UNTERWEGS IN SENNESTADT
Klingeln statt Klatschen. Wenn sich Applaus so ausdrückt, dann ist wieder die RadKulTour am Start. Bei dieser einzigartigen Veranstaltung sind rund 200 Akteur:innen aus kreativen Sparten wie Musik, Theater, bildender Kunst, Tanz und Literatur dabei. Gemeinsam lassen sie die rund 18 Kilometer lange Radroute durch Sennestadt zu DEM Kulturort des Spätsommers werden. Kulturamtsleiterin Brigitte Brand verrät mehr über die ungewöhnliche Kombination aus Kultur- und Naturerlebnis.
Was ist die Kernidee der RadKulTour?
Die Idee zur RadKulTour entstand während der Coronazeit. Wir suchten nach Möglichkeiten, trotz der Einschränkungen Künstler*innen Auftritte und Öffentlichkeit und den Bielefelder*innen vielseitige Kulturerlebnisse zu bieten.
Zu der Zeit beschäftigten wir uns außerdem mit der Frage, wie Kulturveranstaltungen ökologisch nachhaltig umgesetzt werden könnten. Das Ergebnis war die RadKulTour.
Warum geht es jetzt zum 2. Mal in den Süden der Stadt?
Auf Wunsch der Politik sollte die RadKulTour auch in anderen Stadtteilen stattfinden. Konzeptionell und organisatorisch ist das ein enormer Aufwand: Erkundung einer neuen Strecke und deren mehrfaches „Abradeln“ zur Definition geeigneter Standorte für etwa 70 Gruppen, Suche nach neuen Partnern und deren Einbindung vor Ort… Personell ist das ein Kraftakt, den das kleine Team des Kulturamts nicht jedes Jahr aufs Neue stemmen kann.
Um das dennoch machbar zu machen und die jeweils entstandenen Netzwerke zu festigen, findet die RadKulTour mindestens zweimal auf derselben Strecke statt.
Wie sind die Rückmeldungen der eingebundenen KünstlerInnen/Ensembles und nach welchen Kriterien werden sie ausgesucht?
Die Rückmeldungen sind seit der ersten RadKulTour 2021 ausgesprochen positiv. Die Zusammenarbeit wird als wertschätzend und unterstützend, die Möglichkeit, eine so große, kooperative Veranstaltung in und für Bielefeld umzusetzen als Gewinn für die städtische Kulturlandschaft wahrgenommen.
Das äußert sich nicht zuletzt dadurch, dass ein Großteil der Teilnehmer*innen aus dem ersten Jahr auch in den Folgejahren teilgenommen bzw. sich beworben hat. Jahr für Jahr steigen die Bewerbungen. Die Kriterien bei der Auswahl lassen sich nach drei Schwerpunkten bündeln: Neben dem Wohn- bzw. Arbeitsort Bielefeld spielen die anteilige, spartenübergreifende Repräsentation der freien Szene und die jeweilige künstlerische und ästhetische Qualität sowie die Möglichkeiten und die Art einer ökologisch und sozial nachhaltigen Umsetzung der Kunstaktion im Rahmen der RadKulTour eine zentrale Rolle. Bisher konnten alle passenden Bewerbungen berücksichtigt werden.
Welche Rückmeldungen bekommt das Kulturamt vom Publikum und was begeistert Sie selbst als Besucherin?
Die Reaktionen des Publikums sind nicht weniger begeistert als die der Beteiligten: So freute sich z. B. eine Harfenistin über das Staunen und Verweilen zweier iranischer Kinder und eines Jugendlichen, der fasziniert und begeistert war, eine Harfe kennen zu lernen und dies auch noch aus nächster Nähe. Beteiligte berichten, dass Menschen für Gespräche auf sie zukämen und wir im Kulturamt erhalten Dankes- und Lobes-Emails.
Mich selbst begeistert die Kombination des entspannten Radelns durch viel Natur, verbunden mit so vielen schönen Erlebnissen, die – da unplugged – sich auch wunderbar in das Naturerlebnis einfügen. Und sogar ich entdecke immer wieder Neues!