KONZERTREIHE 21 GRAD
Schon mal über die optimale Wohnzimmertemperatur nachgedacht? 21 Grad findet Rondiva und hat so prompt eine neue Konzertreihe im Theaterhaus Tor 6 genannt. Ende September hat der Bielefelder Songschreiber die Wohnzimmerbühne für Singer/ Songwriter und Liedermacher eröffnet, ab Oktober lädt er in unregelmäßigen Abständen andere MusikerInnen ein.
Hausmusik der kommunikativen Art steht bei Ronny Kummernuß alias Rondiva schon lange auf dem Programm. „Wohnzimmerkonzerte machen mir als Gastgeber zuhause total viel Spaß und ich spiele auch gerne bei anderen“, so der Musiker. Corona war für ihn der Anlass diese eher privaten Konzerte auszuweiten, aber das Prinzip der lockeren, entspannten Wohnzimmeratmosphäre beizubehalten. Im neuen „Wohnzimmer“ im Theaterhaus Tor 6 gibt’s ein Hygienekonzept, das MusikerInnen endlich wieder Auftrittsmöglichkeiten vor knapp 50 Leuten erlaubt. Für Rondiva „schlicht und einfach eine Herzensangelegenheit“.
Schließlich hat der Singer/Songwriter selbst die Live-Auftritte in den vergangenen Monaten vermisst. „Es gibt Musiker, die gerne im Studio rumtüfteln, und welche, die lieber live spielen, so wie ich“, unterstreicht der 43-Jährige. Die eigenen Online-Konzerte bucht er als „seltsame Erfahrung“ ab. „Obwohl es durch die Kommentar-Funktion im Chat teilweise auch interessant war. Mal hat sich jemand einen Song gewünscht, mal ein anderer geschrieben, dass er mir gerade in Lima zuhört. Aber an das echte Live-Erlebnis kommt nichts ran.“ Interaktion – wenn auch nicht mit dem Publikum – gab es immerhin beim Studio-Konzert von Kanal 21 „Da habe ich das erste Mal mit David Lübke zusammengespielt, den ich auch für ‚21 Grad‘ einladen möchte. Der gemeinsame Aufritt hat total Spaß gemacht. Wir haben uns amüsiert und gegenseitig Geschichten erzählt.“
Neben dem Live-Gefühl fehlen Rondiva die Konzert-Einnahmen. Dabei hat der Bielefelder noch Glück im Unglück. Während vielen MusikerInnen auch ihre Basis – häufig als MusiklehrerInnen – weggebrochen ist, musste sich der gelernte Speditionskaufmann, der im Tor 6 arbeitet, in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Und seinen Traum, ausschließlich von der Musik zu leben, hatte er schon lange vor Corona aufgegeben. „Vor zehn Jahren hat mir der Auftritt bei Ina Müller zwar einen Schub gegeben“, so der Songschreiber, „aber zum Leben reicht es nicht. Das Gute ist, falls mir zwischendurch mal die Ideen ausgehen, kann ich als Liedermacher auch in 20 Jahren noch auf der Bühne stehen.“
An Inspirationen für seinen Gitarren-Pop, der sich stilsicher zwischen Tom Petty, Gisbert zu Knyphausen und Blumfeld bewegt, mangelt es Rondiva momentan allerdings nicht. Die Ideen fliegen ihm oft einfach zu – unterwegs auf dem Rad oder bei einer Auszeit am Meer. Eher steht ihm sein eigener Perfektionismus im Weg. „Mein neues Album plane ich schon seit drei Jahren. Jetzt wird es Zeit, denn es sind wieder viele Lieder da, der Junge muss nur loslegen“, sagt er lachend über sich selbst. Manchmal ist ein Lied in einer halben Stunde fertig, für Rondiva ein „total schöner Gänsehautmoment.“ Meistens gilt es aber, die Puzzleteilchen aus Text und Melodie mühsam zusammenzusetzen.„Es ist anspruchsvoll die deutsche Sprache, die oft kantig klingt, in eine Melodie reinzukriegen. Manchmal hängt es an einem kleinen Part, dass ich ein Lied noch nicht raushaue. Mich ärgern Songs, bei denen Text und Melodie auf Biegen und Brechen in Einklang gebracht werden. Aber ich weiß auch, dass ich zu streng mit mir bin“, so der sympathische Musiker.
Neben der Art zu schreiben – früher war oft zuerst der Text da, heute meistens die Melodie – hat sich auch die inhaltliche Richtung verändert. „Ich möchte nicht mehr so viele ‚Ich bin traurig, dass Du weg bist‘ Lieder schreiben“, lacht Rondiva. Seit er vor fünf Jahren Vater geworden ist, hat sich sein Blick auf die Welt und sich selbst verändert und er erzählt seine Geschichten mit anderen Bildern. „Aber, wenn mal wieder ein Liebeslied dazwischen ist“, resümiert der Songschreiber, „ist das überhaupt nicht schlimm.“
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