Er steht nicht gern im Mittelpunkt. Auch angesichts seiner Foto-Ausstellung, die in 50 Formaten 40 Jahre Theaterlabor einfängt, ist das nicht anders. „Ich bin lieber hinter meiner Kamera“, betont Tom Dombrowski „Beruflich bin ich dann aber auf eine Truppe Verrückter gestoßen, die nichts lieber macht, als sich zu präsentieren“, wie er schmunzelnd feststellt. Fast die gesamten 40 Jahre begleitete er das Ensemble des Theaterlabors als Fotograf.
Es war ein echter Glücksfall für den heute 69-Jährigen, der zur Gründergeneration des Theaterlabors sowie von Artists Unlimited zählt. Zum Theaterlabor kam er durch Zufall. „Agamemnons Enkel“ wurde damals von der Uni Bielefeld verfilmt. „Wir hatten die Erlaubnis auf der Baustelle des Städtischen Krankenhauses – es wurde damals gerade gebaut – zu drehen“, erinnert sich Tom Dombrowski an die moderne Inszenierung durch das Theaterlabor. Er sprang als ‚Standbildfotograf‘ ein, machte die Fotos und entwickelte sie noch in der Nacht. Für ihn ein Volltreffer. „Ich wusste sofort: Das ist das, was ich will!“ Dass es der Startschuss für eine bis ins Rentenalter reichende abwechslungsreiche berufliche Laufbahn sein sollte, war damals allerdings nicht absehbar. „Wir haben von Jahr zu Jahr gedacht und geplant“, erklärt der Fotograf, der an der Fachhochschule Bielefeld sein Fotografie-Studium absolvierte und Bildgestaltung von der Pike auf lernte. Beim Theaterlabor war er jedoch überall dabei. Er kümmerte sich um die Licht- und Tontechnik, übernahm die Grafikarbeiten und war als Bühnenbildner aktiv. „Und da wir mit dem Theaterlabor viel unterwegs waren, in Deutschland und der Welt, habe ich auch den LKW gefahren und Kisten geschleppt“, erinnert er sich. Eine für ihn auch im Rückblick spannende Zeit. Die Foto-Ausstellung zum 40. Jubiläum des Theaterlabors ist nicht nur eine Zeitreise durch die Geschichte des Theaterlabors, sondern auch ein ganz persönlicher Rückblick.
Die Bildauswahl für die Ausstellung war nicht einfach „Es war ein innerer Kampf mit mir selbst. Es gibt eben Bilder mit Kultwert oder Kulturwert. Das liegt oft nah beieinander, ist dann aber doch sehr unterschiedlich“, wie Tom Dombrowski feststellt, der immer auf der Suche nach dem perfekten Moment war. Den Augenblick, der über sich selbst hinausweist. Im Theaterlabor nutzte er die Proben, um sich den Schauspielerinnen zu nähern, um eine Geste oder einen Gesichtsausdruck einzufangen, der eine besondere Wirkung entfaltet und in dem die gesamte Inszenierung zu finden ist. „Diese Momente sind oft sehr kurz“, weiß Tom Dombrowski, der sich oft fragte, ob die Schauspielerinnen
im richtigen Licht und er an der richtigen Position standen, um diese Spannung, die Emotionen, die Dramatik oder den Witz in den Gesichtern einzufangen. „Theater ist schließlich eine dunkle Sache.“ ✔
TIPP:
Die Ausstellung läuft bis Ende 2023 und kann an allen Aufführungstagen im TOR 6 Theaterhaus besichtigt werden.
www.theaterlabor.eu
Foto: TOM DOMBROWSKI