BAHAREH ALAEI

in Bielefeld

„Die Kunst entfaltet sich immer in ihrem eigenen Kontext. Wenn man aber aus seinem gewohnten Umfeld, seiner Kultur und seinem künstlerischen Hintergrund herausgerissen wird und in eine völlig neue Umgebung eintaucht, braucht es Zeit, sich selbst neu zu finden. Es dauert, bis man an einem neuen Ort wieder Wurzeln schlägt“, sagt Bahareh Alaei. Mit dem Bielefelder Künstler Henning Bock präsentiert die aus dem Iran emigrierte Malerin jetzt in der Gemeinschaftsausstellung PASSIONEN ihre Arbeiten im BBK-Atelier in der Ravensberger Spinnerei.

Vor zwei Jahren hingen ihre Werke dort schon einmal nebeneinander. „So haben wir uns kennengelernt“, erzählt Bahareh Alaei. Sie zeigt malerische Arbeiten mit Acryl auf Leinwand sowie Portraits in Aquarelltechnik. Henning Bock stellt Steinskulpturen aus und ergänzt diese mit einer Auswahl von Tuschezeichnungen und Radierungen. Der bildnerische Schwerpunkt eint die beiden Künstler: Sie visualisieren innere Befindlichkeiten, die sie in der motivischen Darstellung von Köpfen, Gesichtern und Figürlichem zum Ausdruck bringen.

Nach ihrem Bachelorstudium der Bildenden Künste in Teheran unterrichtete Bahareh Alaei zunächst an der Fakultät für Beruf und Technik der ‚Fani Herfei‘ in Ardebil. Seit 2014 ist sie mit ihrer Familie in Bielefeld zuhause. Sie zog der Liebe wegen nach Deutschland. Ihren Mann, den iranischen Künstler Hamid Reza Ashayeri, der bereits seit 2001 in Deutschland lebt, lernte sie durch ein Uni-Projekt kennen. „Damals habe ich noch studiert“, erzählt Bahareh Alaei. Bereits ihr Fachabitur absolvierte sie mit dem Schwerpunkt ‚Bildende Kunst‘.

Eine Wahl, die eher ungewöhnlich war. Ihre Familie unterstützte den künstlerischen Weg ihrer Tochter von Anfang an. „Als ich erste Ausstellungen im Iran hatte, kaufte meine Schwester einige Arbeiten. Darunter auch mein Lieblingsbild, was sie mir heute für Ausstellungen leiht“, sagt Bahareh Alaei, die – noch in der Oberstufe – mit Tuschefarben begann, später dann zu Aquarell und Acryl wechselte. Auch die Motive veränderten sich im Laufe der Zeit. Frauen und ihre Lebensräume beschäftigen die 45-Jährige heute. „Nicht, weil ich das Thema bewusst gewählt habe“, so die Malerin, „vielmehr, weil das Thema mich gewählt hat.“ Frauen aus ihrem ursprünglichen kulturellen Kontext inspirieren sie ebenso wie Frauen, die ihr in ihrer neuen Heimat begegnen. Künstlerisch in Deutschland aktiv zu sein, fordert Bahareh Alaei auf unterschiedlichen Ebenen. „Wenn ich nicht male, fühle ich mich so, als hätte ich etwas verloren“, bringt sie ihr Bedürfnis, sich künstlerisch auszudrücken, auf den Punkt. Und so organsiert sie ihren Alltag als zweifache Mutter so, dass es Freiräume für kreatives Schaffen gibt – mal morgens, wenn die Kinder in der Kita sind oder abends, wenn Ruhe ins Haus einkehrt. „Ich muss die Zeit organisieren“, sagt sie lächelnd. „Denn Kunst erfordert Übung, Ausdauer und kontinuierliches Schaffen.“ Längere Pause versucht sie zu meiden. „Sie können einen eher zurückwerfen als voranbringen“, findet sie. „Wer ein Instrument spielt, muss schließlich auch in Übung bleiben und spielen.“ ✔

TERMIN:
Bahareh Alaei / Henning Bock
PASSIONEN
Zeichnung – Aquarellund Acrylmalerei – Druckgrafik – Skulptur
1.6. – 29.6.25, Sa. – So.: jeweils 15 – 18 Uhr
Eröffnung: 1.6., 15 Uhr
BBK-Atelier / Ravensberger Spinnerei (4. Stock, mit Fahrstuhl)