Ein Jahr Kunstforum Hermann Stenner
„Was für ein Gewinn für Bielefeld!“ (Eintrag im Gästebuch vom 10.3.2019)
Seit einem Jahr ist Bielefelds Kunstdreieck komplett. Am 20. Januar 2019 öffnete das von der Goldbeck Stiftung getragene Kunstforum Hermann Stenner seine Türen. Im Jahr 2015 hatte die Stiftung die klassizistische ehemalige Villa Weber an der Obernstraße 48 gekauft, die seit 1930 der Handwerkskammer gehörte und um einen stilistisch passenden Anbau erweitert worden war.
Das Programm des ersten Jahrs: Hermann Stenner im Fokus
Eröffnet wurde das Kunstforum Hermann Stenner mit einer Ausstellung des 1891 in Bielefeld geborenen, bereits 1914 im Ersten Weltkrieg gefallenen Malers Hermann Stenner und seiner Zeitgenossen. „Hermann Stenner und seine Zeit“ zeigte über 220 Werke, vornehmlich aus der Sammlung Bunte sowie aus weiteren öffentlichen und privaten Sammlungen. Die ursprünglich bis zum 10. Juni geplante Laufzeit wurde wegen des großen Besuchersandrangs bis zum 18. August verlängert und fand mit 18.500 Ausstellungsbesuchen ihren Abschluss.
Aufgrund des deutlich gestiegenen Interesses an dem bisher in der Stadt und der Region noch nahezu unbekannten Maler wurde eine zweite Stenner-Ausstellung angeschlossen. Christiane Heuwinkel, die im April 2019 ihr Amt als künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des Kunstforums antrat, stellte unter dem Titel „Erst ordentlich Zeichnen lernen!“ ab dem 21. September den Maler als Zeichner vor. Die gemeinsam mit dem Sammlerpaar Hermann-Josef und Renate Bunte kuratierte Schau wird am 2.2.2020 zu Ende gehen und mit einer voraussichtlichen Zahl von knapp 6.000 Besuchen abschließen.
Das Ausstellungsjahr 2020: Die Welt in Farbe
Das Kunstforum Hermann Stenner widmet seine dritte Ausstellung dem Schweizer Künstler und Bauhauslehrer Johannes Itten (1888–1967). Übernommen aus dem Kunstmuseum Bern, zeigt „Johannes Itten: Kunst als Leben. Bauhausutopien und Dokumente der Wirklichkeit“ (8.3.–28.6.2020) zum ersten Mal Ittens utopisches Projekt, Leben und Kunst auf ganzheitliche Weise zu verschmelzen.
Mit der Folgeausstellung „Josef Schulz: Spectrum“ (23.8.2020–17.1.2021) zeigt das Haus seine Wandlungsfähigkeit. Der 1966 geborene, in Düsseldorf lebende Becher-Schüler Josef Schulz schafft Architektur-Räume voll spröder Poesie. Seine großformatigen, farbstarken Serien zur Architektur lassen das Kunstforum Hermann Stenner in neuem Licht erscheinen: offen, lichtdurchflutet, transparent. Schulz zeigt Grenzgebäude ohne Grenzverkehr, Tankstellen ohne Leuchtreklamen und Zapfsäulen sowie zeitgenössische Zweckarchitekturen als anonyme Skulpturen. Die Ausstellung gibt einen Gesamtüberblick über das fotografische Schaffen des Künstlers, der neben seiner Produktions- und Ausstellungstätigkeit in Deutschland u. a. auch in Israel und China ausstellte.