Wandern in Bielefeld – das kann ganz schön sportlich sein. Auch Marcel Lossie macht beim Wandern im Grüngürtel von Bielefeld Tempo. Manchmal ist er beim Hermannslauf sogar vor Elias Sansar im Ziel. „Allerdings nur, weil ich schon drei Stunden vorher gestartet bin“, sagt er augenzwinkernd. Und noch etwas unterscheidet ihn von dem zwölffachen Sieger des Teutolaufes. Marcel Lossie läuft nicht, er wandert. Beim Hermannslauf geht er für Fruchtalarm für den guten Zweck an den Start.

Zusammen mit Marcel Lossie durch Bielefeld wandern.

Nach dem Start am Detmolder Hermannsdenkmal folgt nach 31,1 Kilometer der Zieleinlauf an der Bielefelder Sparrenburg. „Je Kilometern ein Euro, das war unser Ziel“, erklärt Marcel Lossie, der 2013 mit acht Jungs, alle relativ unsportlich, das Team Fallobst gründete. Wanderschuhe und „Fallobst-Shirts“ waren schnell organisiert. „Unser damaliges Gesamtgewicht betrug rund eine Tonne.“ Seitdem hat sich viel getan: Seine überflüssigen Kilos hat er abtrainiert und mit dem Team Fallobst für „Fruchtalarm“ seit 2014 rund 100.000 Euro erwandert. Geld, das an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen zugutekommt. Was als kleines Projekt startete, ist inzwischen eine feste Größe. So, wie seine Wanderschuhe, die Marcel Lossie immer griffbereit hat.


Gartentor auf und raus ins Grün. Er wohnt quasi direkt am Hermannsweg. Um die 3.000 Kilometer legt er pro Jahr zurück. Etwa 2.000 im Teuto und 1.000 auswärts. „In der Phase, in der ich abnehmen wollte, habe ich bei Strecken zwischen 20 und 30 Kilometern 7 Kilometer in der Stunde gemacht, inzwischen hat sich das auf 6 Kilometer eingependelt“, erzählt Marcel Lossie, der lieber in der Natur unterwegs ist, als sich auf ein Laufband zu stellen, um Strecke zu machen. Er hört auch keine Musik oder Podcasts beim Wandern, sondern genießt die Stille. Wandern entspannt. Als der Wald corona-bedingt im letzten Jahr gut gefüllt war, hat er so manche Wanderung in die Abendstunden verlegt. „Besonders schön ist das Wandern bei Vollmond“, so Marcel Lossie, der dann bei Sonnenuntergang startet.

In Zeiten von Corona hat er auch geschäftliche Walking-Meetings für sich entdeckt. „Man ist an der frischen Luft und fokussiert sich viel stärker aufeinander“, lautet sein positives Resümee. Auch seiner Yoga-Gruppe hat er bereits Lust aufs Wandern gemacht und durch den Wald geführt. Ohne die Augen vor den Waldschäden zu verschließen. „Leider hat das Fichtensterben in den letzten zwei, drei Jahren massiv zugenommen“, so seine Beobachtung. Den Blick für die Natur schärfen, sich im Frühjahr über den duftenden Bärlauch, der sich im Wald ausbreitet, freuen – Marcel Lossie schätzt die vielfältigen Aspekte des Wanderns. Und hat längst viele Lieblingstouren. So lädt rund um die Galgenheide eine vier Kilometer lange Familien-Wanderung dazu ein, sich in die Natur zu begeben. „Gut beschildert, da haben Kinder viel zu gucken und an der Ruine des Jostbergklosters kann man nett picknicken“, erzählt der engagierte Bielefelder, der sich bereits auf eine Picknicktour mit seiner Familie freut und dessen Lieblingsort der Turm der Hünenburg ist. „Hier kann man 30 bis 40 Kilometer wandern ohne einen Weg zweimal zu gehen.“ Überhaupt begeistern ihn die vielfältigen Variationsmöglichkeiten, die der Teuto bietet. „Es wird nie langweilig und man kann sich auch bei Länge und Schwierigkeitsgrad flexibel auf die Mitwanderer einstellen.“ Egal, ob Bergmannsweg, der an der Schwedenschanze vorbeiführt und einer alten Zeche seinen Namen verdankt oder Hermannsweg, der von Rheine bis zu den Externsteinen reicht und Olderdissen streift. „Ich bin jede Woche drei bis vier Mal unterwegs“, erklärt Marcel Lossie. „Das Wandern gehört längst zu meinem Alltag dazu.“

HERMANNSLAUF

Der Hermannslauf findet aufgrund der aktuellen Lage in diesem Jahr Ende April zum ersten Mal virtuell statt. Aber ein Termin für den Präsenzlauf steht bereits fest: Am 10.10.2021 sollen die Läufer*innen wieder gemeinsam an den Start gehen können.
www.hermannslauf.de

NEUE WANDER-APP

Weg für Genießer

Die neue Wander-App „Weg für Genießer“ hält Kartenmaterial für Wanderer und Radfahrer für sechs Touren auf einer Strecke von rund 100 km bereit, um die landschaftlich und kulturell reizvollen Gebiete von Halle (Westf.), Werther (Westf.), Borgholzhausen, Steinhagen und Versmold zu erleben. An interaktiven Wegpunkten des Rundwegs signalisiert das Smartphone, dass es etwas zu entdecken gibt. Wer seine Smartphone-Kamera dann auf ein bestimmtes Motiv richtet, profitiert dank moderner AR-Technologie von interaktiven Inhalten zum Standort. So lassen sich beispielsweise geschlossene Museen und Kirchen virtuell öffnen. „Außerdem kann ich an diesen Stellen wie mit einem Hubschrauber aufsteigen und mir aus luftiger Höhe einen Überblick über die Orte oder die Natur verschaffen“, sagt Entwickler und Designer Markus Stein von ID Kommunikation Stein aus Werther. Die App ist ab sofort im AppStore (iOS) und bei Google Play (Android) verfügbar.

BIELEFELD UND SEINE WANDERWEGE

Wer in und um Bielefeld wandern möchte, kann dies auf eigene Faust oder auch in Begleitung tun. Hier einige Tipps für alle, die es rauszieht:

  • www.wege-erleben.de – geführte Wanderungen mit Renate Dyck
  • www.teutonavigator.com – Touren, Wandern, Radfahren und Ausflugsziele mit der interaktiven Karte für die Urlaubsregion Teutoburger Wald
  • www.komoot.de – Wandern deutschlandweit, aber natürlich auch rund um Bielefeld. 20 Wandertouren im Teuto, mit interaktiver Karte
  • www.teutoburgerwald.de – Infos zu Wanderrouten, zum Radfahren und zu Gesundheit und Wellness in der Region