Prof. Dr. Andreas Beaugrand

Professor für Theorie und Gestaltung an der Hochschule Bielefeld und neuer Vorstandsvorsitzender der Stiftung Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut.

Seit mehr als 25 Jahren arbeite ich mit meinem Freund und Kollegen Franz Schaible zusammen, über dessen Netzwerk der Solidarität und seine Geschichte ich gerade an einem Buch arbeite. Franz Schaibles Netzwerk basiert auf den Grundprinzipien Solidarität, Nächstenliebe und humanistische Verantwortung. Das werde ich als Stiftungsvorsitzender selbstverständlich fortführen, um zur Lösung und Linderung der Probleme, die Arbeitslosigkeit und Armut mit sich bringen, beizutragen und hiervon betroffene und bedrohte oder in Not geratene Menschen zu unterstützen.

Die Symbolik, die mit der Schere verbunden ist, hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert. Sie wird oft mit Kreativität und handwerklichem Können in Verbindung gebracht (Couture), in der Kunst und Kulturgeschichte wird sie als Symbol verwendet, um traditionelle Formen oder Ideen ‚wegzuschneiden‘ oder zu dekonstruieren (Marcel Duchamp), um Normen in Frage zu stellen und Neues zu schaffen. Die Schere kann als Metapher für Trennung oder Teilung dienen oder für Gefahr oder Schäden durch Verletzungen oder Zerstörungen stehen. Diese unterschiedlichen Interpretationen verdeutlichen die Vielschichtigkeit der Scherensymbolik, ganz abgesehen von der für die Kluft zwischen Arm und Reich. Für mich ist die kunst- und kulturgeschichtliche Bedeutung die überzeugendste, die auch für mein ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich gilt.

Das seit 1908 geplante und am 16. Juli 1909 auf dem Altstädter Kirchplatz an der Stelle der vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Herzog von Preußen, dem späteren Großen Kurfürsten 1678 etablierten Legge installierte Leineweberdenkmal des aus Südtirol stammenden und an der Bielefelder Werkkunstschule lehrenden (künstlerisch überbewerteten) Bildhauers Hans Perathoner (1872–1946) porträtiert einen alten Jöllenbecker Weber, namentlich Heinrich Heienbrock. Das Denkmal soll mit der Figur des Leinewebers den Urtyp des Ravensbergers und Exponenten der Bielefelder Wirtschaftsgeschichte symbolisieren, verbunden mit einem Dank an das preußische Herrscherhaus, das seit dem Großen Kurfürsten als Förderer des heimischen Gewerbefleißes galt.

Die bronzene Monumentalität veranschaulicht Bürgerstolz und Herrschertreue im deutschen Kaiserreich, dessen Nationalpathos zunächst im Ersten und kurze Zeit später im Zweiten Weltkrieg tragischste Folgen hatte. Schon von daher ist es für mich nur schwer nachvollziehbar, dass diese Figur in Bielefeld nach wie vor allgegenwärtig ist und neben der Sparrenburg als offizielle Stadtwerbung eingesetzt wird. Das alles hat mit meiner Haltung zu Bielefeld rein gar nichts zu tun.

„Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos“, lautet der vortreffliche Spruch von Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow alias Loriot – siehe Wum mit Wendelin, „Mein Hund kann sprechen“ oder: „Hunde sind sprichwörtlich: Ein Hund wäscht den anderen, Morgenhund hat Gold im Mund, der Glückliche schlägt keine Hunde oder auch: Ich sei, gewährt mir die Bitte, bei euren Hunden der Dritte …“. Kurz: Inzwischen sind wir auf den dritten Hund gekommen. Nach Carla (1999–2010) und Kira (2010–2024) lebt seit Mai nun Lotti bei uns: sämtlich großartige Hündinnen – ganz große Klasse!

Ich liebe Bücher, das wissen viele, aber erst mit der Zeit ist mir klargeworden, dass das Buch ein Kulturprodukt ist, das „die Überwindung der Illiteralität zur Voraussetzung hat und die Entwicklung der geschriebenen Sprache zur Grundlage nimmt. Seine Verwendung als kommunikatives Mittel setzt eine Schreibkompetenz bzw. Drucktechnik und Lesefähigkeit voraus.“ (Vgl. Karl-Ernst Sommerfeldt, Günter Starke, Dieter Nerius (Hg.): Einführung in die Grammatik und Orthographie der deutschen Gegenwartssprache, Leipzig 1981, S. 23 f.) Genau das mache ich in meinem Leben, meiner Kulturarbeit und meiner Lehre: Kommunizieren, Kompetenzen und Schreib- und Leselust vermitteln, am liebsten am Beispiel von Kunst und Kultur.

Nach längerem Nachdenken bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Dummheit mich am meisten ratlos zurücklässt – gleichgültig, ob es sich um die von weltpolitischen Irrlichtern à la Putin, Trump & Co., Verschwörungs„theoretikern“, Coronaleugnern, Neonazis, einfach nur Ungebildeten („Nein, ich lese nicht.“) oder Desinteressierten handelt. Im engeren Sinne bezeichnet Dummheit gemäß der Enzyklopädie der Dummheit von Matthijs van Boxsel und Anne Middelhoek (Frankfurt 2001) nämlich „die mangelhafte Fähigkeit, aus Wahrnehmungen angemessene Schlüsse zu ziehen bzw. zu lernen. Dieser Mangel beruht teils auf Unkenntnis von Tatsachen, die zur Bildung eines Urteils erforderlich sind, teils auf mangelhafter Intelligenz oder Schulung des Geistes oder auf einer gewissen Trägheit und Schwerfälligkeit im Auffassungsvermögen beziehungsweise der Langsamkeit bei der Kombination der zur Verfügung stehenden Fakten.“ In diesem Sinne bezeichnet Immanuel Kant den „Mangel an Urteilskraft“ als „das, was man Dummheit nennt“, und schließt daraus, dass „einem solchen Gebrechen … gar nicht abzuhelfen“ ist. Das macht mich tatsächlich ratlos.