Zwei Stile, zwei Formen, zwei Aussagen. „Dualis“ heißt die Kollektion von Sandra Eden, die zwei gegensätzliche Stilrichtungen – „Halbstarke“ und „Preppy“ – miteinander verbindet. In ihrer Damenkollektion begegnen sie sich, werden zu etwas Neuem und tragen dennoch ihre ursprüngliche Aussage nach außen. Mit ihrer Bachelorarbeit – entstanden an der FH Bielefeld am Fachbereich Gestaltung – beteiligte sich die Bielefelder Studentin beim European Fashion Award FASH 2019 in Berlin, sicherte sich einen Platz unter den Finalisten und blickt gespannt auf die kommende Zeit. Vor der Tür steht der Master.
„ICH HABE ERST MIT GEFALTETEM PAPIER EXPERIMENTIERT BEVOR ICH MICH AN DEN STOFF GEWAGT HABE“
Ein alter Hocker ihrer Mutter, die ein großer James Dean Fan war, inspirierte Sandra Eden, sich mit der Mode der „Halbstarken“ aus den 1950er Jahren zu beschäftigen. „Ich habe einen zu den Halbstarken konträren Stil gesucht und ihn mit der Preppy-Mode gefunden. Er wurde von Studenten der sogenannten Prep Schools und Ivy League Universitäten Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt“, erklärt die 23-Jährige, die beide Thema zusammenbrachte. Sie faltete und klappte Schnitte. Ließ etwas verschwinden, damit Neues hervortreten konnte. „Dadurch entstehen Verbindungen, gleichzeitig bildet sich neuer Raum“, erklärt Sandra Eden das Prinzip ihrer Kollektion.
Sie spiegelt das Thema durch auf- und umklappbare Flächen. Die junge Modedesignerin, die für das Studium von der Nordseeküste gen Bielefeld zog, erzeugt diesen Effekt durch das Falten des Schnittes. Mal sind diese stark, mal weniger stark sichtbar. „Ich habe erst mit gefaltetem Papier experimentiert bevor ich mich an den Stoff gewagt habe“, sagt Sandra Eden, die die faltbaren Elemente weder auf- noch angesetzt, sondern aus dem Kleidungsstück selbst gebildet hat. „Wenn die Faltung auffällt, entsteht mehr Volumen“, skizziert sie den Effekt, der zu neuen Silhouetten führt. Ihre Damenkollektion besteht aus vier Outfits und insgesamt acht Kleidungsstücken. Jedes Kleidungsstück, die einzige Ausnahme bildet eine rosa Blu- Sandra Eden se, besteht aus zwei Kleidungformen. Entstanden sind u. a. eine Blazer-Lederjacke, eine Jeans-Chino und eine Hemd-T-Shirt-Kombination. Da sie in jedem Kleidungsstück zwei Stile zusammenführt, kombiniert die junge Designerin immer auch zwei unterschiedliche Stoffe und Farben. So besteht ein Oberteil zum Beispiel aus einer klappbaren Kombination aus rosa Buttondown- Hemd und blauem T-Shirt. Durch das Hoch- und Runterklappen des an der Front durch Faltung entstandenen Elements kann die Trägerin entscheiden, ob T-Shirt oder Hemd sichtbarer sein sollen. „Sämtliche für die Faltung benötigte Knicke sind in allen Kleidungsstücken durch Nähte gekennzeichnet“, macht die Designerin deutlich. Das gilt natürlich auch für die Hosen. Bei der Jeans-Chino-Hose fügte sie ein Chinohosenbein hinzu, das sich am Bund mit Gürtelschlaufen fixieren lässt und unterschiedliche Tragevarianten bietet.
Ihr karierter Blazer ist gleich in drei Varianten trag- und damit wandelbar: Als Blazer, bei dem sich das klappbare Element voluminös auf der linken Seite öffnet und kaum noch Spuren der Lederjacke erkennen lässt, oder mit nur einer hochgeklappten Hälfte des Lederjacken Revers. „Hierbei entsteht eine deutliche Teilung des Blazers, sowohl durch das Material als auch durch die Kragenform“, weist Sandra Eden auf das angewandte Prinzip hin. Gleichzeitig lässt sich das Revers der Lederjacke beidseitig hochklappen und verdeckt damit vollständig das Revers des Blazers. Rot, Rosa, Blau und Schwarz, Jeans, Leder, Jersey und Chinostoffe. Sandra Eden hat die typischen Farben und Materialen der Halbstarken- und Preppy-Mode gewählt. Nicht fehlen dürfen dabei zwei markante Elemente der Halbstarken-Mode aus den 1950er Jahren: Jeans und Lederjacke. Die Jeans ganz klassisch in Blau, aber auch in einem fast schwarzen Ton, so, wie auch für die klassische Lederjacke. Im Gegensatz dazu steht die Farbigkeit der Preppy-Mode: Pastellige Gelb-, Blau- und Rosatöne. Ein ebenso ikonisches Element: das Button-down Hemd. Es taucht in ihrer Kollektion ebenso auf wie der traditionelle Blazer. Der kommt statt im klassischen Blau allerdings rot-blau kariert daher. „Er bildet eine Brücke, greift die typisch blaue Blazer Farbe auf und erinnert entfernt an das bei Preppy-Trägern beliebte Madras Muster, jedoch auch an die zum Teil von Halbstarken getragenen Karohemden“, so die Studentin, die zwischen Bachelor und Master ein Praktikum bei Nobi Talai in Berlin einschob, bei der Fashion Week als „Dresser“ helfen durfte und durch den FASH Award an einem Workshop zu 3D-Schnitttechnikprogrammen teilnehmen konnte. Mit diesen Erfahrungen im Gepäck und frisch aus der Hauptstadt zurück, startet Sandra Eden jetzt in Bielefeld wieder durch.
FACHHOCHSCHULE BIELEFELD:
BACHELOR- UND MASTERSTUDIENGANG MODE
Der Kosmos Mode ist Gegenstand des Bachelor- und Masterstudiengangs Mode am Fachbereich Gestaltung – der einzige staatliche Standort dieser Studienrichtung in Nordrhein-Westfalen: von der ersten Idee bis hin zur finalen Kollektionsgestaltung. Neben Technikmodulen wie Experimentelle Schnitttechnik oder Drapieren gibt es gestalterische und wissenschaftliche Lehrinhalte wie etwa Modellgestaltung, Modeillustration, Fotostyling, Kunst-, Kultur- und Kleidungsgeschichte sowie Textil- und Warenkunde. Mappenberatung Mode für SchülerInnen und Studieninteressierte: 16.10. von 14 bis 16 Uhr.
www.fh-bielefeld.de
FACHHOCHSCHULE DES MITTELSTANDS (FHM):
FASHION MANAGEMENT
Die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) bietet seit einem Jahr das Bachelorstudium Fashion Design an ihren Standorten in Bielefeld und Pulheim an. Der Studiengang richtet sich an Interessierte, die sowohl ihre eigene Kollektion entwerfen wollen als auch die Vermarktung dieser erlernen möchten. Infoabende zu Studiengängen und –inhalten jeweils jeden ersten Dienstag im Monat (1.10., 5.11, 3.12.) um 17:30 Uhr.
www.fh-mittelstand.de