Plakatkunst statt Werbung
Studierende des Fachbereichs Gestaltung haben Plakatmotive zur Corona-Pandemie entworfen. Eine Jury wählte 15 Motive auf, die jetzt auf großen Plakatflächen in Bielefeld, Minden, Herford, Gütersloh und Osnabrück zu sehen sind. Während Museen geschlossen sind und ihre Ausstellungen virtuell begehbar machen, holt die FH Bielefeld mit dieser Aktion die Kunst nach draußen. Ganz „corona-konform“ kann man sie allein oder zu zweit erkunden.
Zwei Hände nähern sich, davor der Schriftzug „Auf Wiederspüren“. Ein anderes Motiv ist der „Klopapierkönig“, ein schwarz-weiß-Foto, bei dem ein Mann stolz auf einem Berg Klopapierrollen sitzt. Ein weiteres Plakat wird sogar „lebendig“, wenn man es mithilfe einer App durch das Smartphone betrachtet. Die Motive stammen von Studierenden der Fachhochschule Bielefeld, die am Fachbereich Gestaltung Kommunikationsdesign, Mode, Fotografie und Bildmedien oder Digital Media and Experiment studieren.
Doch was steckt hinter der Aktion? Eigentlich hätte am 9. Mai der Tag der offenen Tür an der Fachhochschule (FH) Bielefeld stattgefunden. Corona-bedingt hat die FH die Großveranstaltung, zu der in den Vorjahren immer rund 7.000 Besucher kamen, abgesagt. Auch die Werbekampagne, unter anderem Radiospots und Anzeigen, wurde gecancelt. Mit einer Ausnahme: Bereits gebuchte Großflächenplakate in Bielefeld, Minden, Herford, Gütersloh und Osnabrück konnten nicht mehr storniert werden.
So entstand die Idee, den Studierenden Raum zu geben. „Dass es so kurzfristig gelungen ist, eine Ausstellung umzusetzen, ist dem hervorragenden Engagement der Studierenden, der Lehrenden und der Mitarbeiterinnen unserer Hochschulkommunikation zu verdanken“, freut sich die Präsidentin der FH Bielefeld, Professorin Dr. Ingeborg Schramm-Wölk.
Mit Professor Dirk Fütterer, Prodekan am Fachbereich Gestaltung, fand sie sofort einen Unterstützer, der ganz kurzfristig am 27. März, einen Blitzwettbewerb unter den Studierenden startete und an dem mehr als 40 angehende Gestalterinnen und Gestalter teilnahmen. Innerhalb einer Woche gab es über 60 Einsendungen, bereits am 6. April, tagte die Jury und wählte 15 Motive aus. An der Jurysitzung per Videokonferenz nahmen neben Vertreterinnen und Vertretern der FH Bielefeld auch Profis aus der Plakatgestaltung teil: Annik Troxler aus Basel und Götz Gramlich aus Heidelberg, beide Mitglied der A.G.I. – Alliance Graphique Internationale.
Da mehr als 15 Motive die Mitglieder der Jury überzeugten, landeten 16 weitere Motive des Wettbewerbs auf einer Shortlist. Sie werden, so wie auch die Plakatmotive, zusätzlich über die Social-Media-Kanäle des Fachbereichs veröffentlicht.
Inhaltlich geht es bei den Plakaten weniger um Appelle oder „Durchhalteparolen“, sondern um eine stille und subjektive Auseinandersetzung mit dem Corona-Virus sowie dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und uns persönlich. „Anstelle von Werbung sollen die Motive Gelegenheit zur Reflektion geben, zum Nachdenken anregen oder zur Besinnung anhalten“, so Professor Fütterer, der gemeinsam mit Professor Roman Bezjak, Dekan des Fachbereichs Gestaltung, für die Durchführung der Aktion verantwortlich war. „Ich war sehr angetan von der inhaltlichen und gestalterischen Vielfalt der Entwürfe. Es hat mich positiv überrascht, was die Studierenden ohne jegliche Betreuung in selbstständiger Arbeit in wenigen Tagen geschafft haben! Den jungen Plakatgestalterinnen und -gestaltern ist es gelungen, Bilder und Zeichen zu setzen, die unserer Sprachlosigkeit Ausdruck verleihen.“