Interview mit Brigitte Meier

29 Jahre hat Brigitte Meier die Arbeit der Wirtschaftsförderung für Bielefeld – kurz WEGE – als Prokuristin maßgeblich gestaltet. Wir haben mit ihr gesprochen, werfen einen Blick zurück und gucken nach vorn.

Frau Meier, wie sieht denn jetzt Ihr Tag aus?


Im Moment sitze ich vormittags an meinem Schreibtisch zu Hause und bereite einige Dinge nach oder auch vor. Zusammen mit der HSBI haben wir eine Befragung zum nachhaltigeren Wirtschaften in Unternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden gerade veröffentlicht.

Mit der grünen Transformation werde ich mich auch zukünftig weiter befassen. Ansonsten gehe ich nachmittags einfach mal einen Kaffee trinken, mache Sport oder habe mehr Zeit für meine ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Blicken wir zurück: Wie hat sich Wirtschaftsförderung in den vergangenen 29 Jahren verändert?
Die WEGE wurde 1995 als GmbH gegründet und ging aus dem Amt für Wirtschaftsförderung hervor. In erster Linie wurden Gewerbeflächen verkauft, ergänzt um Serviceleistungen für Unternehmen. Hierbei ging es insbesondere darum, bei standortbezogenen oder behördlichen Fragestellungen zu unterstützen. Das hat sich stark gewandelt. Heute ist die WEGE sehr viel breiter aufgestellt und funktioniert quasi wie eine Werkstatt, in der Dienstleistungen für und mit den Unternehmen umgesetzt werden. Das bedeutet, dass wir die Megatrends, die die Wirtschaft beschäftigen, auf den betrieblichen Alltag der Bielefelder Unternehmen herunterbrechen.

Welche Themen sind das?

Das heute so vordringliche Thema Arbeitskräftesicherung hat mich schon mein ganzes Berufsleben begleitet, wenn ich beispielsweise an den Fachkräftemangel im Bereich Maschinenbau Ende der 1990er-Jahre denke.

Durch den demografischen Wandel spüren wir die Auswirkungen, die alle Branchen betreffen, jetzt sehr deutlich. Für Unternehmen ist es essenziell, sich authentisch als gute Arbeitgebende zu positionieren, um Personal zu halten und neue Talente für sich zu gewinnen. Mit verschiedenen Formaten wie Vorträgen, Workshops oder einer People Company Werkstatt zu Personalstrategien unterstützen wir Unternehmen bei dieser Herausforderung. Wir vermitteln Orientierungswissen, fungieren als Impulsgeberin und moderieren den kollegialen Austausch in unseren Netzwerken. Das gilt auch für die anderen Megathemen: die grüne sowie die digitale Transformation.

Welche Rolle spielen die Netzwerke dabei?
Von Anfang an eine sehr große. Bei Gründung der WEGE lag der Fokus darauf, in einem Netzwerk mit den beiden großen diakonischen Trägern – die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und das Evangelische Johanneswerk –, den Kliniken der Stadt Bielefeld und den Hochschulen die Potenziale der Gesundheitsbranche in Bielefeld zu heben. Ich freue mich sehr darüber, dass es das ZIG (Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL), das Branchennetzwerk, das ich gegründet habe, noch heute gibt.
Ebenso wie das Netzwerk für die IT-Wirtschaft – BIKONET – oder den Verein OWL Maschinenbau. Das ist für mich ein Indikator, dass der fachliche Austausch von den beteiligten Unternehmen geschätzt wird und sie in ihrer täglichen Arbeit wirklich voranbringt.

Ein Netzwerk funktioniert auch branchenübergreifend …
Diese sehr schöne Erfahrung haben wir mit DAS KOMMT AUS BIELEFELD gemacht. Das war eigentlich eine Standortmarketing- Kampagne zum 800-jährigen Stadtjubiläum. Wir wollten die Leistungen der Bielefelder Wirtschaft sichtbarer machen und zeigen, wie viele Weltmarktführer und Hidden Champions hier beheimatet sind. Daraus hat sich nicht nur ein Wirtschaftsportal mit immer neuen Unternehmensnachrichten und Inhalten, lokaler Stellenbörse und aktuellen Podcasts entwickelt, sondern auch ein lebendiges Netzwerk mit heute rund 240 Partner-Unternehmen quer durch alle Branchen. Es sind große und kleinere Unternehmen, etablierte und Start-ups dabei. Mich hat es immer wieder beeindruckt, wie vertrauensvoll die Zusammenarbeit in unseren Netzwerken ist. Dass Unternehmen bereit sind, ihr Wissen zu teilen, ihr Best Practice zu präsentieren, aber auch davon zu berichten, wenn etwas nicht so gut funktioniert hat. Das zählt sicherlich zu den Highlights meiner beruflichen Tätigkeit. Und ich durfte erleben, wie viel Freude es macht, Projekte im Team voranzubringen

Mit welchem Gefühl starten Sie in Ihre berufsfreie Zeit?
Mit einem sehr guten. Der Generationenwechsel im Team ist geglückt. Wir sind heute ein altersdiverses Team und breit qualifiziertes Team. Ich bin davon überzeugt, dass das in der Lage ist, agil auf künftigen Wandel und Herausforderungen für unsere Unternehmen zu reagieren und selbst immer wieder neue und gute Impulse setzen wird.