PETRA BREUER
Als sie vor dem Elefantengehege im Leipziger Zoo steht, werfen sich die grauen Dickhäuter gerade Grasbüschel auf den Kopf. Petra Breuer reagiert sofort und hält den Moment fest. „Ich liebe es Tiere zu zeichnen“, sagt die Bielefelder Grafi kdesignerin, deren zahlreiche Skizzenbücher mit unterschiedlichsten Illustrationen prall gefüllt sind. Denn neben Tieren zeichnet sie immer wieder auch Menschen und Gebäude.
Oft sind es nur Fragmente, die sie festhält, denn Tiere – und auch Menschen– bewegen sich permanent. Eine gewisse Haltung des Tieres, die Neigung eines Kopfes oder ein bestimmter Gesichtsausdruck bei einer Person. „Der Zoo in Leipzig war supertoll. Ich habe dort viele Stunden verbracht und gezeichnet“, erzählt Petra Breuer, die mit den Handzeichnungen immer auch ihre Hand-Auge-Koordination übt. Und feststellt: „Wenn man Illustrationen macht, muss man einfach immer wieder rausgehen und draußen vor Ort zeichnen. Da geht es dann darum, schnell zu sein und Dinge erfassen zu können.“ Und so nimmt sich die 59-Jährige immer mal wieder Zeit, diese Skills zu verbessern. Ist mal in Bielefeld, wenn’s um Tiere geht gern im Tierpark Olderdissen, im Freilichtmuseum Detmold oder auch in einer anderen Stadt mit Rucksack und Equipment to go unterwegs. Im letzten Jahr war sie vier Wochen in Wien. „Urban Sketching“, so Petra Breuer. Sie hat die Stadt mit dem Zeichenstift entdeckt. „Eigentlich bin ich immer irgendwie am Zeichnen und gucke, wo es mich hinführt“, stellt sie schmunzelnd fest. Dabei sucht sie immer auch nach neuen Darstellungsmöglichkeiten – hält Skizzen auf ihrem iPad fest und coloriert diese im Anschluss, integriert gezeichnete Figuren in Fotos oder erstellt Collagen, bei denen aus Zeitungsausschnitten und Zeichnungen in einem kreativen Prozess Neues entsteht. „Ich liebe das, was ich tue und brauche Zeiten, wo ich Neues ausprobieren kann. Nur so kann man neue Ideen entwickeln“, erklärt Petra Breuer. Genau aus diesem Moment heraus entstehen häufig auch neue berufliche Projekte. „Das war schon immer so“, erklärt die Bielefelder Grafikdesignerin, die zunächst eine Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte und zeitweise in der Schweiz arbeitete, bevor sie sich ihren Traum, Grafikdesign an der FH Bielefeld zu studieren, erfüllte. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens“, betont Petra Breuer, die in ihrer designwissenschaftlichen Masterarbeit das Know-how aus beiden Berufen miteinander vereinte: „Virtuelle Kommunikation für Menschen mit Demenz“ erschien als Buch im Huber Verlag. „Allerdings bin ich schon während meiner Masterarbeit in einen Bereich hineingerutscht, der mich bis heute begleitet.“ Petra Breuer erarbeitet seither Entwürfe für die Fassadengestaltung für Gebäude der BGW und anderer Wohnungsbaugesellschaften bundesweit. Und übernimmt vom Entwurf bis hin zur Umsetzung die künstlerische Bauleitung bis zur Fertigstellung. „Ich bin wahnsinnig gern auf Baustellen und liebe den Geruch von Zement“, stellt sie fest.
Längst haben die langjährigen Partnerschaften – die Bielefelderin hat bis heute an die 150 Aufträge bearbeitet und einzelne Häuser ebenso wie ganze Quartiere gestaltet – zu unterschiedlichsten neuen Projekten geführt. So hat die Freelancerin mit ihren Zeichnungen zum Beispiel Hausordnungen für Wohnungsbaugesellschaften illustriert. „Die ‚Mieterfibel – Hallo Nachbar‘ ist so konzipiert, dass sie leicht personalisierbar ist“, so Petra Breuer, die zudem eine Ausgabe in leicht verständlicher Sprache umgesetzt hat und für die BGW (Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen) in einer Broschüre das „Bielefelder Modell“ in Bildern erklärt. Ihre Vielseitigkeit und ihre Neugierde, immer wieder neues Terrain zu betreten, haben sich auch während der Pandemie gezeigt. „Ich habe für die Weihnachtsaussendung der Druckerei Gieselmann das Bielefelder Stadtpapier entworfen. Die Motive mit Lokalkolorit sorgen nicht nur für schön verpackte Geschenke, sondern machen Lust auf den Bielefelder Stadtwald, Rezepte wie den Bielefelder Kastenpickert oder auf eine Radtour entlang des Eselswegs in Gütersloh. „Gezeichnet habe ich seit Jahren, aber durch die Arbeit an der Mieterfibel wurde das Ganze auf die berufliche Ebene gehoben. Daraus resultierten dann das Stadtpapier, das aktuelle Volksbank Projekt zur Radausstellung und die Bielefelder Nachtansichten 3D Skulptur sowie einiges andere dazwischen“, freut sich Petra Breuer, die ihr Spektrum immer wieder neu weitet und doch Routinen hat: Nach dem Ende eines Projekts räumt sie ihren Schreibtisch immer auf und sortiert alles. „Dann kann ich mich auf Neues einlassen.“