Sebastian Pachel
Musiker, Panflötist
Der aufblasbare Hüpfball musste tatsächlich in der Anfangsphase meiner „Panflöten-Karriere“ herhalten, da ich mir eingebildet habe, durch tägliches Aufblasen eines 80 cm Hüpfballs mein Lungenvolumen signifikant zu vergrößern. Außer diverser Schwindelanfälle habe ich allerdings nicht viel gespürt und heute weiß ich natürlich, dass eine gute Spieltechnik und gute Atemkontrolle die entscheidenden Faktoren sind.
Für mich persönlich gab es eigentlich nie „das Straßenmusik-Klischee“. Und obwohl die Andenmusiker aus Peru heute kaum noch zum Straßenbild in Deutschland gehören, muss ich dem Klischee häufig entgegenwirken. Aber ich schätze auch sehr die Wurzeln und die unterschiedlichen Ursprünge der Panflöte auf den verschiedenen Kontinenten und finde es spannend, diese historischen Bezüge zu erforschen. Allerdings habe ich mich von Beginn an der rumänischen Form der Panflöte gewidmet. Ich wusste, dass ich mich dem Klangbild der „westlichen“ klassischen Musik nur mit dieser Variante nähern kann, die schon Gheorghe Zamfir so populär gemacht hat.
Yoga hat meinen Alltag als Panflötist wirklich positiv beeinflusst. Für mich als Musiker mittlerweile unabdingbar zur Förderung der Atemkontrolle,
zur Verbesserung von Flexibilität und Körperbeherrschung, zum Stressabbau und zur Entspannung und Fokussierung. Die täglichen Übe Sessions am Instrument erfordern in der Regel stundenlanges Stehen, was zu Verspannungen und muskulären Ungleichgewichten führen kann. Da helfen mir Yoga und Meditationsübungen. Übrigens auch bei den Aufnahme-Sessions für die neue CD. Durch den Lärmpegel in der Dresdener Innenstadt haben wir das Bach-Konzert nämlich um 3 Uhr in der Früh eingespielt.
Panflöten sind ja bereits vor tausenden von Jahren aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Ton oder Knochen in verschiedenen Kulturen auf der Welt entstanden. Die Wahl der Materialien beeinflusst den Klang der Panflöten maßgeblich. Ich habe mir Panflöten aus Bambus, Holz und Messing bauen lassen. Die Idee bei den Messing-Röhrchen war, dem Klang der Querflöte und der Orgelpfeife einer Kirchenorgel näher zu kommen. Allerdings gefallen mir die Klangeigenschaften einer Bambus-Panflöte nach wie vor am besten und entsprechen am ehesten der rumänischen Tradition.
Dass ich meine neue CD in der bedeutenden Kreuzkirche in Dresden aufnehmen konnte, war eine große Ehre für mich. Sie zählt mit ihren 92 Metern Höhe zum größten Kirchenbau Sachsens. Begleitet vom dortigen Kreuzorganisten, dem gebürtigen Bielefelder Holger Gehring, an der großen Jehmlich Orgel mit ihren über 6.200 Orgel-Pfeifen. Das neue CD-Album ist zu einem dreidimensionalen Hörerlebnis deutsch-französischer Musik mit einem Hauch Rumänien geworden. Ein wahres Erlebnis und ein tolles klangliches Ergebnis.
Dass ich handwerklich gern aktiv bin, hängt sicherlich mit meiner Neugier und Liebe zur Kreativität in verschiedenen Formen zusammen. Da ich den letzten Feinschliff meiner Panflöten am Mundstück immer selbst vornehme, was direkten Einfluss auf den Klang des Instrumentes hat, ist es natürlich von Vorteil, wenn man handwerklich nicht ganz ungeschickt ist. Denn weggefeilt ist weggefeilt.
Foto: Promotion