Marlon Ulbort

In Malawi hat er für Ingenieure ohne Grenzen sein Know-how eingebracht, in der Forschungsstation Neumayer III war er in einem internationalen Team 14 Monate lang Teil der 38. Deutschen Antarktis-Überwinterung. „Egal, ob man ehrenamtlich oder beruflich unterwegs ist, man muss sich bei jedem Auslandseinsatz vor Ort integrieren“, unterstreicht Marlon Ulbort. Ein für ihn spannender Perspektivwechsel. Oder, wie er sagt: „Integration mal anders herum.“

Wenn Türen geöffnet sind, findet man schneller hinein. „Es wäre wünschenswert, wenn jeder in unserer Gesellschaft durch offen Türen gehen könnte, dann wäre auch die Integration einfacher“, erklärt Marlon Ulbort. „Schließlich wünscht sich jeder eine Welt, in der er willkommen ist.“ Seine Vision und Mission ist es, seine Fachqualitäten dafür einzusetzen. Seit 2013 – da studierte er noch an der FH Bielefeld – engagiert sich der Elektroingenieur ehrenamtlich für Ingenieure ohne Grenzen, seit Ende 2016 als Leiter der Regionalgruppe Bielefeld. „Wir versuchen mit unserem Ingenieur-Know-how und unseren Mitteln, Menschen einen menschenwürdigen Zugang und Teilhabe an Grundinfrastruktur zu ermöglichen“, so Marlon Ulbort.

Die langfristige Begleitung und Zusammenarbeit ist das Ziel von Ingenieure ohne Grenzen, die kleine, vielschichtige Projekte im engen Kontakt mit den Menschen weltweit umsetzen und langfristig Strukturen aufbauen wollen. In Malawi, eines nach dem Human Development Index am wenigsten entwickelten Länder der Welt, arbeitete Marlon Ulbort einen Monat lang, um ein mehrteiliges Projekt zu realisieren, bei dem u. a. eine Photovoltaikanlage und eine Brauchwasseranlage installiert wurden. „Uns wurden Wertschätzung, Respekt und Dankbarkeit entgegengebracht. Das macht die Integration natürlich einfacher und ist eine Bereicherung“, stellt der 29-Jährige fest, der an der FH Bielefeld gerade seine Masterarbeit beendet. „Auch, wenn es manchmal schwerfällt, sich auf Strukturen einzustellen, die einem fremd sind, wie beispielsweise in einer patriarchischen Gesellschaft.“ Sich diese Unterschiede bewusst zu machen, hilft im Umgang. Ebenso wie die Vorbereitung im Vorfeld. „Respektvoll mit vorhandenen Strukturen umzugehen, ohne sich ganz untreu zu werden, ist ebenso gefragt wie Respekt für sein Gegenüber. Das ist der Eigenanteil, den man mindestens leisten muss“, sagt Marlon Ulbort. Die Unterschiede zu seinem beruflichen Einsatz auf der Neumayer-Station III sind dem Bielefelder bewusst. „Dort war der Job quasi der erste Part für die Integration, denn jeder war wichtig, wurde gebraucht und war froh über den Koch, den Techniker oder den Wissenschaftler. Jeder in dem 10-köpfigen Team hatte seine Aufgaben und Funktionen.“

Doch unabhängig vom Einsatzort braucht es Anstrengungen auf allen Seiten, damit die Arbeit in interkulturellen Dimensionen gelingt. Ingenieure ohne Grenzen bereitet ausreisende Ehrenamtliche auf Auslandseinsätze vor. Interkulturelle Kommunikation lautet das Stichwort. „Wir versuchen Tools und Techniken anzuwenden, die uns helfen“, so der Bielefelder. Die sind auch bei dem aktuellen Projekt der Regionalgruppen Bielefeld und Paderborn gefragt. Die Unterstützung einer inklusiven Schule in Uganda, in der 90 blinde MitschülerInnen in einen Verbund von 600 SchülerInnen integriert werden, steht auf der Agenda. Finanziert wird das Projekt durch Spenden. „Jede Regionalgruppe, es gibt 32 deutschlandweit, muss die erforderlichen Projektmittel selbst, beispielsweise via Fundraising, organisieren“, so Marlon Ulbort.

Ingenieure ohne Grenzen leisten allerdings keine akute Not- oder Krisenhilfe. „Wenn wir dies dennoch tun, wie damals in Nepal nach einem schweren Erdbeben, tun wir dies mit dem Ziel einer langfristigen Kooperation“, betont Marlon Ulbort. Die Wege in die unterschiedlichen Projekte sind dabei sehr vielschichtig. Mal entstehen sie aus einer direkten Anfrage heraus, mal gibt es persönliche Kontakte. Immer aber ist es wichtig, Bedürftigkeiten zu bedienen.

EHRENAMT

Ingenieure ohne Grenzen Die Regionalgruppe Bielefeld sucht immer wieder auch Ehrenamtliche. Nicht nur aus dem ingenieurtechnischem Bereich, sondern auch Pädagogen, Vertriebler oder Sozialwissenschaftler. www.ingenieure-ohnegrenzen.org/de/bielefeld