WERTVOLLER ALS GOLD
Nichts geht ohne Wasser. Es ist die Grundlage allen Lebens – und ein Menschenrecht. Das erklärte zumindest die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 28. Juni 2010. 122 Staaten stimmten der Erklärung zu, aber immerhin 41 Länder enthielten sich.
„Einwandfreies und sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung“ wie es in der UN-Erklärung heißt, ist für Millionen Menschen nur ein ferner Traum. Auch wenn die Erde der blaue Planet genannt wird, sind nur 0,3 Prozent der Wasservorkommen tatsächlich Trinkwasser. Und diese Ressource ist über den Globus sehr ungleich verteilt. Während Wasser in Deutschland wie selbstverständlich aus dem Hahn kommt, haben 663 Millionen Menschen auf der Welt gar keinen Zugang zu sauberem Wasser. Oft fehlt es an ausgebauten Brunnen, Wasserleitungen, Wasserspeichern sowie Aufbereitungsanlagen für Trinkwasser. Und in manchen Teilen der Welt ist Wasser eine ebenso hart umkämpfte Ressource wie beispielsweise Öl. In Anbetracht der Klimakatastrophe mit der zunehmenden Ausbreitung der Wüsten (Desertifikation) gehen Experten davon aus, dass die Anzahl der bewaffneten Konflikte um das kostbare Nass ansteigen wird.
Extremer Wassermangel ist für viele Menschen Alltag. Dürreperioden, niedriger Grundwasserpegel und fehlender Wasserspeicher im Boden können dramatische Folgen haben. Während bei uns in Deutschland Trinkwasser zu den am striktesten kontrollierten Lebensmitteln gehört, steht Menschen in Teilen der Südhalbkugel – wenn überhaupt – nur verunreinigtes Wasser zur Verfügung, das aus offenen Brunnen oder Wasserlöchern geschöpft wird. Durch Keime im Wasser infizieren sich die Menschen mit Durchfallerkrankungen wie Cholera und Ruhr oder erkranken an Typhus und Polio. So sterben aufgrund von verunreinigtem Wasser und schlechten Hygienebedingungen jedes Jahr 842.000 Menschen.
Die meisten Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu Sanitäreinrichtungen haben, leben in Afrika südlich der Sahara sowie in Süd- und Ostasien. Weltweit haben 2,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer Toilette. Menschen in ländlichen Gebieten sind davon stärker betroffen als Menschen, die in Städten leben. Noch immer ist die Wasserversorgung der Familie Frauen- und Kinderarbeit.
Nicht nur ein Knochenjob. Die nächste Wasserstelle ist oft kilometerweit entfernt und der Weg führt über unwegsames oder gefährliches Gelände. Bis zu sechs Stunden müssen Frauen und Kinder aufwenden, um Wasser für das Allernotwendigste zu holen. Das bedeutet, dass die Kinder nicht zur Schule gehen und Frauen keiner bezahlten Arbeit nachgehen können. Auch wenn sauberes Trinkwasser und Sanitärversorgung als Ziel Nr. 6 der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) formuliert wurde, dreht sich der Teufelskreislauf der Armut immer weiter. Um diesen zu durchbrechen, bedarf es ernsthafter und konsequenter Anstrengungen der gesamten Weltgemeinschaft. Denn das von der UN formulierte Menschenrecht ist weder rechtlich bindend noch einklagbar.