Oder so!

Anders ist normal. Jeder hat schließlich Ecken und Kanten. So auch die acht Bandmitglieder von Oder so!, einer inklusiven Band, die gerade an neuen Songs für ihr erstes Album arbeitet. Die 11 Tracks – alles Eigenkompositionen – sind (fast) fertig. Das Release ist für Juni geplant. „Das klingt soundmäßig schon hammergut“, findet Oliver DamaschekHahn, einer der drei Bandcoaches und Teamleiter des mobilen Bandworkshops BAND CAMPS, aus dem die Band hervorgegangen ist.

Oder so! gibt es seit 2013. Musiker Oliver Damaschek-Hahn hat das Bandprojekt, in dem Behinderung keine Rolle spielt, vor zehn Jahren ins Leben gerufen. Und er hat das Selbstvertrauen der jungen Musikerinnen, alles ehemalige Schülerinnen der Mamre-Patmos-Schule, geweckt. „Sechs Jahre spielen wir inzwischen konstant in der aktuellen Besetzung“, erzählt der Heilerziehungspfleger. Gemeinsam mit Lukas Dylong (Gitarre/Gesang) und Mario Waniek (Gitarre/Percussion) coacht er Oder so! im Auftrag der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und ist als Gitarrist, Sänger und Bassist selbst Teil der Band.

Zurzeit nimmt die Bielefelder Popband, die gemeinsam an ihren Titeln mit deutschen Texten feilt, ihr Album in Witten auf. „Ein Bekannter hat dort ein Studio. 85 Prozent sind
bereits fertig, jetzt müssen wir noch für 10 der 11 Tracks die Gesänge aufnehmen. Das wird allerdings noch ein Haufen Arbeit“, mutmaßt der Coach. Schon für das 150 jährige Bethel-Jubiläum stand die Band 2017 im Studio. Zusammen mit Sängerin und Produzentin Annette Humpe (Ideal, Ich + Ich) entwickelten sie zwei kompakte Popnummern mit starken Hooklines: „Taschen voll Gold“ und „Nur nicht in meinem Kopf“. Zu dem Song „Taschen voll Gold“, dem offiziellen „Bethel- Jubiläumssong“, drehte der international bekannte Fotograf Jim Rakete das dazugehörige Video. Zu beiden Künstlern pflegt die Band den Kontakt. „Mit Annette Humpe telefoniere ich regelmäßig“, erzählt der Bandcoach. „Sie hat wie Jim Rakete einen Superdraht zur Band. Beide sind unprätentiös und bodenständig.“ Von ihrer Studioerfahrung profitiert Oder so! bei der aktuellen Produktion ihres Albums. „Aber es ist einfach anders als auf der Bühne. Man steht allein vorm Mikro und muss seine Gefühle anders kanalisieren“, weiß Oliver Damaschek-Hahn, der gemeinsam mit den beiden Coaches Lukas Dylong und Mario Waniek kreative Ideen entwickelt, um über Alltagssituationen Beispiele zu finden, die die entsprechende Stimmung bei den Bandmitgliedern herauskitzeln. Emotionen, die während der wöchentlichen Proben im Forum der Mamre-Patmos-Schule der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel oder auf Konzerten von ganz allein entstehen und auch für das Komponieren wesentlich sind.

„Wir jammen herum, probieren ein paar Gitarrenakkorde, dann ruft einer eine Zeile rein. Das funktioniert super“, erzählt der Coach. Darüber hinaus existiert eine Ideensammlung. Denn selbstverständlich fließen in die Songs eigene Erfahrungen ein. „Wir sprechen viel miteinander. Manche haben Unglaubliches erlebt und so entstehen unsere Texte“, sagt Oliver Damaschek-Hahn. „Unsere Songs kommen aus dem tiefsten Innern, sind keine Therapie, sondern pure Lebenslust.“ Als Band Konzerte zu spielen, gehört übrigens von Anfang an zum Konzept der Band. Und wenn die acht öffentlich auftreten, dann natürlich gegen Gage. Gespielt hat Oder so! mittlerweile in ganz Deutschland, beispielsweise auf dem Campus Festival, aber auch in Dort mund und Berlin.

Die Richtung ist die richtige“, so Oliver Damaschek-Hahn. „Die Leute stehen vor der Bühne, nicht weil wir eine inklusive Band sind, sondern weil wir gute Musik und eine gute Show machen.“ An Energie mangelt es Oder so! ebenso wenig wie am Repertoire. Gut zwei Stunden könnte die Bielefelder Popband eigene Sachen spielen.

Ihr neues Album enthält neben einigen älteren Songs auch neue, die die Band innerhalb des letzten Jahres geschrieben hat. Zwei konträre Tracks zählen schon jetzt zu den Lieblingssongs. „Jetzt oder nie“ ist eine Mischung aus Disco-Punk und groovigen Beats. „Der Song ist energiegeladen und geht tierisch ab“, findet Oliver Damaschek-Hahn. „Wir sind eins“ zeichnet sich aus seiner Sicht dagegen durch seinen hymnischen Refrain aus und auch textlich gehts tiefer. „Der Song kreist um die Unterschiede zwischen Menschen“, so der Coach. „Vor allem aber zeigen beide Tracks die Spannweite unseres Repertoires, denn vorgegebene Stilrichtungen existieren nicht. Aber sie klingen definitiv nach Oder so!. Und es ist einfach mega sich mit dieser Band auf die Bühne zu stellen.“


www.band-camps.de
Mehr Infos: bethel.de/oderso
Musikvideo: YouTube.com/bethelvision