FUSSBALL – EIN GANZ BESONDERES PRODUKT

Es ist kein Job wie jeder andere. Wer im Bereich Profifußball tätig ist, arbeitet unter anderen Bedingungen. Fußball ist unberechenbar. Das macht seinen Reiz aus. Es liegt immer im Bereich des Möglichen, dass der Tabellenletzte den Spitzenreiter schlägt. „Die Arbeit ist natürlich einfacher, wenn man auch sportlichen Erfolg hat“, sagt Nico Luft, seit Februar 2023 Abteilungsleiter Vertrieb beim DSC Arminia Bielefeld. „Wir arbeiten daran, unseren wirtschaftlichen Erfolg möglichst unabhängig vom sportlichen Geschehen zu machen. Dadurch können wir manche Themen auch ein Stück weit besser beeinflussen.“

Erfolg ist dabei subjektiv, die Ziele individuell. „Wenn ein Spitzenverein in der 1. Liga ein paar Spiele hintereinander nicht gewinnt, ist das ein Drama. Bei anderen Clubs gehört es zur Normalität“, sagt der 35-Jährige, dessen Aufgabe es ist, das Produkt Fußball zu vermarkten. Der Fußball-Romantiker in ihm hört diesen Begriff nicht so gern, aber als Vertriebler weiß er selbstverständlich, dass ein Verein wie Arminia Bielefeld ein Wirtschaftsunternehmen ist und in professionellen Strukturen arbeiten muss. „Das ist eine Gratwanderung, aber der Fußball bietet ein emotionales Umfeld“, unterstreicht Nico Luft. „Wir bringen Unternehmen zueinander und bieten eine Plattform zum Netzwerken. Über den Fußball kommt man immer ins Gespräch.“ Und gerade beim Fußball ist es das emotionale Umfeld, das dafür sorgt, dass sich auch einmal wildfremde Menschen aus Freude in den Armen liegen.

Wie der neue kaufmännische Geschäftsführer Christoph Wortmann kam Nico Luft Anfang 2023 vom Erstligisten Bochum zu Arminia und wurde natürlich von vielen mit der These von der Nicht-Existenz der Stadt konfrontiert. „Ich habe Bielefeld trotzdem gefunden. Das hat ganz gut geklappt“, lacht der gebürtige Dortmunder, „und ich war überrascht, dass die Region neben der durchaus bekannten starken Wirtschaft auch eine so große Start-up-Szene vorzuweisen hat. Als Verein mit begrenzten finanziellen Mitteln sind wir immer auf der Suche nach kreativen Lösungen.“ Und die fanden sich auf der Hinterland of Things.

FUSSBALL TRIFFT START-UP

Auf der alljährlichen Veranstaltung der Founders Foundation, die Unternehmen und Gründer*innen zusammenbringt, lernte der engagierte Vertriebler die Gründer vom Bielefelder Start-up VisionAI kennen. Daraus entstand rasch eine Zusammenarbeit mit dem Ziel, den Online-Fanladen mit Hilfe von automatisierten Prozessen kundenfreundlicher zu gestalten. „Der etwas rebellische Ansatz von VisionAI hat uns überzeugt. Die Gründer wollen den großen Online-Anbietern nicht das Feld überlassen und mit ihren digitalen Lösungen auch kleineren Unternehmen einen professionellen Online-Shop ermöglichen. Außerdem haben die Gründer selbst eine Affinität zu Arminia“, sagt Nico Luft. Die Umsetzung erfolgte binnen weniger Monate. Mussten zuvor präzise Suchbegriffe zu den Produkten eingegeben werden, reichen jetzt einfache Schlagwörter, um den passenden Produktvorschlag zu bekommen. Weil die KI immer weiter dazulernt, werden auch zueinander passende Artikel oder Saisonartikel je nach Jahreszeit angezeigt. „So verbessern wir stetig das Shopping-Erlebnis für die Fans“, freut sich der frisch gebackene Familienvater.

Die Heimspiele verfolgt Nico Luft wie seine Kolleginnen und Kollegen im Stadion. „Natürlich bin ich auf der Tribüne auch emotional, das ist aber auch ganz normal, wenn man in diesem Job arbeitet. Niederlagen machen das Wochenende sicher nicht besser.“ Insbesondere die hohe Identifikation der Menschen mit Arminia begeistert ihn in seinem neuen Umfeld am meisten. Und untermauert diese Loyalität mit Zahlen aus den Abteilungen Ticketing und Merchandising: „Wir haben 10.000 Dauerkarten verkauft. Das ist Rekord für uns in der 3.Liga. Zu Auswärtsfahrten begleiten uns durchschnittlich 2.000 Fans. Der Umsatz der Merchandising-Artikel ist im Vergleich zur vergangenen Zweitliga-Saison um 20 Prozent gestiegen und der Trikotverkauf um 16 Prozent.“ Und das, obwohl die Hinrunde aus sportlicher Sicht nicht optimal gelaufen ist. „Es ist toll, wie sich die Mannschaft auf und neben dem Platz präsentiert. Die Spieler sind bei vielen Fan-Veranstaltungen und sind sich für keine Aktion zu schade – im Gegenteil. Auch der Trainer ist sehr nahbar und bodenständig. Vielleicht hat diese Nähe in den vergangenen zwei Jahren gefehlt. Ich habe den Eindruck, dass hier gerade die Weichen dafür gestellt werden, dass etwas ganz Besonderes entsteht.“ ✔