt in der Weltgruppe geschafft. Es ist ein riesiger Erfolg, zu den acht besten Nationen weltweit zu gehören. Für ihren Sport ist die gebürtige Bielefelderin viel unterwegs, spielt etwa 20 bis 25 Turniere im Jahr.

Das ist gar nicht so spannend, wie es sich vielleicht anhört“, lacht Britta Wend. Von den Ländern sieht die 28 Jährige meist nur die Tennisanlage, das Hotel und den Flugplatz. Sie spielt vorwiegend in Europa – auch, um Flug-Emissionen möglichst gering zu halten. Meist fährt sie allein zu Turnieren.

Einen Trainer müsste sie aus eigener Tasche bezahlen und das würde das Budget sprengen, denn die Preisgelder sind nur bei den richtig großen Turnieren hoch genug, dass die Spielerinnen nicht draufzahlen. Seit zweieinhalb Jahren ist die Sportstudentin Tennis-Profi und erreichte als bislang höchste Platzierung Rang 25 der Weltrangliste der International Tennis Federation. Sport hat in ihrem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. „Ich habe sehr viel ausprobiert“, erzählt Britta Wend. „Tennis in Ummeln, wo ich aufgewachsen bin, Turnen und Handball in der Senne.“ Im Alter von 13 Jahren legte sie ihren Fokus auf den Mannschaftssport, den sie bis zu ihrem Unfall 2019 mit ganz viel Leidenschaft ausübte. „Manchmal fehlt mir heute das Team.
Beim Tennis steht man allein auf dem Platz und es gibt keine Mitspielerinnen, die einen Fehler ausbügeln können.
Handball ist pures Adrenalin, beim Tennis hat man hingegen viel Zeit zum Nachdenken. Die Spiele werden im Kopf entschieden.“ Ihre mentale Stärke macht sie so erfolgreich – und der Ehrgeiz, der sie antreibt.

Das große Ziel: Los Angeles

„Dass ich als Kind schon mal Tennis gespielt habe, hat mir beim Rollstuhltennis geholfen. Der Aufschlag hat beispielsweise viel Ähnlichkeit mit dem von Fußgängern“, berichtet die Profisportlerin. Beim Rollstuhltennis müssen die Spieler*innen ein zusätzliches Sportgerät integrieren, was einiges an Koordinationsfähigkeit verlangt. Eine Hand ist immer am Stuhl, dadurch ist das Schlagen der Rückhand nur einhändig möglich. „Ich fahre gern Rollstuhl“, so Britta Wend. „Ich habe es als sportliche Herausforderung betrachtet, den Umgang damit zu lernen. Die Hälfte des Trainings war Technik, wie kippe ich den Stuhl an, um zum Beispiel Bordsteinkanten zu überwinden, oder wie fahre ich Treppen oder auch Rolltreppen. In der Praxis ging es die Berge hoch und runter. So konnte ich mich in der Reha richtig gut auspowern.“

Ein Teil ihres Lebens hat sich durch den Unfall verändert. Ohne ihn wäre sie heute nicht Profisportlerin. „Eine Veränderung ist weder positiv noch negativ. Es kommt darauf an, wie man das für sich bewertet und was man daraus macht“, betont sie. Mitleidige Äußerungen empfindet sie als verletzend. „Damit ist eine Grundannahme verbunden, dass mein Leben nun schlechter sei als vorher.“ Zu ihren größten Erfolgen bislang gehört der dritte Platz im Doppel mit Katharina Krüger bei der EM in Rotterdam im vergangenen Jahr. Britta Wends ganz großes Ziel sind eigentlich die Paralympics in Los Angeles 2028. Aber vielleicht klappt es bereits in diesem Jahr. Mitte Juli entscheidet sich, ob sie für Paris qualifiziert ist. ✔